Treffpunkt am Markt Weltoffener Papst für Reformen gesucht

SIEGBURG · Im Treffpunkt am Markt haben Bürger ihre Hoffnungen in das neue Kirchenoberhaupt geäußert. Die Vorschläge wurden an Erzbischof Joachim Kardinal Meisner übergeben.

 Gemütliches Gespräch: Ruth Kühn (r.) regte zum Austausch über die Papstwahl an.

Gemütliches Gespräch: Ruth Kühn (r.) regte zum Austausch über die Papstwahl an.

Foto: Tobias Pastoors

Nach dem Rücktritt Papst Benedikt XVI. wird aktuell viel über mögliche Nachfolger spekuliert. Doch was wünschen sich die Bürger eigentlich von einem neuen Papst? Der Treffpunkt am Markt im Haus zum Winter hat die Bürger der Region befragt und die Wünsche und Vorschläge an Erzbischof Joachim Kardinal Meisner übergeben. Dieser nimmt am Konklave teil und vielleicht hat er ja den ein oder anderen Wunsch im Hinterkopf, wenn er seine Entscheidung fällt.

"Fast alle, die zu uns kamen, haben zuerst noch einmal ihren großen Respekt für Papst Benedikt ausgesprochen, dass er diesen Schritt gewagt hat", betont Ruth Kühn, Vorsitzende des Kreiskatholikenrates. Die Wünsche der fast 60 Bürger, die das Angebot des Treffpunkts wahr nahmen, fielen dagegen durchaus etwas unterschiedlicher aus.

Während sich einige einen südamerikanischen oder afrikanischen Papst wünschen, haben andere Bedenken. "Das Christentum ist auf diesen Kontinenten vergleichsweise jung und zudem zweifeln einige, ob ein beispielsweise afrikanischer Papst die richtigen Worte für die Krise des Christentums in Europa finden würde", erklärt Kühn.

Einig sind sich die meisten Befragten in ihrem Wunsch nach Modernisierung. Sie wünschen sich, dass wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zugelassen werden und trotzdem für die Kirche arbeiten dürfen. Und dass Frauen zu Ämtern zugelassen werden und auch ehrenamtlich Tätigen mehr Rechte eingeräumt werden - wie zum Beispiel das Gestalten eines Wortgottesdienstes mit Kommunion. Schließlich gebe es immer geweihte Hostien auf Vorrat. "Die Priester sind oftmals überlastet, wenn man mehr Kompetenzen an Ehrenamtliche vergibt, dann haben sie mehr Zeit ihr Amt auszuüben", so Kühn.

Die Ökumene zwischen Protestanten und Katholiken zu vertiefen und ein gemeinsames Abendmahl zu bekommen, ist vielen Befragten ein Anliegen. "Jedoch", so Kühn, "wenn man den Leuten die theologischen Unterschiede zwischen der Katholischen Kommunion und dem evangelischen Abendmahl erklärt, dann sind sie sich gar nicht mehr so sicher, ob es nicht besser ist, in diesem Punkt auf Gemeinsamkeit zu verzichten." An guten allgemeinverständlichen Erklärungen mangele es der Kirche aber generell zu oft.

So wünschen sich einige der befragten Personen eine bessere Öffentlichkeitsarbeit und einen Papst, der einfachere Worte wählt, oft sei Papst Benedikt zu wissenschaftlich gewesen. Die Bibel biete verständliche Gleichnisse: Theologische Diskussion sei wichtig, aber wichtiger sei es, den Alltag der Menschen anzusprechen. Dafür müssten moderne Gleichnisse gefunden werden, dann wäre Glaube auch greifbarer.

Die gesammelten Wünsche wurden auch am Donnerstagabend in der St. Servatius Kirche in die Fürbitten eingebettet. Die Debatte um den neuen Papst und das rege Interesse der Medien freut Kühn. "Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen sich dafür interessieren und vor allem freut es mich, dass nach all den negativen Berichten über Papst und Kirche Benedikt der XVI. zum Ende seiner Amtszeit auch in Deutschland angemessene Würdigung erfährt."

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