Nach Bericht im General-Anzeiger Bank kündigt bestohlenem Ehepaar alle Konten

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Das Geldinstitut sieht die Vertrauensbasis zu den 80 und 81 Jahre alten Heimerzheimern verletzt, die seit 60 Jahren Kunden sind.

Konsterniert sind Inge und Matthias Schneider. FOTO: ARCHIV GA

Konsterniert sind Inge und Matthias Schneider. FOTO: ARCHIV GA

Inge und Matthias Schneider sind noch immer tief erschüttert: Zuerst kommt den beiden 80 und 81 Jahre alten Rentnern aus Heimerzheim durch das Werk von zwei Trickbetrügern die Geldbörse während des Einkaufens abhanden, dann heben die Unbekannten in Heimerzheim 2000 Euro von deren Konto ab, und schließlich weigert sich die Bank, den Bestohlenen das Geld zu erstatten.

Jetzt ereilt das Ehepaar die nächste für sie erschütternde Nachricht: Die VR-Bank Rhein-Erft kündigt ihnen das Geschäftsverhältnis auf - nach 60 Jahren als Kunden der Genossenschaftsbank. Das geht aus einem Brief hervor, der dem GA vorliegt.

"Wir können nachts nicht mehr ruhig schlafen", schildert Matthias Schneider im Gespräch mit dem GA. "Wir waren so lange Kunden bei der Bank." Die vermutet, dass die Portemonnaiediebe leichtes Spiel hatten: Alle drei Abbuchungen der insgesamt 2000 Euro seien ohne Fehlversuch bei der Pin-Eingabe vonstatten gegangen. "Demnach waren alle Verfügungen nur unter Kenntnis der Pin möglich", resümiert das Unternehmen in einem Schreiben an das Ehepaar.

Inge Schneider ist bereit, eine eidesstattliche Versicherung abzugeben, dass sie ihre Pin nirgends in der Geldbörse aufbewahrt hat, berichtet sie dem GA. Im Kündigungsschreiben teilt das Geldinstitut nun mit, dass die Schneiders "scheinbar das Vertrauen in unser Haus und insbesondere in unsere Mitarbeiter vor Ort verloren" haben.

Hintergrund: Wenige Tage nach dem GA-Bericht über die Weigerung der Bank, das gestohlene Geld zu ersetzen, hatten Inge und Matthias Schneider einen Termin in der Heimerzheimer VR-Bankfiliale. Thema: Kontovollmachten. "Wir erhielten Auskünfte, die nach unserer Ansicht unvollständig und unklar waren", schildert Matthias Schneider.

Schriftlich wenden sich die Schneiders mit der Bitte an ihre Bank, die Fragen schriftlich zu beantworten. Die weist darauf hin, dass sie mit solchen Informationen nicht dienen könne. Es sei ihr untersagt, Rechtsberatungen vorzunehmen, ist in dem Schreiben zu lesen, das dem GA vorliegt. Da sie das Vertrauensverhältnis als verloren ansieht, kündigt sie "die gesamte Geschäftsverbindung" zum 16. September. Die VR-Bank Rhein-Erft wollte sich auf GA-Anfrage mit Hinweis auf "die Diskretionspflichten gegenüber unseren Kunden" dazu nicht äußern.

Als bedrückend empfindet Matthias Schneider, dass ihm die Bank nicht nur nach sechs Jahrzehnten kündigte. Er unterstützte sie in den 60er-Jahren nach eigenen Angaben als deren Geldbote - unentgeltlich, wie er schildert. Mit seinem VW-Käfer habe er "große Mengen Bargeld" von Heimerzheim nach Köln transportiert. "Jedes Mal habe ich eine andere Strecke genommen. Man kannte sich halt und half", berichtet er. "Doch das weiß wohl heute keiner mehr."

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