Niederkasseler Initiative "Ein Herz für Pundo" Eine Schulspeisung ist das nächste Ziel

NIEDERKASSEL · Es war die fünfte Reise ins afrikanische Pundo, die die beiden Freundinnen Sybille und Gisela Schmitz im Juli und August unternahmen, um zu sehen, wie die Spenden aus Niederkassel dort genutzt wurden. Darüber hinaus ging es den beiden aber auch darum, den rund 200 Familien in dem kleinen Ort in den Bergen im Westen Kenias weiter zu helfen.

 "Ein Herz für Pundo" haben (v.l.) Sybille Schmitz, Christien Abbink und Gisela Schmitz.

"Ein Herz für Pundo" haben (v.l.) Sybille Schmitz, Christien Abbink und Gisela Schmitz.

Foto: Martina Welt

Seit drei Jahren, als Jelena Staib aus Rheidt ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Kenia absolvierte und die Not der Kinder in Pundo, darunter viele Waisen, kennenlernte, engagieren sich Sybille und Gisela Schmitz zusammen mit Britta Schlömer, Christien Abbink und Marlies Bertram in der Initiative "Ein Herz für Pundo".

25 Stunden dauerte der Flug in das rund 320 000 Einwohner große Kisumu, wo die Niederkasselerinnen von Kontaktmann Father Fred Ogambi in Empfang genommen wurden und Neuigkeiten über das 75 Kilometer entfernte Pundo und die Projekte dort erfuhren. So wurden in fünf Jahren alle baulichen Maßnahmen abgeschlossen.

Umgebaut und erweitert wurden der Kindergarten und die Schule, der Sportplatz ist jetzt bespielbar, es gibt einen Basketballkorb, Netze und Bälle. Jede Familie besitzt eine Solarlampe, und es wurden 100 Orangen-, Mango- und Avocadobäume gepflanzt. Die Kita hat nicht nur Räume mit Boden und Fenstern, sondern auch ein Außengelände mit Wippe und Rutsche. Außerdem bezahlt die Initiative die Gehälter für drei Kindergärtnerinnen, eine Köchin und einen Hausmeister.

Besonders freuen sich Sybille und Gisela Schmitz darüber, dass dank der Unterstützung aus Niederkassel nun jedes Kita-Kind mittags einen Teller Maisbrei erhält. Die Speisung soll jetzt auch für die Schulkinder organisiert werden. "Und wenn es das letzte ist, was ich mache", meinte Sybille Schmitz, die vor Ort miterlebte, wie sich ein hungriges Schulkind auf den Brei eines Kita-Kindes stürzte.

Darüber hinaus hat der Einsatz noch weitere Gesichter. Seien es die Spenden, die per Post nach Pundo geschickt werden, oder ein Arzt der dreimal jährlich das Dorf besucht, Kinder untersucht, impft und entwurmt. Ferner wird jedes Jahr für ein Kind aus Pundo eine Operation bezahlt. Dieses Jahr sollen die deformierten Füße der HIV-infizierten Brenda im nahe gelegenen Krankenhaus operiert werden. Was solch eine Korrektur bedeuten kann, haben die Frauen an dem Jungen David gesehen.

Sybille Schmitz lernte den Jungen 2011 kennen, als er wegen seiner verkrüppelten Füße nur auf den Knöcheln gehen konnte. Nach der Operation entwickelte er sich zu einem selbstbewussten Jungen, der Fußball spielt und wahrscheinlich sogar das Gymnasium besuchen wird. Sybille Schmitz hatte allein 50 Kilo Gepäck für ihren Schützling, der ihr besonders ans Herz gewachsen ist, dabei.

Noch etwas hat sich seit vergangenem Jahr geändert. "Wir konnten das ewige , God bless you', sprich ,Gott schütze Dich', das gleichzeitig aber auch immer mehr mit Erwartungshaltungen verbunden war, nicht mehr hören." Auch die oft untätigen jungen Männer im Dorf ließen den Frauen keine Ruhe. So entwickelten sie 2013 die "50 zu 50"-Partnerschaft. Sie funktioniert, indem die Initiative die Materialien spendet und die Menschen vor Ort die Umbaumaßnahmen umsetzen. Auch die Schulspeisung wird unter diesem Motto laufen.

4000 Euro werden dafür pro Jahr nach Pundo gespendet. Die Organisation der Verpflegung sowie die Personalressourcen müssen die Familien aus Pundo stemmen. Allerdings ergibt sich aus der Schulspeisung ein weiteres Bauprojekt, das zunächst nicht geplant war. "Wenn für 300 Schulkinder gekocht werden soll, muss eine entsprechende Küche vorhanden sein, die bauen wir jetzt", sind sich die Frauen einig. Außerdem kümmern sie sich darum, dass jedes Jahr fünf Jungen und fünf Mädchen einen Beruf erlernen, etwa Schreiner, Gärtner, Maurer, Krankenschwester oder Elektriker.

An Ideen mangelt es nicht, angefangen bei der Wasseraufbereitung zur Bewässerung der Felder bis hin zur kontinuierlichen Aufklärung über Aids und das Thema Verhütung. Am Ende aller Bemühungen soll die Eigenständigkeit Pundos stehen.

Die nächste Reise ist für Juli 2015 geplant. Die Spenden - rund 20 000 Euro pro Jahr - werden komplett in Projekte im Dorf und für die rund 400 Kita- und Schulkinder investiert.

Für alle, die mehr über die Erlebnisse von Gisela und Sybille Schmitz bei ihrem letzten Besuch in Pundo erfahren möchten, gibt es einen Informationsabend bei Zwiebelkuchen und Federweißem am Freitag, 24. Oktober, im Pfarrheim in Rheidt an der Pastor-Ibach-Straße. Beginn ist um 19.30 Uhr.

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