In der Volkshochschule lernen Teilnehmer die Deutsche Gebärdensprache Verständigung ohne Worte

SIEGBURG · Es ist der wohl leiseste Sprachkurs der Welt. Nicht ein Ton ist während der Unterrichtsstunde von Roswitha Kunz-Schumacher zu hören. Stattdessen gestikulieren die Teilnehmer des Sprachkurses wie wild. Erst beim genaueren Hinsehen fällt auf, dass in den Gesten Struktur ist und dass die neun Schüler des Kurses miteinander kommunizieren.

 Lehrerin Antje Erle (r.) "spricht" in der Gehörlosenschule in Güstrow mit Schülern im Mathematikunterricht mit Gebärdensprache.

Lehrerin Antje Erle (r.) "spricht" in der Gehörlosenschule in Güstrow mit Schülern im Mathematikunterricht mit Gebärdensprache.

Foto: dpa

Beim Kursus der Volkshochschule (VHS) "Deutsche Gebärdensprache (DGS) für Fortgeschrittene" lernen die Teilnehmer eine vollkommen geräuschlose Sprache.

Roswitha Kunz-Schumacher ist, genau wie ihre Eltern, von Geburt an gehörlos. Die Gebärdensprache hat sie als Kind in der Schule gelernt, im Unterricht angewandt wurde diese damals jedoch selten. Schüler lernten den Unterrichtsstoff früher hauptsächlich durch Lippenlesen und Ablesen von der Tafel. In heutigen Schulen für Gehörlose und Schwerhörige wird die Gebärdensprache regelmäßig unterrichtet und angewendet.

Die 66-Jährige lehrt die Deutsche Gebärdensprache heute hauptberuflich an verschiedenen Volkshochschulen in ganz NRW. "Die Deutsche Gebärdensprache lässt sich nicht wie jede andere Sprache aus einem Buch lernen. Sie muss im Gespräch geübt werden", so Martin Ernst.

Der Lehrer unterrichtet an der Schule für Gehörlose und Schwerhörige in Neuwied. Auch wenn Martin Ernst seinen Schülern die gesprochene Deutsche Sprache beibringt, möchte er doch mit seinen Schülern und deren häufig gehörlosen Eltern auch in der Gebärdensprache kommunizieren können.

Die Deutsche Gebärdensprache hat nur wenig mit der gesprochenen deutschen Sprache gemeinsam. Es handelt sich um eine eigenständige Sprache mit eigener Grammatik. Neben Gebärden spielen auch Mimik und Körperhaltung eine wichtige Rolle bei der Kommunikation. Gebärden unterscheiden sich voneinander durch Handform, Handstellung, Ausführungsstelle und Bewegung.

Wie auch in der gesprochenen Sprache, gibt es auch in der Deutschen Gebärdensprache verschiedene Dialekte. Während Gehörlose die verschiedenen Dialekte verstehen können, müssen sie die Gebärdensprachen in anderen Ländern komplett neu erlernen.

Die VHS Rhein-Sieg bietet jedes Semester zwei Kurse zur Gebärdensprache an. Weitere Informationen und Anmeldung gibt es bei Hildegard Recker unter Tel. 0 22 41/30 97 13.

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