Unterbringung von Flüchtlingen in einem Heimerzheimer Pferdehof Reiter machen sich Sorgen

Swisttal-Heimerzheim · Kann man 50 Flüchtlinge in einem großen Raum in einem Pferdehof mit Reitschulbetrieb unterbringen? Kommt es da nicht zwangsläufig zu gefährlichen Situationen? Wer haftet, wenn Menschen und/oder Tiere zu Schaden kommen?

 Über den Boxen des Reitbetriebs von Werner Hippe (links) hat die Gemeinde Swisttal Flüchtlinge einquartiert. Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (M.) stellte sich den Fragen der Reiter. FOTO: AXEL VOGEL

Über den Boxen des Reitbetriebs von Werner Hippe (links) hat die Gemeinde Swisttal Flüchtlinge einquartiert. Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (M.) stellte sich den Fragen der Reiter. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Es waren keine einfachen Fragen, denen sich die Swisttaler Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner am Donnerstag im von Reitlehrer Werner Hippe und seiner Frau Margret geführten Betrieb im Gewerbegebiet an der Breniger Straße zwischen Pferdeboxen und Strohballen stellte.

Anfang Dezember hatte Eigentümer Günter Wolf der Gemeinde angeboten, ihr den nicht genutzten Raum oberhalb der Pferdeboxen, in dem früher mal ein Fitnessstudio eingerichtet war, für die Unterbringung von Flüchtlingen zu vermieten. Es kam zum Vertragsabschluss zunächst über sechs Monate.

Mittlerweile wohnen dort bereits zwei Familien mit Kindern. Laut Gemeinde sei es Sache des Eigentümers gewesen, den Pächter über die Planung zu informieren, wovon man ausgegangen sei. Was aber nicht geschah. So erfuhr Werner Hippe im General-Anzeiger von den Plänen. Wolf wollte sich auf Anfrage des GA nicht zu dem Thema äußern. Das sei "zu diffizil".

Im Reithof stehen in Boxen und im Offenstall 40 Pensionspferde, acht Schulpferde und sieben Ponys. Rings um den Hof befinden sich Paddocks. Hippe unterrichtet seine Schüler in der Reithalle.

Nun macht sich Hippe große Sorgen um seine Existenz, denn er befürchtet, dass Einsteller wegen der Flüchtlinge auf andere Reiterhöfe wechseln könnten. Er betont, dass er "absolut nichts gegen die armen Flüchtlinge" habe. In dieser Weise äußerten sich auch alle Reiter. Viele sahen es aber als sehr problematisch an, eine solch große Anzahl von fremden, nicht deutsch sprechenden Menschen in unmittelbarer Nähe des laufenden Reitbetriebs unterzubringen.

Viele Fragen der Reiter an Kalkbrenner bezogen sich auf mögliche Gefahren: Was passiert, wenn Flüchtlingskinder die Pferde füttern und diese dann eine Kolik bekommen? Wer zahlt die Tierarztrechnung? Was passiert, wenn es brennt, bei einem Anschlag auf die Flüchtlinge, wenn ein Pferd ein Kind tritt, wenn die Kinder die Pferde erschrecken oder antreiben? Konkret konnte Kalkbrenner diese Fragen nicht beantworten, sagte aber zu, die Haftungsfragen zu klären.

Klar sei, dass die Flüchtlinge den Pferdehof nicht betreten dürften. Sie gelangen über eine Außentreppe nach draußen. Dazu meinte eine Reiterin, die Kinder würden sich auch nicht von einer Kette abhalten lassen. Sie befürchte, sie würden sich den Tieren nähern, und dann könne es zu gefährlichen Situationen kommen.

Zum Thema Sicherheit sagte Kalkbrenner, die Gemeinde und der ehrenamtliche Helferkreis würden die Flüchtlinge täglich betreuen. Bisher habe es keine Konflikte gegeben. Wenn aber doch, stünden die Rufbereitschaft und ein Sicherheitsdienst bereit.

Einstellerin Marie-Luise Alef kritisierte, man sei vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Sie wird nun eine Liste erstellen, auf der die finanziellen Werte der einzelnen Pferde dokumentiert sind für den Fall, dass die Tiere zu Schaden kommen. Ein Reiter meinte, hier werde ein Traditionsbetrieb "kaputt gemacht". Eine Reiterin zu Kalkbrenner: "Sie sehen die Grundgefahr nicht."

Am Schluss sagte Kalkbrenner zu, nach Möglichkeit maximal 40 statt maximal 60 Menschen in dem Raum unterzubringen. Der Brandschutzingenieur des Rhein-Sieg-Kreises habe die Örtlichkeit schon besichtigt. Es müssten noch Brandschutztüren und ein zweiter Rettungsweg gebaut werden. Weiter sollen Schilder in arabischen Sprachen die Flüchtlinge darauf hinweisen, dass sie den Reiterhof nicht betreten dürfen. Und die Gemeinde werde sich verstärkt um andere große Objekte bemühen, damit man den Reiterhof nicht länger als sechs Monate belegen müsse. Versprechen könne sie dies allerdings nicht.

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