Gespräch mit Robert Donie über das Jahreskonzert seiner Jazzband in Brühl "Ein fulminanter Sound"

SWISTTAL-HOHN · Musik unterrichtet er gar nicht, wie man von jemandem vermuten möchte, der eine aus Schülern bestehende Jazz-Bigband gegründet hat. Robert Donie, 64, der in Swisttal-Hohn lebt, lehrt am Sankt-Ursula-Gymnasium in Brühl die Fächer Sport und Katholische Religion. Am Samstag, 7. November, steht für den Posaunisten mit seiner Bigband der musikalische Höhepunkt des Jahres an: das Donie-Band-Konzert im Brühler Max-Ernst-Museum.

 Robert Donie an der Posaune: Er gründete die Bigband im Jahr 1987.

Robert Donie an der Posaune: Er gründete die Bigband im Jahr 1987.

Foto: Privat

Das Konzert steht unter dem Motto "very personal". Was bedeutet das?
Robert Donie: "Very personal" steht in der Jazz-Szene für die Präsentation von Lieblingsstücken der einzelnen Musiker - teils als Feature für das eigene Instrument, teils durch persönliche Moderation. Man kann sich auf einen spannenden, klangvollen und sehr persönlichen Bigband-Abend freuen.

Was bekommt das Publikum zu hören?
Donie: Bei über 19 Musikern darf sich das Publikum auf ein buntes Kaleidoskop an Stilen, Sounds und Atmosphären freuen. Unter anderem werden zu hören sein der von Fred Sturm arrangierte Radiohead-Titel "Bodysnatchers", "Plum Island", "Mountain Dance" und "Mixolydian Highlander" von Peter Herbolzheimer sowie die Maynard-Ferguson-Version von "Mac-Arthur Park". Wir haben "A Night in Tunisia" ebenso im Programm wie "Stormy Monday" und "Goodbye Pork Pie Hat". Es ist eine Reise durch die Geschichte des Jazz von den 40er Jahren bis heute. Der Schwerpunkt liegt bei Stücken von Herbolzheimer.

Auf welche Feinheiten sollte das Publikum besonders achten?
Donie: Darauf, wie sich die Idee des Stückes in Trompeten, Posaunen, Saxofonen und Rhythmusgruppe entwickelt. Man sollte auf Improvisationen achten und darauf, wie das Thema wiederholt und moduliert wird. Der Arrangeur reduziert geschickt und lässt zum Ende hin einen kompakten Sound voller Dynamik und Ausdruckskraft entfalten.

Seit wann bereitet sich Ihre Bigband auf das Konzert vor?
Donie: Wir haben uns im März und im September zu zwei Workshops getroffen, jeweils von Freitag bis Sonntag. Im März wussten wir noch gar nicht so genau, was wir spielen wollten. Wir hatten einen Pool von Stücken, aus dem sich relativ schnell das Programm herauskristallisiert hat. Einmal im Monat probt die komplette Bigband und zwischendurch treffen sich die einzelnen Instrumenten-Gruppen zu Satzproben.

Reicht das an Probenzeit für ein solch anspruchsvolles Konzert denn aus?
Donie: Es geht nicht anders. Wir sind ja keine Vollprofis. Wir gehen alle einem Beruf nach und sind daher, was die Proben angeht, zeitlich nicht so flexibel. Das heißt aber nicht, dass man nicht jeden Tag sein Instrument in die Hand nimmt. Ich selber übe zurzeit bis zu zwei Stunden täglich.

Ihre Band bestand in den Anfangsjahren aus Schülern. Heute sind es erfahrene Musiker. Wo kommen sie her, aus welchen Regionen?
Donie: Aus dem Raum Köln/Bonn, dem Vorgebirge und sogar aus Bad Oldesloe. Gesanglich wird die Bigband von der Jazz-Sängerin und Hochschuldozentin Anette von Eichel unterstützt, und für den Posaunensatz konnte zusätzlich Adi Becker von der Bigband der Bundeswehr engagiert werden. Rainer Merkt war in den 80er Jahren mein Schüler. Es sind noch einige Musiker aus der Gründungszeit um 1987 dabei. Mit den Jahren ist die Band aber immer wieder verjüngt worden, zuletzt durch einen Schüler der Schule. Zurzeit suchen wir noch einen Gitarristen.

Wie kamen Sie auf die Idee, eine Bigband zu gründen?
Donie: Als junger Mann habe ich Blasmusik gespielt, bin dann über die Salonmusik und Dixieland zum Jazz gekommen. In meiner Tätigkeit als Religionslehrer in Brühl war ich 1984 mit Schülern in Altenberg. Dort entstand die Idee zur Gründung einer Gruppe, um neues geistliches Liedgut zu spielen. Aus der zuerst gegründeten Combo hat sich dann 1987 die Donie-Bigband entwickelt, die in den bislang 28 Jahren durch zahlreiche Auftritte auf sich aufmerksam gemacht hat.

Welche Rolle spielt der Dirigent Rainer Merkt?
Donie: Ein Mann der ersten Stunde, genial, fördernd und fordernd, zuerst als Musiker mit seiner Klarinette eingesetzt und schon bald darauf vor der Band als Dirigent agierend. Mit seinem Talent und erfolgreichem Studium in Musik und Physik ist er für unser gutes, semiprofessionelles Niveau verantwortlich. Er hat uns Musiker im Zug, wie man so sagt, und motiviert die Band durch seine Fachkompetenz.

Worauf muss man bei der Zusammenstellung einer Bigband achten?
Donie: Eine Bigband besteht klassisch aus bis zu 20 Musizierenden. Bis zu fünf Stimmen sind im Satz zu besetzen, und jede Stimme ist dabei wichtig, um einen vollen Sound zu kreieren. Eine gute Bigband definiert sich über das schwächste Glied, das heißt, dass alle Musizierenden ihr Instrument beherrschen müssen.

Bei wie vielen Konzerten spielen Sie das aktuelle Programm?
Donie: Wir spielen dieses Programm exklusiv nur in Brühl. Mehrere Konzerte wären nicht zu finanzieren. Denn eine Bigband ist immer mit Kosten verbunden, angefangen beim Notenkauf, Technik, Engagements von Gaststars, Saalmiete und so weiter. Zusätzliche Auftritte spielen wir beispielsweise auf Geburtstags- und Hochzeitsfeiern sowie Jubiläen.

Was fasziniert Sie am Bigband-Sound?
Donie: Wie sich die einzelnen Instrumentensätze zum fulminanten Gruppensound aufbauen. Das ist rhythmisch, rassig, ja jazzig.

Welche Bands hören Sie privat?
Donie: Zum Beispiel die WDR-Bigband, die Bigband der Bundeswehr, Bigbands auf YouTube und natürlich Klassiker wie Glenn Miller, Count Basie, Miles Davis und Charlie Parker.

Mögen Sie auch Rock und Pop?
Donie: Weniger. Ich bevorzuge spirituelle Musik, ob Bach, Beethoven oder Mozart.

Zur Person

Robert Donie, 64, stammt aus Schwarzenholz im Saarland. 1963 kam er ins Internat des Pallotti-Kollegs in Rheinbach und machte dort 1971 sein Abitur. Nach dem Sportstudium arbeitete er ab 1975 im Pallotti-Kolleg als Sportlehrer. Parallel studierte er katholische Theologie. 1982 wechselte er ans Sankt-Ursula-Gymnasium nach Brühl. 1987 gründete er die Donie-Band. Donie lebt mit seiner Ehefrau Brigitte in Swisttal-Hohn. Das Paar hat drei Kinder.

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