Wahnbachtalsperre Tüv-Termin tief unter der Erde

SIEGBURG · Routinemäßig haben Experten der Bezirksregierung Köln am Donnerstag die Wahnbachtalsperre begutachtet. Diese "Talsperrenschau" ist praktisch der jährlich stattfindende "Tüv-Termin".

 In Notfall müssen sich die Heber von Hand öffnen lassen, damit die Flutventile bei Hochwasser geöffnet werden können.

In Notfall müssen sich die Heber von Hand öffnen lassen, damit die Flutventile bei Hochwasser geöffnet werden können.

Foto: GA

Dabei werden alle Betriebseinrichtungen wie zum Beispiel Verschlüsse, Schieber und Ventile sowie die Messeinrichtungen der Talsperre, die vom Wahnbachtalsperrenverband (WTV) betrieben wird, genau unter die Lupe genommen. Kontrolliert werden auch die erhobenen Messdaten und natürlich der Zustand des Staudamms.

"Da ist die Bezirksregierung sehr genau", sagt WTV-Geschäftsführer Norbert Eckschlag, der die beiden Talsperrenaufsichtsbeamten Rolf Kucera und Angelika Schmiescheck auf dem Weg durch die Herdmauer mit ihrem begehbaren Kontrollgang 50 Meter unter der Erde begleitete. Denn Sicherheit sei oberstes Gebot beim Betrieb einer Talsperre. Das gelte auch für die Heber auf der Staumauer, über die im Falle von Hochwasser 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abgelassen werden können. Die wurden laut Eckschlag seit Bestehen der Talsperre allerdings noch nie benutzt - und das sind fast 60 Jahre.

Um einem schweren Starkregenereignis mit folgendem Hochwasser vorzubeugen, ist die Talsperre bei einem Fassungsvermögen von 41,4 Millionen Kubikmetern Wasser nur mit rund 39 Millionen Kubikmetern gefüllt. "So haben wir einen Puffer", erklärt Eckschlag. Der WTV hat nach dem Landeswassergesetz NRW (LWG) "Talsperre und Rückhaltebecken mindestens nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik zu unterhalten und zu betreiben". Er muss das ganze Jahr über Messdaten an die Talsperrenaufsicht weiterleiten, und der tägliche Marsch durch den Kontrollgang in der Staumauer ist ebenso Pflicht. Der Sicherheit des Staudammbauwerks dienen auch Sanierungsmaßnahmen, die zurzeit durchgeführt und voraussichtlich bis November dauern werden.

Sieben Jahre nach der spektakulären Sanierung des Damms, bei der das Wasser aus der Talsperre abgelassen wurde, stehen jetzt wieder Dichtungsarbeiten an, die aber von der unterirdischen Herdmauer am Fuß des Staudamms aus erfolgen. Von dort und von den beiden Talhängen aus "wird ein sogenannter Injektionsschleier aus flüssigem Zementleim mit Hochdruck ausgebracht, um natürliche Klüfte und Spalten im felsigen Untergrund auszufüllen", beschreibt Eckschlag die rund 1,5 Millionen Euro teure Maßnahme.

Dabei handele es sich um ein Verfahren, das bereits beim Bau des Steinschüttdamms Mitte der 1950er Jahre angewandt worden sei. Neue Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Durchlässigkeit des Dammuntergrunds zugenommen habe. "Längst nicht im besorgniserregenden Maß, aber doch so, dass wir die Parameter der Normen langfristig nicht mehr ganz einhalten", so Andreas Venzke von der Bau- und Planungsabteilung des WTV. Abgedichtet ist das Dammbauwerk mit einer Asphaltbetonschicht, die am Felsuntergrund mit der Herdmauer verbunden ist.

Der mit dem Injektionsschleier versehene Untergrund gibt dieser Herdmauer und der "Gründungsfuge", also der Nahtstelle, die Standsicherheit. "Derzeit gibt es noch keine messbaren Veränderungen am Dammbauwerk", doch bewege sich das Ganze, wenn auch minimal, berichtet Venzke. Im Laufe der Jahrzehnte könnten sich vorhandene Klüfte und Spalten wieder öffnen, durch die dann Wasser eindringe. Daher wird der Zementschleier erneuert.

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