GA-Serie "Eine Stunde mit..." Unterwegs mit Postbote Santo Randazzo auf seiner Zustelltour

TROISDORF · Sein gelbes Fahrrad ist mit drei Kisten und zwei Taschen beladen, als Postbote Santo Randazzo gemächlich die ruhige Dorfstraße in Troisdorf-Müllekoven entlangfährt.

 Die Post ist da: Santo Randazzo überreicht Helga Philipp aus Müllekoven einen Brief.

Die Post ist da: Santo Randazzo überreicht Helga Philipp aus Müllekoven einen Brief.

Foto: Arndt

Bis zu 60 Kilo Last muss das Rad eines Postboten aushalten können. In seinem Postbezirk Troisdorf-Müllekoven/Bergheim beliefert Randazzo rund 1100 Haushalte an sechs Tagen pro Woche. Da kommt einiges zusammen.

Damit er sein Rad nicht überladen muss, finden sich entlang seiner Route zwei Ablagestationen, an denen der Postbote morgens seine Fracht deponiert. Ungefähr einmal in der Stunde lädt er dort während seiner Tour wieder nach. Die Ablagestationen sind in unauffälligem Grau gehalten und sehen aus wie normale Stromkästen, die am Straßenrand stehen. "Das denken die meisten auch, dass das Stromkästen wären", erzählt Randazzo, während er zwei gelbe Kisten voller Briefe gegen zwei leere auf seinem Fahrrad austauscht.

Von den Briefen, die deutschlandweit tagtäglich verschickt werden, sind nur circa sechs Prozent private Briefe. Alles andere sind Rechnungen, Werbeschreiben und ähnliches. Samstags, wenn zu der normalen Post die Werbung hinzukommt, dauert Randazzos Schicht schon mal länger als sonst.

Ein normaler Arbeitstag beginnt für ihn um 6.30 Uhr im Troisdorfer Briefzentrum, wo er als Teamleiter erst einmal Büroarbeiten erledigt, bevor er seine Tour beginnt. Wie lange die schließlich dauert, hängt jeweils von der Tagesmenge an auszuliefernder Post ab. "Meistens bin ich zwischen zwei und halb vier fertig", berichtet Randazzo. Sein Fahrrad erspart ihm dabei einige Zeit, da er nicht an jedem Haus halten muss und somit längere Strecken schneller zurücklegen kann als zu Fuß.

[kein Linktext vorhanden]Die zu verteilenden Briefe wurden von einer Maschine vorsortiert und sind nach Anschrift geordnet, sodass der Postbote mit nur einem Blick genau weiß, an welchem Haus er als nächstes absteigen muss. Das Abstellen des Rades erleichtern ihm die Stützräder, die am Vorderrad befestigt sind. So muss er nicht jedes Mal nach dem Absteigen den Fahrradständer ausklappen. Mehr als einmal haben die Kinder aus der Nachbarschaft ihren Postboten schon damit aufgezogen, dass sie ohne Stützräder fahren können.

Einen Packen Briefe in der Hand sucht er zielstrebig den silbernen Briefkasten an der Eingangstür auf und wirft einige Rechnungen durch den Schlitz. In seinem Bezirk kennt er sich aus wie in seiner Westentasche. Schließlich liefert er dort schon seit mehr als sieben Jahren die Post aus. "Das ist ein großer Vorteil, den die Kollegen ohne festen Bezirk, die an verschiedenen Orten einspringen, nicht haben."

Nicht nur die Häuser, sondern auch die Menschen und Tiere entlang seiner Route sind ihm bekannt. Ein kleiner Beutel, der am Lenkrad des Rades baumelt, hält immer ein paar Leckerchen für die Hunde des Bezirks bereit. Doch auch der Postbote selbst ist bekannt: "Ich kenne dich! Du bist der Postbote!", ruft ein Junge, als Randazzo eilig einen Ball aufhält, der über den Schulhofzaun der Katholischen Grundschule Müllekoven auf die Straße geflogen ist, und ihn zurück zu den spielenden Kindern wirft.

Ja, bekannt ist er wie ein bunter Hund. Er grüßt alle, die ihm auf der Straße begegnen und hat stets Zeit für ein kleines Schwätzchen an der Haustür. "Er ist Mitarbeiter des Monats", befindet einer der Anwohner. "Solche wie ihn müsste es öfter geben."

Den freundlichen Postboten machen solche Aussagen verlegen. Er macht seine Arbeit einfach gern. Am meisten schätzt Randazzo an seinem Beruf die Selbstständigkeit: "Ich bin mehrere Stunden am Tag an der frischen Luft unterwegs und kann ganz in Ruhe meine Arbeit erledigen." Das Wetter störe ihn dabei nicht, egal ob 30 Grad im Schatten oder Regen, Wind und Schnee. Mit der entsprechenden Kleidung und festem Schuhwerk hat er bisher jedem Wetter getrotzt.

Auch die Bewegung, die er während seiner Arbeit bekommt, weiß Randazzo zu schätzen: "Durch meine italienischen Wurzeln weiß ich gutes Essen zu schätzen. Ohne die Bewegung in meinem Job würde ich sicher anders aussehen." Und so radelt er gemütlich weiter entlang der Gronewaldstraße und der Rheindorfer Straße, bis alle Bewohner seines Bezirks ihre Post im Briefkasten haben.

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