Kneipen in Siegburg und Sankt Augustin Viele Wirte stinksauer auf "Sky"

SIEGBURG/SANKT AUGUSTIN · Bei der Preiserhöhung des Bezahlsenders "Sky" im vergangenen Jahr haben viele Wirte in Siegburg und Umgebung die Faust in der Tasche gemacht, sich geärgert, aber zum überwiegenden Teil das Angebot zur Live-Fußballübertragung weiter genutzt.

 Volles Haus in der "Spielwiese": Die Wirte hoffen, dass die Live-Bilder viele Gäste anziehen.

Volles Haus in der "Spielwiese": Die Wirte hoffen, dass die Live-Bilder viele Gäste anziehen.

Foto: Paul Kieras (Archiv)

Jetzt flatterte ihnen laut eigener Aussage erneut ein Schreiben mit einer weiteren deutlichen Gebührenerhöhung ins Haus, das für Empörung bei den Kneipenbesitzern sorgt.

Das "Bistro Hangelar" hat daraufhin die Notbremse gezogen und "Sky" die Rote Karte gezeigt. "So viel Bier können wir gar nicht verkaufen, damit sich das Ganze trägt", sagt Susanne Zimmermann. Rund 7000 Euro soll die Gaststätte nun jährlich an "Sky" überweisen. Auf vier Großbildschirmen habe das Bistro schon zu Zeiten von Premiere Fußball übertragen, jetzt würden die Geräte eingemottet, so Zimmermann. Man müsse über Alternativen nachdenken, um Gäste zu halten. Welche das sein könnten, weiß sie noch nicht und zuckt ratlos mit den Schultern. [kein Linktext vorhanden]

In den sauren Apfel beißt dagegen Ute Herzog vom "Jraaduss" auf der Siegburger Zange. "Mein Steuerberater hat vorgerechnet, dass ich fast 70 Gläser Bier mehr verkaufen muss, damit 'Sky' sich für mich rechnet", sagt sie. Das sei illusorisch. Aber da sie die einzige Kneipe im Stadtteil betreibe, käme sie um eine Vertragsverlängerung gar nicht herum. Was sie alle ärgert, ist die ihrer Meinung nach fehlende Transparenz bei der Gebührenberechnung. Denn "Sky" lege bei seinen Preisen als Basis die Raumgröße der Gastronomie zugrunde, berücksichtige darüber hinaus auch Bevölkerungsdichte und Kaufkraft einer Region sowie die Nähe zu Bundesliga-Vereinen.

Ute Herzog und viele ihrer Kollegen mutmaßen, dass der Sender nach dem Aufstieg des 1. FC Köln in die Bundesliga auf die Beliebtheit der "Geißböcke" setzt und davon ausgeht, dass der Verein für volle Kneipen sorgen wird. Davon wolle auch "Sky" profitieren, so ihre Vermutung. Der Sender selbst argumentiert damit, dass aufgrund der sich verändernden Lizenzkosten für Programminhalte und sonstiger Kosten die Preise in regelmäßigen Zeitabständen überprüft und angepasst werden müssten.

Ähnlich wie Herzog ergeht es Horst Kneutgen, Inhaber der "Gaststätte Wolf" in der Nordstadt. "Mit rund 600 Euro im Monat bin ich dabei", stellt er fast verbittert fest. Aber da in unmittelbarer Nachbarschaft zwei Gastronomiebetriebe geschlossen beziehungsweise "Sky" gekündigt hätten, hofft er auf neue Gäste.

"Ob es sich letztendlich rentiert, kann ich noch nicht abschätzen", so Kneutgen. Er wolle ein Jahr abwarten und dann gegebenenfalls kündigen. Denn auch bei ihm müsste zur Deckung der Kosten "der Zapfhahn glühen" - und das natürlich auch in der fußballfreien Zeit. In der "Spielwiese" am Markt schaut ebenfalls kein Gast in die Röhre. Allerdings nur deshalb, weil das Lokal zum "Casbah" gehört.

"Die 'Spielwiese' als reine Fußballkneipe kann die Kosten nicht schultern", erklärt einer der Inhaber, Lukas Yiannakis: "Wir fangen die mit unserem Angebot als Club/Diskothek, Bar und Restaurant an zwei weiteren Standorten in einem zusammengehörigen Gebäudekomplex auf." Die "Spielwiese" habe nur geöffnet, wenn der Ball rollt, und sei lediglich ein zusätzliches Angebot für die Gäste, so Yiannakis.

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