Glockenturm von Sankt Katharina Historische Turmuhr hält Dornröschenschlaf

SWISTTAL-BUSCHHOVEN · Prinz sehnsüchtig erwartet: Im Glockenturm der Pfarrkirche Sankt Katharina hält in etwa zehn Metern Höhe ein Dornröschen seinen unfreiwilligen Dauerschlaf und harrt des Kusses, der es endlich wieder zum Leben erweckt. Es ist die alte Turmuhr, die in einem betonierten Zwischenraum auf halber Turmhöhe unter Staubdecken in Vergessenheit geraten ist.

 Die Inschrift belegt es: Von 1717 stammt die alte Turmuhr, die in der Buschhovener Pfarrkirche auf einen Retter wartet.

Die Inschrift belegt es: Von 1717 stammt die alte Turmuhr, die in der Buschhovener Pfarrkirche auf einen Retter wartet.

Foto: Henry

Wieder einmal. Obwohl sie diesem Schicksal 1997 entronnen zu sein schien: Damals hatten Friedhelm Birkendorf, seinerzeit Verwalter des Pfarrarchivs, und der frühere Ortsvorsteher Toni Steinwarz die Turmuhr unterm Dach der alten Dorfschule zufällig wiederentdeckt und mit zwei weiteren Mitstreitern ganz neu herausgeputzt.

Erstmals in Vergessenheit geraten war die historische Schönheit 1968, nachdem die alte Pfarrkirche an die Evangelische Kirchengemeinde übereignet und die Uhr, die zwölf Meter hoch im Turm hing, ausgebaut worden war. Das sollte ihr nach dem Willen ihrer engagierten "Retter" nicht noch einmal passieren: Nach der Rückübereignung an die Katholische Gemeinde nahmen die vier Tüftler die Uhr unter dem Schuldach auseinander, transportierten sie ins Jugendheim und restaurierten sie dort liebevoll.

Danach hätte die Turmuhr öffentlich präsentiert werden sollen. Denn das Kleinod, das im Zuge der Säkularisierung mit der "Rosa Mystica" vom Dünstekovener Kloster Schillingscapellen nach Buschhoven gelangte, ist von historischem Wert, wie die Inschrift aus dem Jahr 1717 belegt.

Doch es kam anders: Statt öffentlichen Ruhm zu erlangen, landete die Uhr mangels Ausstellungsmöglichkeiten sang- und klanglos im Glockenturm. Und geriet erneut in Vergessenheit. "Der Großteil der Gemeinde weiß sicher gar nicht um ihre Existenz", vermutet Christian Henseler, Sicherheitsbeauftragter und Bauausschussvorsitzender des Kirchenvorstands.

Mit der Instandhaltung der Kirchenbauten hat der 75-Jährige alle Hände voll zu tun, so dass die Turmuhr seinem Augenmerk bisher entging. "Aber schade ist es schon, dass das Ding unbeachtet hier oben steht", meint er. Ins Nachdenken gebracht hat ihn Friedhelm Birkendorf: Der inzwischen 84-Jährige mag "sein" Dornröschen nicht auf ewig dem Vergessen anheim geben. "Diese Turmuhr ist ein kulturelles Gut, von dem es nur noch wenige gibt. Die Gemeinde weiß gar nicht zu schätzen, was sie da im Turm birgt. Die Uhr gehört auf dem Kirchenvorplatz öffentlich ausgestellt", mahnt Birkendorf wie schon 1997 wieder an.

"Dort oben im Turm steht sie immerhin im Trockenen und gut bewahrt. Sie öffentlich auszustellen, ohne dass sie dabei witterungsbedingt oder durch Vandalismus Schaden nimmt, wäre teuer", gibt Kirchenvorstandsvorsitzender Gerhard Bank auf Nachfrage zu bedenken. "Das sprengt unsere finanziellen Möglichkeiten", bekräftigt auch Christian Henseler, fügt aber hoffnungsvoll hinzu: "Wenn sich ein Sponsor für eine Ausstellung der Uhr unter Glas fände, würden wir das sehr begrüßen."

Also sollte er sich endlich auf den Weg machen, der großzügige Prinz. Sein Pferd sollte er allerdings im Stall lassen und stattdessen neben vielen Golddukaten lieber eine gute Portion Schwindelfreiheit mitbringen: Die fünf Zentner schwere und etwa 1,70 Meter lange Dame mit dem ölgeschwärzten Teint ist nur über steile Sprossen im engen Schacht zu erreichen. Aber wo ein Wille ist, da müsste sich auch ein Weg zu ihrer "Rettung" finden lassen.

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