Neue "Siegburger Studie" Tiefe Einblicke in die Stadtgeschichte

SIEGBURG · Seit 1960 gab die Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg die Reihe "Siegburger Studien" heraus, in der sie Beiträge zu ihrer Geschichte sowie über die Arbeit der Mönche veröffentlichte. Nach Auflösung des Ordens am 19. Juni 2011 ist nun ein weiterer Band erschienen, allerdings nicht mehr unter der Federführung der Patres, obwohl der Autor selbst Benediktiner ist.

 Sie haben die neue "Siegburger Studie" schon (v.l.): Andrea Korte-Böger, Marcel Albert und Vize-Bürgermeisterin Susanne Haase-Mühlbauer bei der Buchvorstellung.

Sie haben die neue "Siegburger Studie" schon (v.l.): Andrea Korte-Böger, Marcel Albert und Vize-Bürgermeisterin Susanne Haase-Mühlbauer bei der Buchvorstellung.

Foto: Paul Kieras

Um den Umbruch zu verdeutlichen, trägt die aktuelle Ausgabe den Zusatz "Neue Folge". Das Werk wurde am Freitag von Andrea Korte-Böger, der Vorsitzenden des Vereins der Freunde und Förderer des Michaelsbergs, der die Publikation zusammen mit dem ab 2016 auf dem Berg ansässigen Katholisch-Sozialen Institut ermöglicht hat, und dem Autor, Marcel Albert OSB, vorgestellt.

Das Buch mit dem Titel "Die Benediktinerabtei Siegburg in der Berichterstattung der Kölner Nuntien (1584 - 1794)" ist eher einem Zufall zu verdanken. Marcel Albert, bedeutendster Historiker in Bezug auf den Benediktinerorden weltweit, war von Korte-Böger um einen Vortrag anlässlich der ebenfalls am Freitag beginnenden Offenen Tagung "Zwischen Tradition und Wohlleben" im Siegburger Stadtmuseum gebeten worden. Der war "auf so umfangreiches Material gestoßen, dass er anbot, ein ganzes Buch über das Thema zu schreiben", so die Vorsitzende.

950 Jahre Siegburg waren für Albert der Anlass, nach bisher unbekannten Quellen zur Geschichte der Abtei zu suchen, und er fand sie in den Archiven des Vatikans. Dort werden die schriftlichen Berichte der Kölner Nuntien (päpstliche Gesandte) aufbewahrt, "die eine Fülle von Informationen über das kirchliche und politische Leben im Rheinland zwischen 1584 und 1794 enthalten", erklärte Korte-Böger.

Der Leser erfährt, warum der erste Kölner Gesandte, Giovanni Francesco Bonomi, bereits 1585 die Stadt Siegburg besuchte und dort Herzog Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg traf und dass Cariolano Garzadoro die Position der Siegburger Äbte gegenüber den Herzögen von Berg stärken wollte und für sie 1603 sogar das Recht vom Papst erhielt, wie Bischöfe Mitra und Stab zu tragen. Oder auch, dass Bernhard Gustav von Baden-Durlach als einziger Leiter des Konvents zum Kardinal erhoben wurde.

Das Buch ist eine spannende Zeitreise, in der letztendlich das "Spannungsfeld zwischen Papst und Kaiser" beschrieben wird, und es zeigt "das schwere Geschäft Diplomatie auf", erklärt Albert die Abhandlung. Albert, der in Berlin geboren wurde, in Paris und Bonn studierte und im Benediktinerkloster Gerleve bei Münster lebt, hat nicht nur akribisch recherchiert, sondern die von ihm genutzten Quellen in den Fußnoten möglichst im vollständigen Wortlaut zitiert. In Latein und Italienisch, denn keiner der Gesandten konnte Deutsch, wie er berichtete.

Die "Siegburger Studien" sollen auch weiter fortgeführt werden, denn laut Korte-Böger hat sich der Verein nach dem Weggang der Benediktiner in einer Satzungsänderung unter anderem dazu entschlossen, die zur Geschichte gewordene benediktinische Tradition lebendig zu erhalten.

"Die Benediktinerabtei Siegburg in der Berichterstattung der Kölner Nuntien (1584 - 1794)", Marcel Albert, Rheinlandia Verlag, 223 Seiten, 20 Euro.

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