Eigene Nähstube im Pfarrzentrum Sankt Petrus und Paulus Odendorferinnen restaurieren Messgewänder

SWISTTAL-ODENDORF · Hochkonzentriert sitzen Maria Michels und ihre Schwester Therese Bieberstein an einem langen Tisch in der ersten Etage eines kleinen Zimmers im katholischen Pfarrzentrum Sankt Petrus und Paulus in Odendorf. Vor ihnen auf dem Tisch liegt ein beigefarbiges Messgewand, dessen braunfarbige Stickerei am Bauch ein wenig abgenutzt wirkt.

 Expertinnen für liturgische Gewänder: Der Paramentenkreis in Odendorf näht seit vielen Jahren Messgewänder und bessert sie aus. Im katholischen Pfarrzentrum treffen sich ) Margarete Contemprée (v.l.), Maria Michels und Therese Bieberstein. Sie zeigen ein Messgewand zu Ehren des heiligen Michael.

Expertinnen für liturgische Gewänder: Der Paramentenkreis in Odendorf näht seit vielen Jahren Messgewänder und bessert sie aus. Im katholischen Pfarrzentrum treffen sich ) Margarete Contemprée (v.l.), Maria Michels und Therese Bieberstein. Sie zeigen ein Messgewand zu Ehren des heiligen Michael.

Foto: Axel Vogel

Seit 1987 beziehungsweise seit 2000 gehören Maria Michels und Therese Bieberstein dem Paramentenkreis der Kirchengemeinde an. Jeden Donnerstagvormittag treffen sich die Odendorferinnen zum Nähen und Ausbessern liturgischer Gewänder. Die Arbeiten sind vielfältig und nicht immer ganz einfach, dürfen doch die Nadel- und Stickeinstiche im Gewand nicht zu sehen sein. Damit haben die Damen des Nähzirkels so ihre Erfahrungen gemacht, haben sie doch im Laufe der Jahre nicht nur "alte" Messgewänder restauriert sowie mehrere Chormäntel und Dalmatiken (Gewänder der Diakone), sondern auch die filigranen Nähte der Altar- und Kelchdecken genäht und ausgebessert.

"Das Schönste an den wöchentlichen Treffen ist der Kaffee zum Abschluss. Dann erzählen wir, was so passiert ist", schmunzelt die gelernte Schneiderin Maria Michels, die nach dem Tod ihres Mannes 1987 eher zufällig zum damals neugegründeten Paramentenkreis stieß. Gemeinsam mit der heute 93-jährigen Margarethe Contemprée, der mittlerweile verstorbenen Margarethe Schnuck und der heute im Altersheim lebenden Margarethe Giesgen besserten die Frauen zunächst einmal alte und ein wenig verschlissene Messgewänder aus, die sie auf dem Speicher der Alten Vikarie gefunden hatten. "Die Priester waren früher ein wenig fülliger. Da war besonders der Bereich am Bauch immer ein wenig abgeschabt", lachte Michels.

Die Gründung des Paramentenkreises 1987 - Paramenten sind die im Kirchenraum und in der Liturgie verwendeten Textilien - war im eigentlichen Sinne eine Neuauflage, gab es doch einen ähnlichen Nähzirkel schon von 1951 bis 1955. Damals war auch schon Margarethe Contemprée dabei. "Zunächst einmal haben die Franziskanerinnen im Alten Kloster Am Zehnthof an den Paramenten gearbeitet. Da habe ich ihnen in ihrer Nähschule ausgeholfen. Das war 1951. Als 1955 der Pfarrer wechselte, gab es den Kreis nicht mehr. Wenn Näharbeiten für die Kirche anfielen, habe ich diese zu Hause erledigt. Erst 1987 haben wir den Kreis neu belebt", erinnerte sich die Seniorin, die erst seit kurzem nicht mehr als aktive Näherin dabei ist. Trotzdem kommt sie immer noch fast jede Woche vorbei, "um ein wenig zu reden".

Für sie, Michels und Bieberstein bedeutet die wöchentliche Zusammenkunft mehr als nur das eigentliche Nähen, empfinden sie doch ihre Tätigkeit mit Nadel und Faden als entspannend und kreativ. Vielfältig und unterschiedlich schwierig waren und sind die religiösen Motive, die die Odendorferinnen im Laufe der vergangenen Jahrzehnte auf Vorder- und Rückseiten der unterschiedlichsten Gewänder für die Fasten-, Oster- oder Weihnachtszeit gestickt haben.

Allein für die Michaelsfahne der Sankt Michaelsverehrer haben sie von der Planung bis zur Fertigstellung rund zwei Jahre und 856 Arbeitsstunden gebraucht, 4000 Meter Stickgarn wurden verbraucht. Da die Originalfahne 1990 bei der Wallfahrt zum Michaelsberg nach Bad Münstereifel gestohlen worden war, war eine Neuanfertigung dringend geboten.

Als Vorlage für das Gesicht des Heiligen Michael dienten die Gesichtszüge des amerikanischen Schauspielers Yul Brunner. "Mein Sohn fand es passend und er hat uns die Zeichnung angefertigt", schmunzelte Maria Michels. Die Arbeit an dem Projekt erfüllt sie und ihre Mitstreiterinnen bis heute mit Stolz. "Wir haben mit Lust an der Fahne gearbeitet. Wenn ein Teil fertig war, haben wir uns sehr darüber gefreut", so Michels und Bieberstein.

Und nicht nur eine Fahne zu Ehren des heiligen Michael haben die Odendorferinnen genäht, auch ein entsprechendes Messgewand trägt ihren künstlerischen Stempel. "Als sich Pastor Johannes Koch (1986 bis 2002) solch ein Messgewand aus Aachen mitgebracht hat, fanden wir das so hässlich, dass wir ihm kurzerhand ein neues genäht haben", lachten die Damen.

Koch habe den Paramentenkreis immer tatkräftig unterstützt. So habe die Gemeinde ihnen damals eine Nähmaschine gekauft, Näh- und Stickgarn können sie seitdem mit der Gemeinde abrechnen. "Als wir Ende der 80er Jahre anfingen, haben wir unsere Nähmaschine noch im Fahrradkorb mitbringen müssen", erinnerte sich das Trio. Für die 77-jährige Michels und ihre zwei Jahre jüngere Schwester bleibt der monatliche Treff immer noch der Höhepunkt der Woche, auch wenn sie, mangels Nachwuchs, meistens nur zu zweit sind. "Die Arbeiten an den Paramenten wird weniger. Manchmal müssen wir Zwangspausen einlegen", bedauerte Bieberstein.

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