Golf und Natur im Vorgebirge Auf dem Golfplatz sind auch Bienen zu Hause

BORNHEIM/SWISTTAL · Noch vor einigen Jahren lagen Golfspieler und Naturschützer beim Thema mangelndes Nachhaltigkeitsdenken regelmäßig im Clinch. Heute sind die Fronten deutlich weniger verhärtet.

Sechs Bienenvölker finden sich auf dem Römerhof: Thomas von Kempis vor seinen Bienenkästen.

Sechs Bienenvölker finden sich auf dem Römerhof: Thomas von Kempis vor seinen Bienenkästen.

Foto: Palm

Bei den Streitigkeiten ging es um den verschwenderischen Umgang mit Wasser und Energie, hohe Zuführungen an Düngemitteln auf den Greens oder auch um die Vernichtung von Lebensraum einheimischer Tiere. Heute sind die Fronten deutlich weniger verhärtet als noch vor zehn oder 20 Jahren. Dies liegt unter anderem daran, dass Golfplätze wesentlich natur- und umweltfreundlicher betrieben werden.

Einen Beitrag dazu dürfte auch das Umweltprogramm "Golf und Natur" leisten, welches das Bundesamt für Naturschutz zusammen mit dem Deutschen Golf Verband entwickelt hat. Doch was setzen die Golfplätze von diesem Konzept um? Der General-Anzeiger hat sich umgeschaut und die Golfanlage Römerhof in Brenig sowie den Golf-Club Schloss Miel besucht.

Golfanlage Römerhof in Brenig: 98 Hektar umfasst die Golfanlage, die Thomas von Kempis managt. 1997 funktionierte der 61-Jährige das bis dahin landwirtschaftlich genutzte Gelände zusammen mit seiner Frau Jessica in einen großzügig angelegten Golfplatz um. "Früher wurden hier Zuckerrüben, Gerste und Raps angebaut. Heute haben wir hier eine deutlich größere Artenvielfalt an Blumen und Pflanzen."

Besonders stolz ist Thomas von Kempis auf die Entwicklung der sogenannten "Roughs", den Teilen des Golfplatzes, die zwischen zwei Spielbahnen liegen. Diese werden weitestgehend sich selbst überlassen und nur zwei Mal im Jahr gemäht. "Dadurch haben wir hier eine Vielfalt an Wildblumen, an denen sich die Golfer erfreuen." Einen weiteren Schwerpunkt legten die von Kempis auf die vielen Fallobstwiesen auf dem Gelände. "Bei der Entwicklung der Golfanlage haben wir den Architekten gebeten, die hier im Vorgebirge heimischen Obstsorten großzügig einzuplanen."

Und so dienen den Golfern die Apfel- und Pflaumengehölze mit ihren Früchten im Sommer als kleiner Snack zwischen zwei Abschlägen. Um den Baum- und Pflanzenbestand weiter auszubauen, werden jährlich mehr als 300 Gewächse neu gepflanzt.

"Meine Frau hat zusätzlich rund zehn Öko-Nischen in Form von sogenannten Benjeshecken angelegt." Hierfür wird zunächst dünnes Totholz aufgeschichtet. Aufgebaut werden die Hecken durch Samen aus dem Kot rastender Vögel. Entstanden sind so im Laufe der Jahre eine Vielzahl an Wildbrombeeren und Wildkirschen. Ebenfalls gibt der Golfplatz einer Vielzahl von Tieren ein Zuhause: Fasanen, Rebhühnern, Bussarden und Falken. Ansitzstangen erleichtern den Raubvögeln die Jagd. Ergänzend finden die Golfer sechs Bienenvölker auf dem Areal. "Die Bienenvölker mit jeweils rund 50 000 Bienen helfen uns, die Artenvielfalt zu erhalten und im besten Fall noch auszubauen", sagt Thomas von Kempis.

Darüber hinaus gibt es sieben Teiche zur Bewässerung der Abschlags- und Zielbereiche des 9- und 18-Loch-Golfplatzes. Beim Einsatz von Düngemitteln ist für Thomas von Kempis "weniger mehr". Nach diesem Prinzip setzt er 20 Milligramm Stickstoff pro Quadratmeter im Jahr für die Düngung der "Greens", sprich den Zielbereich, ein. Und auch bei den Mitgliedern ist Nachhaltigkeit ein Thema. "Sie fragen mich oder unsere Greenkeeperin Brigitte Schneider, wie unser Ressourcenmanagement aussieht und was wir für die Erhaltung der Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt tun", ist die Erfahrung von Thomas von Kempis.

Golf-Club Schloss Miel: Wie der Römerhof wurde auch das 80 Hektar große Gelände des Mieler Golfclubs bis 1996 vor allem landwirtschaftlich genutzt. "Die Rasenflächen umfassen rund 47 Hektar des gesamten Areals. Hinzu kommen knapp 13 Hektar Waldflächen", sagt Geschäftsführer Alexander Thelen (31). Besonders fällt der alte Baumbestand auf, der vielen Greifvögeln wie Bussarden als Rückzugsgebiet dient. Entsprechend finden sich diverse Sitzstangen auf der Golfanlage, die die Raubvögel bei der Ansitzjagd unterstützen sollen.

"Seit Bestehen der Golfanlage haben wir rund 2500 Bäume und mehr als 10.000 weitere Pflanzen, Büsche, Sträucher und Wildblumen gepflanzt", führt Alexander Thelen aus. Obendrein bietet der zentral gelegene Wald Eulen, Fledermäusen, heimischen Singvögeln, Rehen und Füchsen einen Unterschlupf. "Der Wald mit seinen zum Teil mehr als 100 Jahren alten Buchen, Linden und Eichen wird als ,Urwald' belassen und von uns nicht betreten und auch nicht verändert", erklärt Alexander Thelen.

Was das Engagement für die Natur angeht, verweist er zudem auf die acht größeren Teichflächen, wo sich Karpfen, Muscheln, Hechte, Blesshühner und Fischreiher angesiedelt haben. Hinzu kommt eine 110 Kilowatt-Photovoltaik-Anlage, die auf den Dächern des Betriebshofes installiert ist. Die effiziente Wassernutzung wird durch das Auffangen des Regenwassers sichergestellt. Aus Brunnen gewonnenes Wasser dient ergänzend der Beregnung der Golfplatzflächen.

Durch die Bearbeitung des Biodens mit Spezialmaschinen, unter anderem mit Aerifizier-Geräten zur Bodenbelüftung, spart der Golfplatz laut Thelen einen Großteil an Dünger und Chemie ein. Alles in allem sieht der 31-Jährige keinen Konflikt mit dem Naturschutz: "Im Vergleich zur vorherigen landwirtschaftlichen Nutzung der Golfplatzflächen finden sich heute viel mehr "ungenutzte" Areale, die nicht durch Monokulturen dauerhaft beansprucht werden."

Weiteres zum Thema "Nachhaltigkeit auf dem Golfplatz" gibt es beim Bundesamt für Naturschutz unter www.bfn.de. Die Adressen der Clubs: Golfanlage Römerhof, 53332 Bornheim-Brenig; www.golfanlage-roemerhof.de. Golf-Club Schloss Miel, Schlossallee 1, 53913 Swisttal; www.golfschlossmiel.de.

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