Sarg-Discount in Heimerzheim Bestattungsunternehmen sorgt für Unmut

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Normalerweise freuen sich die Menschen über Schnäppchen. In Heimerzheim allerdings sehen die Bürger das Thema seit etwas mehr als einer Woche kritisch. Da machte Am Fronhof, einer beschaulichen Ladenzeile mit Blick auf die Kirche, ein Sarg-Discount auf. "Das war auch für uns völlig überraschend", sagte Swisttals Bürgermeister Eckhard Maack auf GA-Anfrage.

Schon vorher hatte es an gleicher Stelle eine Filiale eines Rheinbacher Bestattungsunternehmens gegeben. Was Bürgermeister, Ortsvorsteher und Anlieger stört, ist folglich nicht das Geschäft als solches. Dieses bietet anderen Bestattern die Möglichkeit, Särge günstig einzukaufen. Es geht um das Schaufenster, in dem jeweils drei Särge übereinandergestapelt sind, die mit Sonderangebotsschildern beklebt sind.

"Das ist grausam und makaber", meint Georgios Karamanlidis. Er betreibt direkt angrenzend einen griechischen Imbiss - mit genehmigter Außengastronomie. "Die Leute können ja hier nicht mehr essen mit Blick auf die Särge", sagt der Gastronom. Bis vor zwei Wochen sei das Schaufenster stilvoll dekoriert gewesen. "Aber das geht gar nicht. Das ist doch ein Beruf, der Diskretion erfordert", empört sich Karamanlidis.

Der Nachbar zur Rechten des Sarg-Discounts zeigt sich ebenfalls wenig erbaut über die neue Situation. "Wir werden von jedem Kunden darauf angesprochen, wie geschmacklos das ist", erzählt Jürgen Wichert. Gemeinsam mit seiner Frau Ute betreibt er einen Modeladen auf der kleinen Einkaufsmeile. "Wir sagen nicht, dass das Geschäft weg soll, aber das Schaufenster muss umgestaltet werden", so Wichert. Eine Lösung für beide Seiten strebt auch Hermann Leuning, Ortsvorsteher von Heimerzheim, an.

Denn: "Leerstände haben wir hier genug, hinzugekommen ist der Schlecker-Markt." Nach seinem Urlaub hätten ihn die Leute überrannt mit dem Thema. Und er habe Verständnis für den Unmut: "Die Särge werden hier angeboten wie eine Ramschware." Ab 99 Euro für das einfachste Modell. Den Rheinbacher Bestattungsunternehmer hat Leuning für ein persönliches Gespräch nicht erreichen können. Eine Mitarbeiterin des Unternehmers teilte dem General-Anzeiger am Montag mit, dass ihr Chef außer Haus sei.

Die Bedenken der Bürger hatte Leuning, wie berichtet, beim jüngsten Ortsvorsteher-Treffen Bürgermeister Maack mitgeteilt. "Wir haben beim Kreis eine bauordnungsrechtliche Überprüfung angestrengt", sagte Maack. Noch liege der Brief nicht vor, teilte Dirk Kassel von der Pressestelle des Rhein-Sieg-Kreises mit.

Nach Rücksprache mit der Bauaufsicht sei ein vergleichbares Angebot im Kreis aber nicht bekannt. "Wenn wir den Brief haben, werden wir uns vor Ort ein Bild machen und mit dem Gewerbetreibenden Kontakt aufnehmen", erklärte Kassel. Dabei gehe es auch um die Frage, wie das Geschäft ins Umfeld passe. Fraglich sei auch, ob die Nutzungsänderung genehmigungspflichtig sei.

Die Rechtmäßigkeit war es auch, die Maack zu seinem Brief an den Kreis, "der auf dem Weg ist", veranlasst hat. Trotzdem hat er auch eine private Meinung zu dem Thema. "Pietätvoll ist es nicht, Särge im Schaufenster übereinanderzustapeln", findet der Bürgermeister.

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