Tagesmütter in Siegburg "Uns fehlt die Wertschätzung"

SIEGBURG · Mehrere Tagesmütter in Siegburg fordern erneut bessere Unterstützung seitens der Verwaltung. Sie fühlen sich schlechtergestellt als ihre Kolleginnen in anderen Städten.

 Viele Eltern nutzen die Angebote der Tagesmütter für die Betreuung ihrer Kinder.

Viele Eltern nutzen die Angebote der Tagesmütter für die Betreuung ihrer Kinder.

Foto: dpa

"Uns fehlt die Wertschätzung der Stadt", sagt eine von ihnen, Daniela Schäfer. Sie betreibt das "Zwergenreich" in Kaldauen und war bereits im Frühjahr öffentlich in Erscheinung getreten, als sie wegen eines Bänderrisses wochenlang nicht arbeiten konnte und die Eltern der von ihr betreuten Kinder verzweifelt Ersatz suchten.

Gemeinsam mit Gertrud Borbely, die seit 17 Jahren als Tagesmutter arbeitet, und Roswitha Kippara ("Die Kleinen Hände" in Wolsdorf) will sich Schäfer dafür einsetzen, dass die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Tagespflegepersonen in Siegburg besser wird. Denn da hapert es in ihren Augen an vielen Ecken, insbesondere aber bei der Bezahlung: "In anderen Kommunen, etwa in Sankt Augustin oder Hennef, sind Tagesmütter deutlich bessergestellt", sagt Schäfer.

Feste Sätze gibt es in diesem Bereich nicht, jede Kommune kann selbst entscheiden, wie sie die Mittel, die sie vom Land für die Kindertagespflege erhält, verteilt. Sowohl in Siegburg als auch in der Nachbarstadt Sankt Augustin gibt es jeweils drei Qualifikations- beziehungsweise Erfahrungsstufen für Tagespflegepersonen. Während die Stundensätze pro Kind in Sankt Augustin von 4,20 Euro in Stufe 1 bis zu fünf Euro in Stufe 3 variieren, ist der Schlüssel in Siegburg komplizierter: Je mehr Wochenstunden eine Tagesmutter anbietet, desto mehr Geld bekommt sie - abhängig von ihrer Qualifikationsstufe. Die Sätze beginnen hier bei umgerechnet drei Euro pro Kind und Stunden, höchstens 4,98 Euro sind drin, wenn die Tagesmutter eine Betreuung von mehr als 44 Stunden pro Woche anbietet. Hinzu kommen die Sozialversicherungsbeiträge, die anteilig übernommen werden. Daneben bemängeln Schäfer und ihre Kolleginnen, dass sie zu wenig Mitspracherecht hätten und nicht transparent sei, welche Anforderungen die Fachkräfte des Jugendamtes etwa an die Einrichtung einer Pflegestelle stellten.

Unterstützt werden die Tagesmütter in ihren Forderungen von Ingrid Rumland, sachkundige Bürgerin der FDP im Jugendhilfeausschuss, sowie der Leiterin des Murkel-Hauses, Ursula Braun-Schwartz. Für Rumland ist klar: "Ohne Tagesmütter wären die Kommunen mit der U 3-Betreuung hoffnungslos überfordert." Braun-Schwartz empfiehlt den Tagesmüttern, sich zusammenzutun und eine Sprecherin zu wählen, die mit der Stadt kommuniziert. "Bevor Siegburg ein eigenes Jugendamt hatte, war vieles deutlich unkomplizierter", berichtet sie. Tagesmütter und Kitas hätten zum Beispiel ein privates Vertretungsnetzwerk gehabt.

Die Verwaltung ist derweil nach Auskunft von Jugenddezernent Andreas Mast dabei, die Tagespflege neu aufzustellen. "Aus drei Stufen sollen in Zukunft zwei werden", sagte er dem GA. Seine Abteilung habe Modelle entwickelt, die in die Haushaltsberatungen mit einfließen sollen. Was die Kindertagespflege-Einrichtungen angeht, sei das Jugendamt nur beratend tätig: "Wir mischen uns nicht ein, was die persönliche Gestaltung angeht." Wohl aber müsse die Stadt qua Sozialgesetzbuch auf Brandschutz, Fluchtwege und andere grundlegende Anforderungen achten: "Wir hatten mal einen Fall, in dem eine Tagesmutter die Kinder in einem fensterlosen Kellerraum schlafen lassen wollte. Da müssen wir einschreiten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort