Mieler Golfclub Böllerschüsse ärgern Schlossnachbarn

SWISTTAL-MIEL · Die Anwohner des Mieler Golfclubs fühlen sich durch wöchentliche Signale zum Start des Turniers gestört.

 Ein Ärgernis sind für Anwohner des Golfplatzes in Miel die wöchentlichen Böllerschüsse zu Beginn des montäglichen Golfturniers.

Ein Ärgernis sind für Anwohner des Golfplatzes in Miel die wöchentlichen Böllerschüsse zu Beginn des montäglichen Golfturniers.

Foto: Axel Vogel

Der englische Rasen ist wie mit dem Millimetermaß gezogen. Doch da, wo die grüne Spielfläche des Golfclubs rund um Schloss Miel mal nicht akkurat geschnitten sein muss, recken bunte Wildblumen ihre Hälse in die warme Sonne. Vielstimmiges Vogelgezwitscher erfüllt die 18-Loch-Golfanlage im Schatten des im Barockstil errichteten Schlosses. Hans Lexa aus Miel ist Nachbar des ab 1768 erbauten adeligen Landsitzes und des ihn umschließenden Golfclubs.

Seit zehn Jahren lebt er in Miel und mag es, in Sichtweite seines eigenen Gartens in Gestalt des Golfplatzes ein gleichermaßen wild wucherndes und gepflegtes Maß an Natur vor seiner Haustüre zu haben. Doch immer dann, wenn montags die Zeiger seiner Uhr der 18-Uhr-Stunde entgegenstreben, ist es vorbei mit der Ruhe. Dann ertönen vom Golfplatz Böllerschüsse, um den Start eines Turniers zu signalisieren.

"So angenehm ist es nicht, in direkter Nähe zum Golfplatz zu wohnen", findet Lexa. Viele seiner Nachbarn an der Rheinbacher Straße und drum herum dächten so wie er, sagt der Ruheständler. Mehr als den alltäglichen Lärm der Rasenpflege- und Gartenmaschinen stören ihn die wöchentlichen Böllerschüsse. "Seit 2014 geht das so. Wir haben zuerst gedacht, es wird auf Enten im Schlosspark geschossen." Einmal in der Woche, montags um 18 Uhr, fahren Lexa und seine Nachbarn vor Schreck zusammen. "Es schallt doppelt." Denn die vielen hohen Bäume rund um den Golfplatz, der zu zwei Dritteln auf Swisttaler und einem Drittel auf Rheinbacher Gebiet liegt, sorgten dafür, dass die Kanonenschläge als Widerhall ein zweites Mal in den Ohren klingen.

Immer wieder montags

Die Böller ertönen stets montags zur gleichen Zeit, um den Beginn des "After Work Golfcups" akustisch anzuzeigen. Golfspieler kommen nach getaner Arbeit um 17 Uhr am ersten Werktag der Woche zusammen, um neun Löcher auf der 18-Loch-Anlage zu spielen - ein Hotel aus der Region ist Namensgeber und Sponsor des Wettbewerbs, das nach Angaben des Veranstalters um 18 Uhr mit dem "Kanonenstart" beginnt.

Nicht nur den Anwohnern, sondern vor allem der Tierwelt jagen die Startsignale einen gehörigen Schrecken ein. "Viele unterschiedliche Vögel, die hier leben, schrecken auf, wenn die Knallerei losgeht", beobachtet Lexa. "Ich sehe, wie die Tiere darunter leiden. Das tut uns in der Seele", sagt er und weist auf eine Stelle nicht weit weg von seinem Grundstück, an dem nach seiner Beobachtung Zaunkönige brüten. Fasane, Bussarde, Falken und Dompfaffen fühlten sich rund um das Barockschloss und seine Parks und Wäldchen heimisch. Bereits mehrfach habe der Mieler in den vergangenen Wochen tote Vögel, darunter einen Zaunkönig und eine Amsel, gefunden. Ob sie eines "natürlichen" Todes starben, von Greifvögel gerissen worden sind oder doch wegen des Lärmstresses verendeten, lässt sich nicht sagen - Hans Lexa zumindest vermutet letzteres.

Damit auch die Mieler und jeder, der sich für die Natur und das gepflegte Äußere der Golfanlage begeistert, die Wege über den Platz nutzen können, hofft er, dass die nach seiner Beobachtung in jüngster Zeit aufgestellten Wegtafeln "Nur für Mitglieder" wieder wegkommen. Denn: Als Anfang der 90er-Jahre über die Errichtung eines Golfplatzes am Schloss im Swisttaler Rat debattiert wurde, sei diese Zustimmung nur unter der Prämisse erfolgt, dass die Mieler auch weiterhin öffentliche Wege am Schloss zum Flanieren nutzen dürften, sagt das frühere CDU-Ratsmitglied. "Sonst hätte die CDU damals nicht zugestimmt."

"Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es heraus"

Die Wege könne schlicht jeder nutzen, "der weiß, wie er sich zu benehmen hat", versichert Alexander Thelen, Geschäftsführer der Golfclub Schloss Miel GmbH, auf GA-Anfrage. Um im Bilde zu bleiben, sagt der Geschäftsführer: "Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es heraus." Thelen berichtet nicht ohne Stolz in der Stimme, dass die Golfclub Schloss Miel GmbH im Wortsinne viel investiert, um die Natur zu schützen und zu pflegen. Und: "Wir haben noch keinen des Ortes verwiesen", sagt der Unternehmer, dessen Vater Heinz Thelen 1991 den früheren Adelssitz aus dem 18. Jahrhundert erwarb und aufwendig restaurierte. "Wir leben davon, dass Menschen uns erreichen und zu uns hinkommen", findet Alexander Thelen. "Wir haben unsere Türen und Tore immer weit geöffnet." Der 1996 erbaute Golfplatz am Schloss erhielt 2002 eine Erweiterung. Eine weitere Expansion, um einen Platz für Golfeinsteiger zu bauen, ist familienseitig in der Planung (der GA berichtete).

Um den Beschwerden über den Böllerlärm auf den Grund zu gehen, hat die Gemeinde Swisttal im Juni ein sogenanntes Anhörungsverfahren eingeleitet. "Das heißt, dass alle Betroffenen gehört werden müssen", berichtet Bernd Kreuer, Pressesprecher der Gemeinde Swisttal auf GA-Anfrage. Dieses Verfahren laufe derzeit noch. Ob die Gemeinde in dieser Frage einschreiten müsse, hänge von den Stellungnahmen ab.

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