"Buschhoven von 1939 bis 1948" Für sein neues Buch befragte Benno Willers 51 Zeitzeugen

SWISTTAL-BUSCHHOVEN · Sie riefen sich Worte zu, die der kleine Josef, damals 14 Jahre alt, nicht verstand. Englisch gehörte nicht zu den gängigen Fächern in der Schule, außerdem war noch Krieg. Es war der 6. März 1945, an dem amerikanische Soldaten Buschhoven besetzten. Sie beschlagnahmten den Großteil des Hofs von Josef Bongartz' Familie. Als dann US-Soldaten in grünen Jeeps vorfahren, versteht der junge Mann plötzlich doch zwei Worte: "General Eisenhower".

 Mit der Geschichte des Bunkers im Wald bei Buschhoven hat sich der Autor Benno Willers unter anderem in seinem neuen Buch befasst, dass heute vorgestellt wird.

Mit der Geschichte des Bunkers im Wald bei Buschhoven hat sich der Autor Benno Willers unter anderem in seinem neuen Buch befasst, dass heute vorgestellt wird.

Foto: Hans-Peter Fuß

Die Geschichte über den Tag, als der spätere 34. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Dwight "Ike" David Eisenhower, auf dem elterlichen Gehöft von Josef Bongartz zu Mittag aß, erzählt der Buchautor Benno Willers in seinem neuesten Band "Buschhoven von 1939 bis 1948". Herausgekommen ist ein faszinierendes Werk, vollgepackt mit Geschichte und Geschichtchen, die auch jene fesseln werden, die nicht aus der Swisttaler Ortschaft stammen.

Zwei Jahre hat Benno Willers in sein neues Buchprojekt gesteckt. Nachdem er in seinem Erstling "Heute zu Hause in Buschhoven" 50 "Neu-Buschhovener" mit ihren Kriegserlebnissen zu Wort kommen ließ, sind nun die "Ur-Buschhovener" dran. Zwei Jahre hat er mit insgesamt 51 Zeitzeugen gesprochen, hat in diversen Archiven recherchiert, um oft die Geschichte hinter der Geschichte in Erfahrung zu bringen und nicht zuletzt manchmal auch den Wahrheitsgehalt. Schließlich waren seine Interviewten noch kleine Kinder oder Heranwachsende, als sie Dinge wie Tod, unmenschliches Leid und Hunger hautnah am eigenen Leib erfuhren.

Unvorstellbar ist etwa, dass das Örtchen mit seinen damals 650 Einwohnern in der Kriegszeit 300 Wehrmachtsangehörige aufnehmen musste. Alleine mehr als 100 Wehrmachthelferinnen sind nach Willers Recherchen darunter gewesen, die die Funkgeräte zu bedienen hatten. Außerdem stieß der langjährige Kommunalpolitiker auf lange Verschwiegenes, wie die Ermordung eines polnischen Zwangsarbeiters, dem die Gemeinde Swisttal nun wie berichtet einen Erinnerungsstein setzen möchte.

Der Autor hörte, dass eine Familie eine Jüdin mit ihrem Sohn in Buschhoven versteckt hielt - die eigenen Todesängste wegen einer möglichen Entdeckung ignorierend. Dann ging er der Geschichte auf den Grund: Er machte den Sohn der Jüdin in Hannover ausfindig, reiste zu ihm, plauderte mit ihm über seine Zeit in Buschhoven. Was Willers hörte, rührte ihn sehr: Der Junge wusste damals überhaupt nicht, dass er sich verstecken musste. Seine Mutter habe es geschafft, ihm das behütete Gefühl zu geben, dass alles in Ordnung sei.

Viele wachgerufene Erlebnisse rufen bei seinen Gesprächspartnern Tränen hervor - mitunter über 70 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen. "Ein Zeichen dafür, welch große Emotionalität damit bis heute verknüpft ist", findet der Autor. Andererseits liefert das Buch einen ungeschminkten Blick auf gesellschaftliche Verhältnisse, wie sie heute undenkbar erscheinen.

Dazu zählen die großzügigen Aktionsradien und die damit einhergehenden Freiräume für Kinder der damaligen Zeit, aber auch die nach heutigen Maßstäben sehr begrenzten Weiterbildungsmöglichkeiten sowie ein eher bescheiden anzusehender Lebensstandard. "Dennoch behütet", nennt der Hobbyhistoriker dieses Kapitel in seinem 292 Seiten starken, von Anfang bis Ende fesselnden Band.

Info: Der Heimat- und Verschönerungsverein Buschhoven lädt für heute, 15 Uhr, zur Vorstellung des Buchs "Buschhoven von 1939 bis 1948" in die Gaststätte "Zum Römerkanal", Alte Poststraße, ein. Nicht nur der Autor, sondern auch einige seiner Gesprächspartner sind anwesend und stehen für Fragen zur Verfügung. Außerdem spricht ein Überraschungsgast über die Hintergründe des Buches. Der Eintritt ist kostenlos.

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