Klappern in Swisttal Der Jahrhunderte alte Brauch wird von Kindern in der Region auch heute noch gepflegt

RHEIN-SIEG-KREIS · In diesen Tagen hört man es immer wieder klappern. Traditionsgemäß erklingen die Glocken am Gründonnerstag zur Abendmahlsmesse zum letzten Mal. Danach fliegen sie nach Rom, um dort vom Papst gesegnet zu werden, so die Legende. Tatsächlich schweigen an den Kartagen Glocken, Orgeln und Altarschellen in den Gottesdiensten, der Altar ist schmucklos: als Zeichen der Trauer in Erinnerung an das Leiden und den Tod Jesu.

 So manche Klapper der Kinder in Dünstekoven ist selbst gebaut.

So manche Klapper der Kinder in Dünstekoven ist selbst gebaut.

Foto: Henry

Erst in der Osternacht erklingen die Glocken wieder in festlichem Geläut, um die Auferstehung Jesu und den Triumph über den Tod zu feiern. Anders als heute waren die Glocken früher für die Menschen eine wichtige Orientierung. Das Geläut rief nicht nur zu den Gottesdiensten und erinnerte an die Angelus-Gebete am Morgen, am Mittag und am Abend, sondern zeigte den Menschen auch Mittagszeit und Feierabend an.

Seit Jahrhunderten übernehmen die Klapperkinder mit Holzklappern, Rasseln, Ratschen oder sogenannten Butterfässern, je nach Region, die Aufgaben der Glocken, wenn diese an den Kartagen schweigen. In einigen Dörfern der Region ist dieser vorösterliche Brauch heute noch sehr lebendig. Während in manchen Orten traditionell nur Messdienerinnen und Messdiener klappern, sind es in anderen nur die Jungen, in wieder anderen können alle interessierten Kinder mitmachen.

In Swisttal-Dünstekoven sind traditionell nur Jungen unterwegs. In diesem Jahr sind es zwölf Jungen zwischen acht und 15 Jahren, die schon am Gründonnerstag um 12 Uhr mittags und um 18 Uhr und am Karfreitag um 6 Uhr, um 12 Uhr und um 18 Uhr unterwegs waren. Auch heute um 6 Uhr ziehen sie mit ihren Klappern und Raspeln durch die Straßen. Und das ganz diszipliniert in Zweier-Reihen.

Dafür sorgen die sogenannten "Chefs", in diesem Jahr die beiden 15-Jährigen Thomas Schröder und Fabian Fingerhut. Einige Jungen haben ihre Klappern von Vätern, Großvätern und sogar Ur-Großvätern "geerbt", andere haben neue gebaut bekommen, wie der achtjährige Sam eine große Raspel mit Resonanzkörper, deren Schlegel wie ein Leierkasten gedreht wird.

Die Jungen brauchen für einen Rundgang in dem relativ kleinen Ort doch eine ganze Stunde, weil sie auch bis Gut Capellen, dem ehemaligen Kloster in der Feldflur, gehen. Dort ergänzen sie den Ruf der jeweiligen Tageszeit "Morjensjlock", "Meddaachsjlock" oder "Ovendsjlock" um den Ruf "Ehr sei Jott!"

In Rheinbach-Oberdrees darf jedes Kind, das eine Klapper hat, "Klapperkind" sein. Rufe wie früher etwa "Änn-Marie opp stonn, aantrecke onn en de Kirch jonn!" ("Anna-Maria, aufstehen, anziehen und in die Kirche gehen!") gibt es heute nicht mehr, nur noch das rhythmische "Tack, tack, tacktacktack!" der Klappern.

In Bornheim-Widdig sind die Messdiener, die Kommunionkinder des jeweiligen Jahrgangs, sowie deren Geschwisterkinder als Klapperkinder unterwegs, und das mit dem Fahrrad, so Betreuerin Barbara Steinheuer.

Wenn sie an den Haustüren als "Klapperlohn" einen Obolus für die Messdienerkasse zu erbitten, so mit dem alten Spruch: "Mir hätte jern jett Klappeschmer, oss Klapp die det et net mie" ("Wir hätten gern etwas Klappergeld, unsere Klapper geht nicht mehr").

In Brenig sind in diesem Jahr zwölf Leiterinnen und Leiter der Messdiener mit rund zehn Klapperkindern zwischen fünf und zwölf Jahren unterwegs, wie Obermessdienerin Carolina Schrage sagte. Dort gingen sie am Karfreitag klappern, gleich fünf Mal, um 6 Uhr, um 8.45 Uhr, um 12 Uhr, um 15 Uhr und um 18 Uhr. Und am heutigen Karsamstag dann noch drei Mal. Messdiener und Klapperkinder sammeln getrennt, die Messdiener für ihren Dienst in der Kirche, die Klapperkinder für ihren Dienst an den Kartagen.

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