Swisttal vor der Bürgermeisterinnen-Wahl "Der Wandel betrifft alle Altersgruppen"

Swisttal · Seit 2001 ist Petra Kalkbrenner die Nummer zwei im Swisttaler Rathaus. Im Oktober, nach dem Abschied ihres Chefs Eckhard Maack, will die 51-jährige Odendorferin die Nummer eins werden. Mit ihr sprach Hans-Peter Fuß.

 Sie will Bürgermeisterin werden: CDU-Kandidatin Petra Kalkbrenner auf der Brücke Vorgebirgsstraße in Heimerzheim.

Sie will Bürgermeisterin werden: CDU-Kandidatin Petra Kalkbrenner auf der Brücke Vorgebirgsstraße in Heimerzheim.

Foto: Axel Vogel

Warum stehen Sie für einen Neuanfang im Rathaus?
PetraKalkbrenner: Ich werde das Gute beibehalten, eigene neue Akzente setzen und den Weg zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehen. Transparenz, Bürgernähe, Integrität, Dinge einfacher machen und eine schnelle, kompetente Bearbeitung der Bürgeranliegen stehen im Vordergrund. Ich werde die Swisttaler Bürger bei Entscheidungen mitnehmen.

Welche Themen, die an Sie herangetragen wurden, packen Sie zuerst an?
Kalkbrenner: Ich werde die demografische Entwicklung gestalten, die wohnortnahe Versorgung verbessern, moderne und alternative Wohnangebote schaffen und in den einzelnen Ortsteilen spezifische Verkehrsprobleme anpacken.

Was tun Sie an Ihrem ersten Arbeitstag als Bürgermeisterin?
Kalkbrenner: Zuerst werde ich meinen Sandstein-Glücksbringer auf meinen neuen Schreibtisch stellen. Danach werde ich die Kollegen in ihren Büros begrüßen.

Von welchen beruflichen Erfahrungen profitieren Sie?
Kalkbrenner: Aufbauend auf meiner juristischen Ausbildung profitiere ich von meinen beruflichen Erfahrungen als Rechtsamtsleiterin der Stadt Pirna nach der Wende. In allen Verwaltungsbereichen habe ich die Aufbauprojekte und -prozesse konzipiert und umgesetzt. Als Beigeordnete in Swisttal kommt mir die langjährige Erfahrung mit den Bürgern, der Politik und Behörden zugute. Selbstverständlich kann ich auch auf ein breites, effektives Netzwerk zurückgreifen.

Was sind die vordringlichsten Themen?
Kalkbrenner: Aktuell die Unterbringung und Integration der Flüchtlinge. Ein weiteres großes Thema ist es, den demografischen Wandel zu gestalten für Singles, Paare, Familien und die älter werdende Bevölkerung. An dritter Stelle die Unterstützung des Ehrenamtes in Vereinen, Kirchen, Organisationen und Initiativen.

Wie können die Flüchtlinge menschenwürdig untergebracht werden?
Kalkbrenner: Das kann nur gelingen, wenn wir es als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstehen. Die Gemeinde verfolgt ein mehrgleisiges System mit der Unterbringung in überschaubar großen Asylbewerberunterkünften und angemieteten Wohnungen. Für die Zukunft werden weitere dezentrale Möglichkeiten des Wohnens angestrebt. Neben der Arbeit der Ehrenamtlichen sowie der Hilfsorganisationen werden wir prüfen, ob die Zahl der Mitarbeiter im Sozialamt erhöht werden muss.

Wie sehen Sie die Zukunft des Gewerbes in Swisttal?
Kalkbrenner: Im neuen Flächennutzungsplan ist eine Erweiterungsfläche für das Gewerbegebiet Odendorf beschlossen. In größerem Umfang ist die Schaffung neuer Gewerbeflächen in Heimerzheim vorgesehen. Hier muss der örtliche Schwerpunkt der Entwicklung liegen.

[kein Linktext vorhanden]Viele Gewerbetreibende klagen über ein zu schwaches DSL-Netz.
Kalkbrenner: Aktuell hat die Telekom auf unsere erneuten Aufforderungen hin für einzelne Ortsteile Verbesserungen für 2016 bis 2018 angekündigt. Mit einem regionalen Anbieter ist es uns gelungen, eine moderne Breitbandversorgung für Ludendorf, Essig und das Gewerbegebiet Odendorf zu realisieren. Weitere Bereiche von Odendorf werden ebenfalls bis Ende November durch diesen Anbieter versorgt. Unabhängig davon kann aufgrund der neuen Fördermittelsituation mit dem Kreis interkommunal ein Gesamtpaket für unterversorgte Gebiete flächendeckend geschnürt werden.

Sind Sie mit der Nahversorgung zufrieden?
Kalkbrenner: Wir konnten trotz politischer Widerstände einiges erreichen. Die Situation muss aber weiter verbessert werden. Insbesondere stelle ich mir für den Ortskern von Buschhoven ein ergänzendes Angebot für den täglichen Bedarf vor. Für Heimerzheim sehe ich eine Ausweitung des Angebots im Drogeriebereich. Wünschenswert sind auch Schuh- und Bekleidungsgeschäfte.

