Bank weigert sich, den Betrag zu erstatten Paar will Geld aus Diebstahl zurück

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Es ging ganz schnell und ohne viele Worte. Hilfesuchend wenden sich zwei junge Männer mit "gepflegtem Äußeren", wie Inge Schneider sich erinnert, an die 80 Jahre alte Heimerzheimerin. Zusammen mit ihrem Mann Matthias (81) ist sie im Rewe zum Einkaufen gegangen.

Einer der Unbekannten zeigt wortlos auf ein Produkt ganz oben im Regal. Verständlich machen kann er sich allerdings nicht. "Tut mir leid, ich weiß nicht, was sie wollen", sagt Inge Schneider mit Bedauern und geht zurück zu ihrem Mann, der sich in einem anderen Gang des Markts befindet. Kurz danach stellt sie an der Kasse fest, dass ihr Portemonnaie fort ist.

Die mutmaßlichen Diebe arbeiten flink: Wenige Minuten verstreichen, da sind 2000 Euro vom Konto der Schneiders futsch. Vom Geldinstitut zurückerhalten haben sie die Summe nicht. Nach Ansicht der VR-Bank Rhein-Erft haben die Karteninhaber ihre Sorgfaltspflicht "grob fahrlässig verletzt".

Inge und Matthias Schneider verstehen die Welt nicht mehr. "Als ich beim Gemüse war, hatte ich die Börse noch, da habe ich meine Brille gesucht", sagt Inge Schneider. Offenbar nutzen die Täter ihre Hilfsbereitschaft aus, um sich des Geldbeutels zu bemächtigten. Wie die Aufzeichnung der Heimerzheimer Filiale der VR-Bank Rhein-Erft belegt, heben sie in drei Minuten in drei Abbuchungen 200, 800 und 1000 Euro ab.

Als das Ehepaar sogleich in die etwa 500 Meter entfernte Bank eilt, um die Karte zu sperren, sind die Abhebungen schon geschehen. Ein Rätsel ist, wie die Täter das Konto in wenigen Minuten um 2000 Euro schmälern konnten, ohne die geheime, vierstellige PIN zu kennen. "Im Portemonnaie gibt es keinen Hinweis auf die PIN", sagt Inge Schneider. "Die ist so geheim, dass nicht mal ich sie weiß", meint Matthias Schneider.

Dass die Konteninhaber aber doch die PIN auf ihrer VR-Bankkarte notiert haben oder gemeinsam mit ihr verwahrt haben müssen, dies wirft die Bank dem Paar vor, wie aus dem Schriftverkehr hervorgeht, der dem GA vorliegt. Gemäß der "Sonderbedingungen für die VR-Bankkarte" übernimmt das Geldinstitut den entstandenen Schaden nur, wenn die "Sorgfalts- und Mitwirkungspflichten" eingehalten worden sind, teilte die Bank den Heimerzheimern, nach eigenen Angaben seit 60 Jahren Kunden der Genossenschaftsbank, nach Prüfung des Sachverhaltes mit.

Alle drei Abbuchungen seien ohne Fehlversuche bei der PIN-Eingabe vonstatten gegangen. "Demnach waren alle Verfügungen nur unter Kenntnis der PIN möglich", resümiert das Unternehmen. Gegenüber dem GA wollte sich die VR-Bank Rhein-Erft nicht äußern. Die Schneiders indes sind "enttäuscht und fassungslos" nach einer "über 60 Jahre andauernden Partnerschaft" mit der Bank als "Lügner" hingestellt zu werden, wie sie sagen. Sie erwägen nun, sich einen Anwalt nehmen, um ihr Geld zurück zu bekommen.

Dass solch eine Betrugsmasche, die Trickopfer abzulenken, derzeit gang und gäbe ist, berichtet die Bonner Polizeipressesprecherin Ruth Braun. "Die Täter gehen arbeitsteilig vor", weiß die Polizeihauptkommissarin. Sie rät dazu, Wertsachen stets eng am Körper zu tragen - wenn möglich, in der Kleidung gesichert. Und: "Wenn Sie von Unbekannten angesprochen werden, ist es wichtig, weiterhin die Distanz zu wahren." Verstärkt setzten die Diebe in der vergangenen Zeit auf die Hilfsbereitschaft ihrer Opfer.

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