Hufschmied in Swisttal Markus Weinands Kunden sind Pferde

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Silfra heißt eine seiner "Kundinnen" - und sie ist auf dem Pferdehof Kader in Swisttal-Heimerzheim zu Hause. Markus Weinand ist Hufschmied. An sechs Tagen in der Woche fährt der 32 Jahre alte Rheinbacher von Hof zu Hof, um Pferden einen neuen Hufbeschlag zu verpassen.

 Bei der Arbeit: Hufschmied Markus Weinand auf dem Pferdehof Kader in Heimerzheim.

Bei der Arbeit: Hufschmied Markus Weinand auf dem Pferdehof Kader in Heimerzheim.

Foto: Henry

Immer im Schlepptau hat der gelernte Metallbauer mit Weiterbildung zum Hufschmied seine mobile Werkstatt in Form eines Anhängers.

Alle zwei Monate gönnt Besitzerin Iris Laduch-Reichelt (52) ihrer achtjährigen Island-Stute Silfra neue Hufeisen: "Ein regelmäßig erneuerter Beschlag ist für eine korrekte Fußstellung und die Gelenke der Tiere sehr wichtig." Hinzu kommt, dass sich die Eisen mit der Zeit lockern und die Hufe der Tiere nachwachsen.

Nachdem der Hufschmied seine mobile Arbeitsstätte aufgebaut hat, geht er zunächst auf die Tiere zu, spricht mit ihnen und stellt so eine entspannte Atmosphäre zwischen Mensch und Tier her. "Ich spüre sofort, wenn ein Pferd nervös ist und unter Anspannung steht. Für mich ist es wichtig, dem Pferd zu vermitteln, dass ich ihm nichts Böses will", erzählt der Tierliebhaber, der den Beruf bereits seit seinem 15. Lebensjahr ausübt.

Zunächst betrachtet er die Hufe des Pferdes, um den geeigneten Beschlag auszusuchen. Dann klemmt der Schmied den linken Vorderhuf des Tieres zwischen seine Oberschenkel und entfernt das erste Hufeisen. Mit einem Hufmesser säubert er die Hufe, schneidet scholliges Horn heraus und entfernt mit einer Zange den alten Tragrand. "Das ist einfach nur altes, überschüssiges Horn.

Die Pferde spüren dabei keine Schmerzen", beruhigt Markus Weinand. "Es ist so, als wenn wir uns die Finger- oder Fußnägel schneiden." Mit einer Hufraspel korrigiert er schließlich noch die Stellung der Hufe und erhitzt die vorangepassten Eisen in seinem Gasofen auf etwa 800 Grad. Den glühenden Baustahl legt Markus Weinand mit einer Zange auf den Huf des Pferdes auf. Dabei zischt und qualmt es, der entstehende Rauch hinterlässt einen unangenehmen Geruch nach verbranntem Horn.

"Durch die noch heißen Eisen entsteht auf den Hufen eine glatte Oberfläche, sodass sie am Ende besser aufliegen", erläutert der Schmied seine Arbeitsweise. Die Eisen bringt er mit kräftigen Hammerschlägen in die richtige Passform, kühlt sie in kaltem Wasser ab und schleift noch etwaige Kanten ab. Mit sechs etwa fünf Zentimeter langen Hufnägeln befestigt er sie an den Hufen der Pferde. Die dabei aus den Hufen wieder ausgetretenen Nagelspitzen werden mit einer Zange entfernt.

Es folgen noch einige kleinere Arbeiten wie das Unterhauen und Abstumpfen der Nägel sowie eine Gehprobe. "Nur wenn wirklich alles passt und sitzt, habe ich einen guten Job gemacht. Schließlich sollen auch die Pferde mit meiner 'Pediküre' zufrieden sein", sagt Weinand lachend.

Die meisten seiner Arbeitsschritte verbringt der Hufschmied in gebückter Haltung. "Knie- und Rückenerkrankungen gehören in meinem Beruf leider dazu", so Weinand. Hinzu kommen Unfälle, wenn ein Pferd mal austritt. "Ich bin zum Glück erst einmal getreten worden, dafür aber so heftig, dass ich kurzzeitig das Bewusstsein verloren habe."

Nach einer guten Dreiviertelstunde hat es Silfra geschafft, vier neue Eisen schmücken ihre Hufe. Dann kann es losgehen: Reiterin Iris Laduch-Reichelt sattelt ihre Stute für den morgendlichen Ausritt in der Frühlingssonne.

Der Beruf des Hufschmieds

  • Offizielle Bezeichnung nach dem Hufbeschlaggesetz und der Hufbeschlagverordnung: Hufbeschlagschmied/in.
  • Hufbeschlagschmied/in ist eine bundesweit einheitlich geregelte Weiterbildung an einer staatlich anerkannten Hufbeschlagschule. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Berufsausbildung.
  • Die Weiterbildung besteht aus einem Einführungskursus (mindestens vier Wochen), einer praktischen Tätigkeit bei einem Hufbeschlagschmied (zwei Jahre) und einem Vorbereitungslehrgang (Vollzeit mindestens vier Monate, Teilzeit acht bis 16 Monate).
  • Die nächstgelegene Hufbeschlagschule ist laut Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg in Neuwied: Staatlich anerkannte Hufbeschlaglehrschmiede Robert Hof in Neuwied.
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