Reichen Seniorenhäuser in Heimerzheim, Odendorf und Buschhoven, um dem demografischen Wandel zu begegnen?
Kalkbrenner: Der Wandel betrifft alle Lebensbereiche und Altersgruppen. Neben den bestehenden und geplanten Senioreneinrichtungen benötigen wir alternative Wohnformen für das Wohnen im Alter. Ich stelle mir Formen wie Mehrgenerationenwohnen, Senioren-WGs, "Alt werden im Quartier" sowie privates betreutes Wohnen vor. In Swisttal wird von den Bürgern die individuelle Wohnraumanpassung bevorzugt, die es ermöglicht, im gewohnten Umfeld zu bleiben. Neben den vorhandenen Senioreneinrichtungen in Heimerzheim und Odendorf mit 75 und 80 Plätzen und einem Angebot für betreutes Wohnen haben wir für weitere Häuser in Buschhoven und Heimerzheim die Weichen gestellt. Zurzeit werden Gespräche geführt.

Wie entwickelt sich Swisttal als Wohngemeinde?
Kalkbrenner: Mit dem neuen Flächennutzungsplan schaffen wir die Möglichkeit für die künftige Neubauentwicklung Swisttals. Politische Einigkeit besteht dahingehend, einer Innenentwicklung gegenüber einer Außenentwicklung Vorrang einzuräumen. Dies bedeutet, dass Baulücken geschlossen und übergroße, zusammenhängende Gärten - sofern gewollt - überplant werden. Wichtig ist es, jungen Familien bezahlbaren Wohnraum in einer attraktiven Umgebung bieten zu können.

[kein Linktext vorhanden]Muss beim Sportstättenkonzept nachgebessert werden?
Kalkbrenner: Es handelt sich bei dem jetzigen Konzept nur um ein Konzept für die Außensportanlagen. Diese systematische Vorgehensweise muss auch auf die übrigen Sportanlagen angewandt werden. Ähnlich der Spiel-, Sport- und Erholungsfläche in Miel möchte ich weitere Flächen in den anderen Ortsteilen aufwerten. Zunächst gilt es, das nach dem Sportstättenbedarfsplan dritte beschlossene Projekt des Sportplatzneubaus in Heimerzheim auch noch umzusetzen. Fortzufahren ist dann mit einem Sportstättenkonzept für die anderen Swisttaler Sportstätten, insbesondere die Hallen. Hierbei werde ich Bürger und Nutzer der Sportstätten einbeziehen. Es ist ein zukunftsfähiges, realistisch zu finanzierendes Maßnahmenkonzept auch unter Ausschöpfung von Fördermitteln mit einer Zeitschiene zu erarbeiten.

Wie konsolidieren Sie den Haushalt der Gemeinde?
Kalkbrenner: Der Konsolidierungskurs führt uns bis 2023 zu einem ausgeglichenen Haushalt. Grundsätzlich muss jedoch für die Kommunen die finanzielle Ausstattung durch Bund und Land dringend verbessert werden. Dies gilt gerade für ländliche Kommunen wie uns. Ein Zuzug von Einwohnern und die weitere Ansiedlung von Gewerbebetrieben führen zu einer verbesserten Finanzsituation der Gemeinde.

Wie ist Ihre Position in der Debatte um den Bau von Windrädern?
Kalkbrenner: Wichtig war es, ein transparentes Verfahren zu gestalten, in das sich die Bürger einbringen konnten. In den anschließenden Bebauungsplanverfahren bestehen für die Bürger wieder Beteiligungsmöglichkeiten. Hinzu kommt das verabschiedete Klimaschutzkonzept der Gemeinde zur Reduzierung von CO2.

Wie sollen Transparenz und Bürgerbeteiligung aussehen?
Kalkbrenner: Mir liegt es, mit Bürgern zu kommunizieren und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Insbesondere bei bürgernahen Themen habe ich gute Erfahrungen durch die Beteiligung der Bürger gemacht. Diese Bürgerdialoge führen zu einer höheren Akzeptanz und Zufriedenheit der Entscheidungen. Bereits in der Vergangenheit habe ich einige Akzente gesetzt. Die Bürgerbeteiligung am Gemeindeentwicklungskonzept, an den Workshops zum Flächennutzungsplan sowie die Beteiligung der Jugend und der Mieler Bürger an der Entwicklung der Dorfmitte sind positive Beispiele für einen Bürgerdialog.

[kein Linktext vorhanden]Was tun Sie für die Jugend?
Kalkbrenner: Es gibt ein breites Angebot der Vereine für Jugendliche. Daneben fördert die Gemeinde die Offenen Türen der Katholischen Jugendagentur in Heimerzheim, Odendorf und Buschhoven. In Heimerzheim möchte ich mich mit der räumlichen Situation befassen. Sehr gerne möchte ich den Vorschlag von Jugendlichen aufgreifen, die ihren Wunsch nach Beteiligung durch ein Jugendgremium an mich herangetragen haben. Dies ist eine weitere Form der Bürgerbeteiligung mit einer besonderen Qualität. Mir ist wichtig zu erfahren, wie sich Jugendliche ihre Zukunft vorstellen.

Was tun Sie gegen den Vandalismus in Heimerzheim?
Kalkbrenner: Verschiedene Vorkommnisse erfordern eine Einzelbewertung der Situation mit allen Akteuren wie Jugendamt, Streetworkern, Sozialarbeitern und auch der Polizei.

Wie bewerten Sie die schulische Infrastruktur?
Kalkbrenner: Unsere drei Grundschulen sind bestens aufgestellt. Durch erhebliche Investitionen hat die Infrastruktur aller Schulen ein hohes Niveau erreicht. So wurden Fachräume saniert, Mensen gebaut und die Sanitärräume erneuert. Das Kollegium der Georg-von-Boeselager-Schule hat ein vorbildliches Schulkonzept in einem überschaubaren persönlichen Schulumfeld entwickelt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort