Flughafen Köln/Bonn "Zahl der nächtlichen Flüge nimmt zu"

RHEIN-SIEG-KREIS · Lärmschutzgemeinschaft mahnt Einsatz leiserer Maschinen an. Mehr Belastung für Hennef-Heisterschoß. Kritik auch aus Windeck.

 Protest gegen Nachtflüge: Im März 2012 demonstrierten Bürger aus der Region am Flughafen Köln/Bonn.

Protest gegen Nachtflüge: Im März 2012 demonstrierten Bürger aus der Region am Flughafen Köln/Bonn.

Foto: Ingo Eisner

Die Zahl der Nachtflüge am Flughafen Köln/ Bonn hat zugenommen. Das berichtet die Lärmschutzgemeinschaft Köln/Bonn, die die Messstellen des Flughafens in Siegburg-Stallberg, Hennef-Heisterschoß sowie auf der Hennefer Realschule auswertet. Demnach stieg die Zahl der Starts und Landungen im ersten Halbjahr 2014 insgesamt auf 60 962 Flugbewegungen. Das sind 1,7 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Nachtflüge (22 bis 6 Uhr) legte um 3,2 Prozent zu. Sie machten 16 541 Flugbewegungen aus.

Diese Zunahme bestätige eine seit Jahren zu beobachtende Entwicklung, erklärte Helmut Schumacher vom Ortsverband Hennef der Lärmschutzgemeinschaft. Der nächtliche Flugverkehr nehme seit Jahrzehnten stetig zu: 1990 habe er noch 19,8 Prozent des Flugaufkommens ausgemacht, inzwischen seien es 27 Prozent. In diesem Zusammenhang mahnt die Lärmschutzgemeinschaft erneut den Einsatz leiserer Frachtmaschinen wie der Boeing 777 an. Denn nachts landen nach wie vor relativ laute Maschinen in Wahn. Nach den Messungen des Flughafens stagniert die Zahl jener Flieger, die einen Schallpegel von 80 Dezibel und mehr erzeugen. Im ersten Halbjahr war das 727 Mal der Fall, nur einmal weniger als im Vorjahreszeitraum. "Aktuell gibt es immer noch bis zu 24 extrem laute nächtliche MD 11-Frachtflüge pro Woche", so Schumacher. Fast alle davon steuerten das UPS-Frachtzentrum an, während nur neun Nachtflüge der leiseren Boeing 777 von Fed Ex aufgezeichnet worden seien.

Nach Angaben der Lärmschutzgemeinschaft haben alle Maschinen, die 65 Dezibel oder lauter sind, "Schlafstörpotenzial". In Heisterschoß wurde diese Marke im ersten Halbjahr insgesamt 2080 Mal überschritten, das sind 47 Prozent mehr als im Vorjahr. In Stallberg waren es 6880 Fälle (plus drei Prozent), über der Hennefer Realschule 2966 (minus 18 Prozent). Die Verschiebung ist laut Schutzgemeinschaft wohl witterungsbedingt. Im Schnitt lag der Lärmpegel in Stallberg nachts bei 57,2 Dezibel, in Hennef bei 50,4 Dezibel. Gesundheitsrisiken bestehen laut Lärmschutzforschung ab einer Belastung von 50 Dezibel, so Schumacher.

Auch im östlichen Rhein-Sieg-Kreis sorgt der nächtliche Fluglärm für Kritik. Von dort hat sich jetzt Paul Krögfes zu Wort gemeldet, der Sprecher der Regionalgruppe Köln im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist. In einem Schreiben an den Flughafen beklagt er, dass sich der Nachtfluglärm in den vergangenen Jahren und vor allem in den vergangenen Wochen in Windeck verstärkt hat. An der Messstation in Dattenfeld seien teilweise Lärmpegel von nahezu 80 Dezibel gemessen worden, berichtet Kröfges. "Der andauernde Nachtflug, die zunehmenden Spitzen in der Lärmbelästigung, das hohe Aufkommen und das offensichtliche Ausweiten der nächtlichen Flugrouten über das Gebiet der Gemeinde Windeck ist unerhört, unzumutbar und unverschämt."

Der BUND-Sprecher erneuerte in seinem Schreiben die schon oft erhobene Forderung nach einer Kernruhezeit am Flughafen Köln/Bonn. Dieser besitzt noch bis zum Jahr 2030 eine Genehmigung für nächtlichen Flugverkehr. 2012 sah das Land davon ab, zumindest für Passagiermaschinen ein Nachtflugverbot zu verhängen. Grund waren damals rechtliche Bedenken des Bundes.

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