Peter-Esser-Platz Er galt als geradliniger Mann

Swisttal-Heimerzheim · Den Peter-Esser-Platz kennt fast jeder Heimerzheimer. Die Grünanlage in einer Schleife des Swistbachs umschließt einen Spielplatz, auf dem seit 1960 Generationen von Kindern in Sandkästen gebuddelt, Fußball gespielt und an Geräten geturnt haben.

 Wollen die Erinnerung wachhalten (von links): Herbert Graubohm, Hermann Leuning, Hermann Krämer, Georg Schmidberger und Michael Reich vor einer der Tafeln am Peter-Esser-Platz. Sie sind Teil eines groß angelegten heimatgeschichtlichen Projekts.

Wollen die Erinnerung wachhalten (von links): Herbert Graubohm, Hermann Leuning, Hermann Krämer, Georg Schmidberger und Michael Reich vor einer der Tafeln am Peter-Esser-Platz. Sie sind Teil eines groß angelegten heimatgeschichtlichen Projekts.

Foto: Hans-Peter Fuss

An den Namensgeber erinnert der Arbeitskreis Heimat nun mit zwei Gedenktafeln. Deren Installation bildete den Abschluss des Erinnerungs-Projekts und war Anlass zu einem historischen Rückblick.

Peter Esser, am 18. September 1894 geboren und am 7. Oktober 1960 gestorben, war der erste Bürgermeister der damals noch selbstständigen Gemeinde Heimerzheim nach dem Zweiten Weltkrieg. Er wurde am 17. Oktober 1946 vom Gemeinderat mit elf zu zwei Stimmen gewählt. Esser gehörte damals noch der Zentrums-Partei an, die den politischen Katholizismus vertrat.

Als Bürgermeister war er damals einer der wenigen Menschen im Ort, die über ein Telefon verfügten. So kamen viele Heimerzheimer auf die Idee, beim Bürgermeister zu telefonieren. Irgendwann nahm dies aber überhand und Esser bat die Leute öffentlich darum, sein Telefon nur noch in dringenden Fällen zu nutzen.

Wie Herbert Graubohm vom Arbeitskreis Heimat aus alten Akten weiß, galt Esser als sehr geradliniger Mann. Seine Amtsführung als Bürgermeister habe zwischen dem Stil des schlitzohrigen Konrad Adenauer und dem des autoritären Helmut Schmidt gelegen, ergänzt Georg Schmidberger, der Vorsitzende des Arbeitskreises. Er erinnert sich auch noch, dass Esser mit einem mit einer Querstange nachgerüsteten Damenfahrrad durch den Ort fuhr, wenn er seinen Amtsgeschäften nachging.

Peter Esser war Kaufmann von Beruf. Sein Haushaltswarengeschäft befand sich an der Kirchstraße neben dem späteren Lebensmittelladen Nettekoven. In den ersten Jahren nach dem Krieg ging es zunächst darum, die Trümmer in dem von US-Bomben stark zerstörten Heimerzheim zu beseitigen und den Wiederaufbau zu bewerkstelligen. Esser ließ auf vielen öffentlichen Grundstücken, etwa um den alten Sportplatz und am Swistbach, Pappeln anpflanzen, weil diese Baumart ein schnell nachwachsender Rohstoff war. Das brachte ihm den Beinamen "Pappele-Pitter" ein.

Sein Wunsch: Ein Park mit Denkmal für die Kriegsopfer

Ab 1953 setzte sich Esser sehr für ein Projekt ein, dessen Fertigstellung er allerdings nicht mehr erlebte: Am Swistbach, unweit der Burg, wollte er einen kleinen Park samt Spielplatz und einem Denkmal für die Kriegsopfer anlegen. Ein Beweggrund für den Bau der Grünanlage war auch die Tatsache, dass Heimerzheim sich ab 1952 zu einer Art Kurort entwickelte.

Denn das Müttergenesungswerk schickte Mütter aus ganz Deutschland zur Erholung in die Villa neben dem Kloster, in der heute der katholische Kindergarten untergebracht ist, und ins Kloster selbst. Und so kam Esser auf die Idee, den Frauen die Möglichkeit zum Flanieren inmitten der Blumenbeete zu bieten. Die feierliche Einweihung des Geländes durch Pfarrer Theodor Giesen fand am 27. November 1960 statt - wenige Wochen nach Essers Tod. Auf diesem Areal stand bis 1805 der Ballenhof. Bereits um 1295 wird ein Ritter Adam de Baien (der Name veränderte sich mit der Zeit in "Ballen") erwähnt. Der Hof gehörte damals zum Fronhofverband des Stiftes Sankt Kunibert zu Köln. Er wechselte mit seinen Ländereien im Laufe der Jahrhunderte häufig seine Besitzer. Zumeist war er an Halbwinner verpachtet, die die Hälfte des Ertrages abgeben mussten.

1776 erwarb der kurkölnische Minister Kaspar Anton Freiherr von der Heyden, genannt Belderbusch, den Ballenhof für 6500 Reichstaler. Nach seinem Tod im Januar 1784 erbte sein Neffe Anton Karl Graf von Belderbusch den Besitz. Der Ballenhof war zu dieser Zeit bereits sehr baufällig und wurde abgerissen. Erst 1807 wurden die Verfüllung der Burggräben und die Einebnung des Geländes abgeschlossen.

Alleinige Erbin der großen Besitzungen des Grafen von Belderbusch wurde seine Tochter Josephine. Sie heiratete 1825 Karl Freiherr von Boeselager. Seit dieser Zeit gehört auch der Grundbesitz des Rittergutes "Zur Ballen" der Familie von Boeselager. Die Ländereien um den Hof, der Ballengarten, wurde in kleinen Parzellen an Heimerzheimer Bürger verpachtet. Man nannte sie Pflanzörtchen. Heute erinnern noch die Flurbezeichnungen "Am Ballengarten" und die Straßen "Ballengasse" und "Ballenpfad" sowie das "Ballenmaar" im Kottenforst an diesen untergegangenen Hof in Heimerzheim.

Der Ballengarten und das Terrain des Hofes gingen in den 50er Jahren in den Besitz der Gemeinde Heimerzheim über, die sie teilweise als Baugebiet auswies. Auf dem Gelände des Ballenhofes stand während des Krieges eine Depotbaracke der Wehrmacht, die nach 1945 mehrere Jahre als Dachpfannenfabrik diente. Eine Wohnbaracke, bis etwa 1970 genutzt, musste wegen Schäden durch Swist-Hochwässer abgerissen werden.

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