Odendorfer Herbert George baut Streichinstrumente Die Suche nach dem perfekten Klang

SWISTTAL-ODENDORF · Bei Geigen sucht Herbert George stets nach dem perfekten Klang. Deshalb baut er sie seit 25 Jahren selber. Die Anfertigung von Streichinstrumenten ist zu seinem Hobby geworden, dem der Odendorfer seit Jahrzehnten mit Leidenschaft und Sachverstand nachgeht.

 Jeden Tag sitzt Herbert George in seinem Keller und tüftelt an den Instrumenten.

Jeden Tag sitzt Herbert George in seinem Keller und tüftelt an den Instrumenten.

Foto: Wolfgang Henry

Im Keller seines Hauses in Odendorf hängen oder liegen überall Streichinstrumente. Hier ist eine schon fertig lackierte Geige, dort befindet sich eine Bratsche im Rohzustand. Wenn das rohe Holz zu sehen ist, fehlt dem Instrument noch der Lack, der Geige, Bratsche oder Cello zum einen vor Feuchtigkeit schützen, zum anderen den Klang veredeln soll. George hat im Laufe der Jahrzehnte viele Erfahrungen gesammelt und auch aus Fehlschlägen gelernt. Welche Hölzer sollen oder müssen für den Bau einer Geige oder eines Cellos verwendet werden? Wie dünn darf das Holz des Bodens (Unterseite), der Decke (Oberseite) und der Zargen (Seitenteile) sein, damit das Instrument zwar in sich stabil ist, aber einen optimalen Klang erzeugt?

"Den richtigen Klang zu erzielen, ist nicht einfach. Denn der hängt im Wesentlichen von der Wahl des Holzes, dem Gewicht des jeweiligen Instrumentes und der Dicke von Boden und Decke ab", erläuterte George die Schwierigkeit, den richtigen Resonanzkörper zu erhalten.

Schon als Neunjähriger erhielt Herbert George im hessischen Frielendorf Geigenunterricht. Von Anfang an liebte er die Musik und sein Instrument, aber "ich war nicht gut genug für eine Profikarriere als Geiger", so der studierte Pharmazeut, der bis vor sechs Jahren eine Apotheke in Bonn betrieben hat. Neben seiner Berufstätigkeit blieb der Wahl-Odendorfer seinem Instrument, der Geige, stets treu und spielte jahrzehntelang in verschiedenen Orchestern mit. Dass er sich als Hobbyviolinist letztlich dem Geigenbau verschrieb, war eher Zufall. "Ich kaufte mir in den 80er Jahren eine Geige für 150 Mark. Das Instrument hatte einen schönen Klang. Allerdings war die Decke durch einen Holzwurm zerfressen. Die Reparatur bei einem Geigenbauer sollte damals 1800 Mark kosten. Das war mir zu teuer. Daher habe ich selber die Decke gebaut und war damit auch noch erfolgreich. Seitdem lässt mich der Geigenbau nicht mehr los", erzählt der jung gebliebene Rentner und lächelt verschmitzt.

Jeden Tag sitzt George im Keller, tüftelt über seinen Aufzeichnungen, probiert immer mal wieder ein anderes Holz, baut schon zusammengeleimte Instrumente wieder auseinander, "weil der Klang nicht stimmt", hobelt hier und schmirgelt dort.

Seit mehr als 20 Jahren lagern bei ihm verschiedene Hölzer. Aus den Holzteilen werden die Rohlinge von Geige, Bratsche oder Cello, also die jeweilige Gestalt der Instrumente, erstellt. Das anschließende Hobeln und Schleifen der Rohlinge nimmt die meiste Zeit in Anspruch.

Für die grobe Form wird ein maschineller Hobel benutzt, der Feinschliff erfolgt Holzschicht für Holzschicht manuell. Nicht jedes Holz kann für Boden und Decke benutzt werden. So gehören für George zur Fertigung der Decke Fichte oder auch Zeder zur ersten Wahl. Für den Boden bevorzugt der Hobbybauer Ahorn, auch wenn er zurzeit gerade erfolgreich Pappelholz für diesen Bereich verwendet.

"Pappelholz ist deutlich leichter und biegsamer als Ahorn. Dies bedeutet aber auch, dass der Boden verstärkt werden muss", erklärt der Fachmann. Denn je größer das Gewicht der Geige oder Bratsche, desto schwieriger ist es, den Resonanzkörper zum Schwingen zu bringen und damit dem Instrument optimale Töne zu entlocken. Deshalb geht es George darum, das Gewicht des Instrumentes möglichst gering zu halten. Dazu gehört auch die Wahl des entsprechenden Lacks. Allerdings sei ein guter Klang, so Georges Erfahrung, nicht automatisch die Folge eines guten Lacks.

Trotz seiner Fachkenntnisse ist und bleibt der Geigenbau für den Apotheker ein Hobby. Seine Instrumente will er bald bei einem Konzert der Öffentlichkeit vorstellen. Dann sollen ausschließlich Geigen, Bratschen und Celli aus der "Georgeschen Werkstatt" zum Einsatz kommen. "Gespielt werden sollen sie dann ausschließlich von Profis", steht für den Odendorfer fest.

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