Tankstelle in Buschhoven Die alte Zapfsäule tut's noch

SWISTTAL-BUSCHHOVEN · Wie ein Relikt aus der Steinzeit der Tankstellengeschichte steht die alte Zapfsäule noch auf dem Eckgrundstück B 56/Alte Poststraße in Buschhoven. Auch die Überdachung und das Kassenhäuschen existieren noch. Die Familie Manns betrieb dort bis zum Jahr 1977 eine Shell-Tankstelle.

Auf dem Grundstück will die Jet Deutschland GmbH nun wieder eine Tankstelle betreiben. Ein entsprechender Bauantrag liegt der Gemeinde Swisttal vor. Grundsätzlich sind dort laut dem gültigen Bebauungsplan Tankstellen zulässig. Die Verwaltung hat den Antrag noch nicht abschließend geprüft, tendiert aber dazu, ihn zu befürworten. Mit dem Thema befasst sich der Swisttaler Planungsausschuss in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 22. Oktober, 17.30 Uhr.

Das Unternehmen plant einen überdachten Tankbereich mit drei Zapfinseln, ein Verkaufsgebäude mit Shop, Büro, Bistro und Lagerraum sowie Sozialräumen. Die Zufahrt soll über die Alte Poststraße möglich sein.

Johann Manns, der Großvater der heutigen Grundstückseigentümerin Christa Manns-Kürlis, eröffnete die Tankstelle an dieser Stelle im Jahr 1939 und baute dort auch ein Haus für seine Familie. In dem Gebäude waren auch eine Werkstatt und eine Fahrradhandlung untergebracht. Bereits 1926 hatte er sein Gewerbe angemeldet. An der Ecke Birkenstraße/Alte Poststraße, etwa 200 Meter vom Eckgrundstück entfernt, verkaufte und reparierte er Fahrräder. Und er zapfte bereits Benzin zum Literpreis von 0,34 Reichsmark für die damals noch wenigen Autofahrer. Der Betrieb florierte, die Zahl der Autos stieg. Und so fasste Manns 1939 den klugen Entschluss, an der Landstraße zwischen Euskirchen und Bonn, der heutigen B 56, eine für damalige Verhältnisse große Tankstelle zu bauen.

Auch während des Krieges lief der Betrieb weiter, weiß Christa Manns-Kürlis. Ihr Großvater war so etwas wie ein Multi-Unternehmer. Er bot als Erster in der Umgebung seine Dienste als Taxifahrer an, wenn beispielsweise jemand dringend nach Bonn musste. Und er hatte einen Abschleppwagen, mit dem er manches Auto aus dem Straßengraben zog. Im Hause Manns stand das erste und lange Zeit einzige Telefon im Ort: Rheinbacher Vorwahl plus 209.

Auch davon machten die Buschhovener regen Gebrauch. Der Service wurde komplettiert durch die wöchentliche Sprechstunde des Heimerzheimer Landarztes Bruno Demuth, dem Großvater des heute in Buschhoven praktizierenden gleichnamigen Arztes: Jeden Dienstag empfing er in der Wohnstube der Familie Manns seine Buschhovener Patienten.

Nebenbei noch Taxifahrer

1953 schloss Johann Manns einen Vertrag mit Shell und zapfte seitdem das Benzin unter dem markanten Muschel-Signet. Der Sprit kostete in den 50er Jahren im Schnitt um 0,60 D-Mark. Shell baute 1953 auch das heute noch existierende Kassenhäuschen mit dem transparenten Überdach. Johann Manns, der nebenbei auch noch Taxi fuhr, starb 1958 am Steuer seines Taxis in der Nähe der Duisdorfer Weck-Werke.

Er hatte während der Fahrt einen Herzinfarkt erlitten. So übernahmen sein Sohn Hans und dessen Frau Paula den Betrieb. Tochter Christa, heute 58, half als Mädchen und Jugendliche gerne im Betrieb mit, betankte Autos und putzte deren Scheiben. Neben Benzin verkaufte die Familie auch Autozubehör und Süßigkeiten.

"Besonders die Pfefferminzrollen waren bei den Autofahrern sehr beliebt", erinnert sie sich. Die Ölkrise mit den steigenden Benzinpreisen (erstmals über 0,80 D-Mark pro Liter) und den autofreien Sonntagen 1973 überstand der Betrieb. Auch die neue Konkurrenz von gegenüber in Form der Aral-Tankstelle war an der stark befahrenen B 56 kein Problem. "Die Autofahrer, die in Richtung Bonn fuhren, tankten bei uns, die anderen bei Aral", erzählt Christa Manns-Kürlis.

Geschlossen seit 1977

Aus gesundheitlichen Gründen schloss Hans Manns 1977 die Tankstelle. Er verpachtete das Grundstück dann noch an einige Autohändler. Das Wohnhaus wurde nach dem Tod von Hans und Paula Manns zunächst noch vermietet, steht aber jetzt leer. Es wird für den Neubau abgerissen.

Die alte Zapfsäule, die immer noch funktionstüchtig ist und alle fünf Jahre vom Tüv abgenommen wird, wird nicht auf der Schrotthalde landen. Christa Manns-Kürlis und ihr Mann Albert haben einen schönen Platz für sie reserviert: im Garten ihres Hauses in Ramershoven.

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