Heimerzheimer Bruderschaft Nachtschicht für die Schützen

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · So spät in der Nacht (oder so früh am Morgen) ist wohl noch nie in der 500-jährigen Geschichte der Heimerzheimer Sankt-Sebastinaus-Kunibertus-Bruderschaft der König ermittelt worden.

 Ehefrau Christa war einer der ersten Gratulanten, nachdem Sascha Dotten den Königsvogel "erlegt" hatte. FOTO: GÜNTER HEMGESBERG

Ehefrau Christa war einer der ersten Gratulanten, nachdem Sascha Dotten den Königsvogel "erlegt" hatte. FOTO: GÜNTER HEMGESBERG

Foto: Günther Hembgesberg

Exakt um 1.59 Uhr traf der 39-jährige Sascha Dotten den letzten Rest des Königsvogels. Um diese Zeit waren leider nur noch der harte Kern an Schützenbrüdern und -schwestern sowie wenige Gäste auf dem Schützenplatz.

Doch davon ließ sich der neue Regent die Freude nicht verderben. Zu den ersten Gratulanten gehörten seine beiden Mitbewerber. Brudermeister Werner Neubauer und Gottfried Krahforst, der bei einem Sieg Schützenkaiser geworden wäre, lieferten sich mit Dotten einen spannenden Dreikampf. Auch Ehefrau Christa und der amtierende Kaiser Günter Buckesfeld gratulierten, ehe zwei Schützenbrüder Dotten auf die Schultern nahmen und ihn hochleben ließen.

"Ich bin sehr froh, im 500. Jahr der Schützen König geworden zu sein", sagte Dotten kurz nach dem entscheidenden Schuss. Und er setzt sich bereits neue Ziele: "Ich möchte Bezirkskönig werden und später einmal Kaiser." Laut Satzung muss der aktuelle König zunächst einmal drei Jahre pausieren, dann darf er wieder um die Königswürde mitschießen.

Da Dotten bereits 2010 König war, würde er mit dem nächsten Sieg Kaiser. Nach dem Ehrentanz der neuen Majestäten unter der Bruderschaftsfahne feierten die Schützen noch bis gegen 4 Uhr. König Dotten hatte dabei den Vorteil eines kurzen Heimwegs, denn er wohnt direkt am Schützenplatz. So war er gestern Morgen auch einer der Ersten, die zum Aufräumen erschienen. Dabei fällt dem König traditionell die unangenehmste Aufgabe zu: Er muss die Toiletten putzen.

Dass der "Vogel" erst mit dem 326. Schuss aus der 16-kalibrigen Donnerbüchse fiel, erklärten Dotten und Neubauer mit neuen Sicherheitsbestimmungen im Schießsport. Früher wurden gewachsene Holzstücke auf eine Stange gesetzt, an der die Projektile hätten zurückprallen und Menschen gefährden können. Seit einem Jahr werden geleimte Holzplatten verwendet, die auf einem Kegel verankert sind. Und diese Platten sind widerstandsfähiger als ein Holzstück, das mit einem Schuss entzwei springen kann. Neubauer will nun im Vorstand überlegen, ob man im nächsten Jahr früher mit dem Königsschießen beginnt und so dem nächsten König ein größeres Publikum garantiert. "Denn es soll ja ein Fest für das ganze Dorf sein", so Neubauer.

Vom Nachmittag bis nach Mitternacht verfolgten zahlreiche Heimerzheimer und Gäste befreundeter Bruderschaften die Wettkämpfe im Schatten der alten Bäume - wohltuend bei der Hitze. Jugendprinz wurde Jonas Fuhs mit dem 161. Schuss. Thea Esseling wurde Schützenliesel mit dem 361. Schuss. Der Titel des Schülerprinzen wurde mit dem Lasergewehr ausgeschossen. Julius Mieseler traf am besten. Thorsten Hennes wurde Bürgerkönig. Der Krönungsball für die neuen Majestäten findet am Samstag, 5. September, statt.

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