Wahl in Swisttal Petra Kalkbrenner wird Bürgermeisterin

SWISTTAL · Es ist 18.50 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses in Ludendorf, als Petra Kalkbrenner die Arme in die Höhe reißt, die Fäuste ballt und ihren Parteifreunden ein langgezogenes "Jaaaaa" zuruft. Ihre Unterstützer antworten mit lautstarken "Petra-Petra"-Rufen.

Erste Gratulanten sind Ehemann Mario Mezger, der seine Frau fast gar nicht mehr aus der Umarmung entlassen will, und die zwölfjährige Tochter Ann-Kathrin. CDU-Chef Wolfgang Heller überreicht Blumen, und auch ihre Mitbewerberin Gisela Hein gratuliert.

Kalkbrenner holt 52,75 Prozent der Stimmen

Sekunden zuvor hat der Beamer das vorläufige Gesamtergebnis der Bürgermeisterinnen-Wahl in Swisttal auf die Leinwand geworfen: Die Christdemokratin Kalkbrenner, auch von der FDP unterstützt, holt 52,75 Prozent der Stimmen. Ihre von SPD und Grünen nominierte Mitbewerberin Gisela Hein schafft 47,25 Prozent. Die Differenz in absoluten Zahlen beträgt 401 Stimmen. Die Wahlbeteiligung liegt bei 50,1 Prozent.

Petra Kalkbrenner behält in acht von zehn Swisttaler Orten die Oberhand. Ihr stärkstes Ergebnis holt sie mit 72,4 Prozent in Ludendorf, gefolgt von Morenhoven, Miel und Dünstekoven mit jeweils gut 58 Prozent der Stimmen. In Odendorf (52,6 Prozent) und Heimerzheim (52,4 Prozent) gewinnt Gisela Hein die Stimmenmehrheit der Wähler.

Enttäuschung bei Gisela Hein

Erleichtert und überglücklich ließ sich Petra Kalkbrenner zunächst einmal ein Kölsch schmecken, ehe sie die zahlreichen Gratulationen entgegennahm. "Ich weiß aber auch, woran ich arbeiten muss", sagte sie im Hinblick auf ihr Ergebnis in Heimerzheim und Odendorf. Ihren Sachverstand als Juristin nimmt sie nun mit ins Bürgermeisteramt. Ob die frei gewordene Beigeordnetenstelle daher nun eine "technische" werden wird, darüber wird Kalkbrenner mit ihrer Fraktion und den Ratsgremien beraten.

Gisela Hein stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. "Für mich bricht keine Welt zusammen, aber ich denke vor allem an unser engagiertes Team", sagte sie. "Bei fünf Prozent mehr Wahlbeteiligung hätte ich gewinnen können. Doch leider ist es nicht gelungen, genügend Leute zu mobilisieren." Sie werde sich nun noch stärker im Rat einbringen und Petra Kalkbrenner "auf den Füßen stehen, ob sie ihre Versprechungen auch einhält".

Landtagsabgeordnete Ilka von Boeselager (CDU): "Die Bürgermeisterin muss die Hoffnungen der Bürger auf mehr Beteiligung an der Gemeindepolitik erfüllen. Die Umstrukturierung der Verwaltung ist eine dringende Aufgabe."

MdB Sebastian Hartmann (SPD): "Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt in einer Gemeinde, die nun mal keine SPD-Hochburg ist. Der von Tobias Leuning organisierte Wahlkampf war top."

"Guter Tag für Swisttal"

FDP-Ratsfrau Monika Wolf-Umhauer freute sich, dass die Swisttaler sich für "Sachverstand und Erfahrung in der Führung einer Gemeinde und einer Verwaltung entschieden haben". Die nötige Innovationsbereitschaft habe man bisher schon bei Petra Kalkbrenner gesehen, "aber sie konnte im Schatten ihres Chefs vieles nicht so angehen wie sie wollte".

Dieser Chef, Eckhard Maack, bewertete den Sieg Kalkbrenners, als "einen guten Tag für Swisttal". So werde nach seinem Ausscheiden Kontinuität in der Verwaltungsführung gewahrt. Dies sei ein großer Vorteil, denn Kalkbrenner kenne alle wichtigen Themen seit Jahren und habe eine guten Draht zu allen Fraktionen.

Ratsherr Udo Ellmer (Grüne): "Schade, Gisela Hein war eine gute Kandidatin. Die Wahlbeteiligung war wohl zu gering."

Karl-Heinz Peters, Ratsherr der BfS, machte seine Wählervereinigung mitverantwortlich für das Ergebnis, weil sie sich nicht für Gisela Hein positioniert habe. Dies hatten er und drei weitere BfS-Fraktionsmitglieder getan, was zu einem heftigen Streit innerhalb der BfS geführt hatte.

"Ein starkes Ergebnis auch für Gisela Hein"

Die BfS-Vorsitzende und Ratsfrau Ursula Muckenheim maß dem Ergebnis keine überragende Bedeutung zu: "Ich freue mich, dass Gisela Hein so viele Stimmen geholt hat. Aber die Politik wird eh im Rat gemacht."

CDU-Chef Wolfgang Heller hätte sich zwar ein besseres Ergebnis gewünscht, "aber Mehrheit ist Mehrheit". Er favorisiert als neuen Beigeordneten jemanden, der den technischen Sektor abdeckt.

Vizebürgermeister Manfred Lütz (CDU) sagte, Kalkbrenner werde Optimierungen im Rathaus sowie Projekte angehen, die auch realistisch umsetzbar seien.

SPD-Chef Tobias Leuning stellte fest, dass Gisela Hein im traditionell "schwarzen" Swisttal ein sehr gutes Ergebnis geholt habe. Die CDU habe kämpfen müssen wie noch nie, sie habe sogar die von der SPD gesetzten Themen "abgekupfert". Kreistagsmitglied Brigitte Donie (CDU): "Ein starkes Ergebnis auch für Gisela Hein. Petra Kalkbrenner steht für Bürgernähe und Veränderungen in der Verwaltung. Die müssen jetzt kommen." Während Ratsfrau Gertrud Klein (CDU) prophezeite, für die Swisttaler Bürger werde sich nach dem 21. Oktober vieles verbessern, kündigte Ratsherr Joachim Euler (SPD) an, man werde genau hinschauen, ob Kalkbrenner ihre Versprechungen auch halte.

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