Mastanlage in Palmersheim Protest gegen "Putenhausen"

SWISTTAL/RHEINBACH · Lärm, Gestank, vor allem aber auch eine mögliche Gesundheitsgefahr durch Erreger und multiresistente Keime befürchtet die Bürgerinitiative "Frischluft statt Tierfabriken" mit Blick auf die beantragte fünfte Putenmastanlage in Euskirchen.

Im Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz geht es um zwei Gebäude einer neuen Anlage mit insgesamt 26.600 Putenmastplätzen an der Monikastraße (K 51) nahe Palmersheim.

In der Initiative engagieren sich auch Bürger aus Swisttal-Odendorf und Rheinbach-Oberdrees, da sie sich von den Plänen betroffen fühlen: "Odendorf liegt genau in Windrichtung, hat aber kein Vetorecht, da es nicht mehr auf Kreisgebiet liegt", erklärt Dorothee Kroll von der Bürgerinitiative.

"Die Betriebe rücken immer näher an die Ortsteile heran. Insgesamt sind rund 15.000 Menschen betroffen", schätzt sie. Entsprechend gut besucht war kürzlich eine Informationsveranstaltung, bei der die Bürgerinitiative Anwohner dazu motivierte, ihren Protest in Mails an die Stadt- und Kreisverwaltung zu bündeln.

Bei der Stadt ist der Widerstand inzwischen auch anderweitig angekommen. "Vertreter aller politischen Parteien haben erhebliche Bedenken zu der Genehmigung einer weiteren Putenmastanlage geäußert", benennt Berthold Rothe, Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauaufsicht, die Quintessenz der Diskussion im Umwelt- und Planungsausschuss.

Der Stadt Euskirchen kommt im Genehmigungsverfahren eine Schlüsselrolle zu, auch wenn der Kreis Euskirchen die Genehmigungsbehörde ist. Ingenieur Werner Crommen von der Immissionsschutzbehörde des Kreises und Kreissprecher Walter Thomaßen erklären das Prozedere: "Nach der Antragstellung im September haben wir die Behördenbeteiligung eingeleitet. Alle möglichen Fachdienststellen geben entsprechende Stellungnahmen ab. Wenn kein Veto gegen die Putenmastanlage eingeht, müssen wir die Genehmigung erteilen, da dem Vorhaben offenbar keine öffentlich-rechtlichen Vorschriften entgegenstehen", sagt Crommen.

"Der Stellungnahme der Stadt als Trägerin der Planungshoheit kommt besondere Bedeutung zu", ergänzt Thomaßen: "Euskirchen muss erst sein gemeindliches Einvernehmen zu der Anlage erteilen." Das Vorhaben betrifft den Außenbereich der Stadt, wo es keinen Bebauungsplan gibt. "Solche Anlagen gehören grundsätzlich auch in den Außenbereich", so Thomaßen. Ob die Anlage im konkreten Fall dort auch gebaut werden dürfe, müsse die Stadt aber als Einzelfallentscheidung gründlich prüfen.

Dabei spielten vor allem bestimmte technische Auflagen eine Rolle. Wenn die Anlage diese erfülle, müsse die Stadt sie auch genehmigen - Bürgerprotest hin oder her. Sollte die Stadt ihr Einvernehmen rechtswidrig versagen, wäre der Kreis in der Pflicht, Planrecht für den Bau der Anlage zu schaffen, erklärt Crommen weiter.

Was den Vorschub multiresistenter Keime durch Antibiotika-Einsatz angeht, relativiert Thomaßen die Befürchtungen der Bürger: "Diese Problematik ist keine der Massentierhaltung, sondern ein Hygieneproblem in Krankenhäusern. Trotz der bereits bestehenden Putenmast- und Legehennenbetriebe haben wir noch keine Häufung solcher Infektionen im Kreis beobachtet." Der Investor, Jobst von Schaaffhausen, verweist auf Anfrage auf mangelnde wissenschaftliche Belege für solche Gefahren, betont aber: "Wir werden so wenig Antibiotika einsetzen wie möglich, und das auch nur kurativ, nicht prophylaktisch."

Die neuen Ställe würden nach dem modernsten Stand der Technik geplant. "So investieren wir beispielsweise in zusätzliche Lüftungstechnik, um die Grenzwerte des Bundesimmissionsschutzgesetzes noch zu unterschreiten", sagt der Landwirt. "In Oberdrees und Odendorf kommt selbst unter Berücksichtigung von Windrichtungen nichts mehr an. Futter und Stroh für die Tiere stammen von den eigenen Flächen, auf denen dann auch der Putenmist wieder landet."

Zur Entscheidung über das Genehmigungsverfahren fehlen dem Kreis derzeit noch die Stellungnahmen der Stadt sowie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Die Stadt Euskirchen kündigt für Januar eine Bürgerversammlung an. Die Bürgerinitiative hofft derweil wie berichtet auf Unterstützung von Gesundheitsminister Daniel Bahr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort