Haus an der Mühlenstraße in Siegburg Zahnarzt und Kirche im Clinch

SIEGBURG · Wo vor einigen Tagen noch ein Haus stand, klafft jetzt eine Lücke: Das Haus Mühlenstraße 6 a in Siegburg ist abgerissen worden. Besitzer und Auftraggeber des Abrisses ist die katholische Kirchengemeinde Sankt Servatius. Darüber regt sich der Siegburger Zahnarzt Cato Ferrier auf: Er hatte in dem nun abgerissenen Haus seit 1999 praktiziert.

 Für das abgerissene Haus an der Siegburger Mühlenstraße hat der ehemalige Mieter der Kirche als Eigentümerin 2000 Euro Abstand gezahlt.

Für das abgerissene Haus an der Siegburger Mühlenstraße hat der ehemalige Mieter der Kirche als Eigentümerin 2000 Euro Abstand gezahlt.

Foto: Holger Arndt

Mitte 2013 zog er um - und wegen der Umstände, die die Beendigung seines Mietverhältnisses begleiteten, bezichtigt er die Kirche nun der Lüge.

Der Hintergrund: Zunächst hatte die Gemeinde Ferrier im März 2012 mitgeteilt, den Vertrag mit ihm, der eigentlich noch bis 2019 laufen sollte, nicht über 2014 hinaus erfüllen zu können. Als Grund wurde die Zusammenlegung der Siegburger Pfarrgemeinden angeführt, durch die eine umfassende Sanierung des Gebäudekomplexes nötig sei, "weil Bedarf im Rahmen der Nutzung als Bürofläche und Dienstwohnungen besteht", heißt es in einem Schreiben.

Für Ferrier ein Schock: Er hatte nach eigener Aussage rund 250 000 Euro in die Ausstattung der Praxis investiert. "Wenn man so viel Geld in die Hand nimmt, geht man davon aus, die Immobilie bis zum Renteneintritt nutzen zu können." Er bestand zuerst darauf, bis 2019 zu bleiben, trat davon aber zurück, als er eine neue Praxis fand. So unterzeichneten Gemeinde und Zahnarzt am 27. Mai 2013 einen Auflösungsvertrag.

Ferrier fragte im Juli 2013 schriftlich nach, ob die Kirchengemeinde Interesse an der Übernahme eines Teils seiner Praxisausstattung habe. Darauf antwortete Pfarrer Axel Werner, Sankt Servatius sei bereit, "die von Ihnen eingebrachten Installationen ... zu übernehmen. Allerdings dürfen der Kirchengemeinde hierdurch keine Kosten entstehen". Ferrier schlug vor, im Gegenzug könne die Gemeinde ihm die Kaltmiete bis Ende des Mietverhältnisses am 31. Dezember erlassen.

Das lehnte Werner ab und wies Ferrier darauf hin, dass er verpflichtet sei, die Räume zum Vertragsende in den früheren Zustand einschließlich aller erforderlichen Nebenarbeiten zu versetzen. Per E-Mail präzisierte der Kirchenvorstand Ende November, dass, wenn Ferrier selbst den Rückbau nicht durchführe, der Gemeinde Kosten in Höhe von rund 5222 Euro entstünden, die der Zahnarzt zu übernehmen habe. Gegen eine "Abstandszahlung" von 2000 Euro sei man aber bereit, auf weitere Forderungen zu verzichten.

Kirchenvorstand und Zahnarzt vereinbarten im Dezember 2013 schriftlich (alle Dokumente liegen dem GA vor), dass Ferrier der Gemeinde 2000 Euro zahlt, gegen eine Spendenquittung. Ferrier kam dem eigenen Angaben zufolge nach, und die Sache schien aus der Welt. Doch im Nachhinein bezeichnet der Zahnarzt die Forderung, 2000 Euro zu spenden, als "Unverschämtheit" - denn im Dezember stand bereits fest, dass das Haus abgerissen werden würde, wie jetzt eine Anfrage des GA ergab: Laut Stadt Siegburg hatte die Gemeinde am 2. Juli 2013 die Genehmigung zum Abriss beantragt, am 7. August wurde diese laut Baustellenschild erteilt.

Für Ferrier ist klar: "Man wusste während unserer Verhandlungen schon, dass das Gebäude abgerissen und nicht saniert wird." Das sei ihm auch aus Kirchenkreisen zugetragen worden. Als er ein Mitglied des Kirchenvorstandes damals darauf angesprochen habe, habe dieses geantwortet, der Abriss sei "nur eine Option". Ferrier: "Das war glatt die Unwahrheit."

Sowohl Monsignore Axel Werner als auch Wolfgang Hering vom Kirchenvorstand wollten sich auf GA-Anfrage dazu nicht äußern. Hering sagte nur: "Das ging hin und her. Die Daten habe ich aber nicht vor Augen."

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