Seniorenbüro in Swisttal Senioren helfen Senioren

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · "Wir möchten, dass die Menschen möglichst lange in ihrer vertrauten Umgebung leben können", formuliert der ehrenamtliche Seniorenbeauftragte der Gemeinde Swisttal, Gerhard Endruschat, sein Ziel. Erreichen will der 60-Jährige das unter anderem durch das Projekt "Senioren helfen Senioren".

 Gerhard Endruschat hilft Beatrix Lerbs beim Schriftverkehr mit der Rentenkasse.

Gerhard Endruschat hilft Beatrix Lerbs beim Schriftverkehr mit der Rentenkasse.

Foto: Bettina Thränhardt

Seit mehr als einem Jahr engagieren sich 27 Ehrenamtliche für Senioren. In Heimerzheim und Buschhoven gibt es Seniorenbüros, die die Helfer koordinieren, darüber hinaus gibt es in allen fünf Swisttaler Orten feste Ansprechpartner für das Projekt. "Unsere Aufgaben sind so vielfältig wie das Leben selbst", sagt Endruschat. Die Ehrenamtlichen helfen beim Einkaufen, sie fahren Senioren zum Arzt oder ins Krankenhaus, gehen spazieren oder übernehmen kleinere Handwerksarbeiten. Ein Elektriker im Ruhestand gehört zum Team, ein anderer Helfer kümmert sich um PC-Probleme.

"Mein Wunsch wäre es, für jedes Problem einen Spezialisten zu haben", sagt Endruschat. Die Hilfe sei aber beschränkt auf Menschen, die sich keine professionelle Unterstützung leisten könnten. Konkurrenz zu den Firmen im Ort soll nicht aufgebaut werden. Die Helfer in allen Swisttaler Ortsteilen sind untereinander vernetzt und können sich gegenseitig vertreten. Außerdem kooperiert das Seniorenbüro Swisttal mit Rheinbach und Meckenheim, seit Kurzem besteht das offizielle Linksrheinische Seniorennetzwerks (LinSe) unter der Schirmherrschaft von Landrat Sebastian Schuster (der GA berichtete).

Auch der Seniorenbeauftragte selbst ist im Projekt "Senioren helfen Senioren" aktiv. So kümmert Endruschat sich um die Anfragen der Heimerzheimerin Beatrix Lerbs. Ihr Mann hatte einen Schlaganfall und kann den Schriftverkehr nicht mehr erledigen. Lerbs, die in Ungarn aufgewachsen ist, fühlte sich mit der Post von Versicherungen und Rentenkasse überfordert. "Ich hatte so einen Horror davor, dass ich nicht mal die Umschläge aufgemacht habe." Sie wandte sich an das Seniorenbüro in Heimerzheim, seitdem steht Endruschat ihr in bürokratischen Fragen zur Seite. So bringt er ihr ein Pflegetagebuch mit, in das sie eintragen kann, wobei ihr Mann Hilfe braucht.

Für das Gespräch mit dem medizinischen Dienst über die Pflegestufe ihres Mannes ist Lerbs damit gut vorbereitet. Endruschat ist Lerbs aber auch als Gesprächspartner wichtig geworden. "Wie eine schöne warme Dusche" seien die Gespräche für sie, sagt die 78-Jährige. Wenn Endruschat kommt, zieht er erst mal die schweren Holz-Rollläden hoch. Dann setzen sich beide an den Kamin, den Beatrix Lerbs mit Kleinholz aus ihrem eigenen Garten befeuert. Eine günstige Alternative zur Heizung, die wegen der hohen Ölpreise heute aus bleibt. Das Kleinholz hat die Seniorin trotz rheumatischer Beschwerden selbst gemacht.

Sie und ihr Mann bekommen nur eine kleine Rente, weil beide lange im Ausland gelebt haben. Ihr Mann war Entwicklungshelfer im Kongo, einige Jahre lebten sie auch in den USA und Kanada. Manchmal fehlen die Mittel für das Nötigste. Eine Dunstabzugshaube stand lange unbenutzt im Wohnzimmer, weil das Ehepaar sich keinen Handwerker leisten konnte. Auch hier konnte ein Ehrenamtlicher helfen. Beatrix Lerbs will aber nicht nur nehmen. Sie hat angeboten, für andere Senioren zu bügeln, sie zum Arzt zu fahren oder Lebensmittel für die "Tafel" abzuholen.

Gerhard Endruschat wurde für die ehrenamtliche Arbeit im Seniorenbüro Swisttal auch schon mit dem "Helfer Herzen" dm-Preis für Engagement ausgezeichnet. Der Drogeriemarkt und seine Kooperationspartner Naturschutzbund Deutschland, Deutscher Kinderschutzbund und die deutsche Unesco-Kommission wählten aus mehr als 10 000 Vorschlägen 1000 Projekte aus, die je 1000 Euro für ihre Arbeit bekamen. "Damit habe ich einen Topf, aus dem ich unbürokratisch helfen kann", freut sich der Heimerzheimer.

Senioren und Helfer können sich an die Seniorenbüros wenden: In Heimerzheim montags, 14 bis 16 Uhr, im Raum des Bürgerbüros gegenüber der katholischen Kirche; in Buschhoven montags, 14 bis 16 Uhr, im Bürgerbüro in der Raiffeisenbank am Toniusplatz 1. Der Seniorenbeauftragte der Gemeinde, Gerhard Endruschat, ist unter Tel. 02254 600999 oder endy-swisttal@t-online.de erreichbar.

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