Nahverkehr im Rhein-Sieg-Kreis Taxifahrten werden teurer

RHEIN-SIEG-KREIS · Wer im Rhein-Sieg-Kreis mit dem Taxi fährt, zahlt ab dem 1. Februar des kommenden Jahres drauf. Im zweiten Jahr in Folge werden die in der Taxenordnung festgelegten Tarife erhöht. Das wird heute voraussichtlich der Kreistag beschließen, nachdem bereits ein entsprechendes Votum des Kreisausschusses vorliegt.

 Taxen am Siegburger Bahnhof: Ab 1. Februar sollen im ganzen Kreis höhere Tarife gelten.

Taxen am Siegburger Bahnhof: Ab 1. Februar sollen im ganzen Kreis höhere Tarife gelten.

Foto: Holger Arndt

Wie im vergangenen Jahr argumentiert die Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein Taxi-Mietwagen e.V. mit Kostensteigerungen. Schwerpunkt sind dieses Mal die Personalkosten. "Nach der derzeitigen Rechtslage müssen alle Taxiunternehmer ab dem 1. Januar den Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde bezahlen", teilte die Vereinigung der Kreisverwaltung in Siegburg mit. Dem Schreiben zufolge machen die Lohnkosten im Taxigewerbe rund 60 Prozent der gesamten Unternehmenskosten aus.

Bislang verdienen Taxifahrer bundesweit im Durchschnitt etwa 6,50 Euro brutto pro Stunde. Auf diesem Niveau bewegt sich laut Kreisverwaltung auch der durchschnittliche Lohn im Rhein-Sieg-Kreis, wo 87 Unternehmen Taxen betreiben; die meisten bieten zusätzlich Mietwagen an.

Der Kreis geht nach eigenen Berechnungen davon aus, dass die Unternehmen ab 2015 mit einer Lohnkostensteigerung von 15 Prozent rechnen müssen. Das "Einsparpotenzial" durch den derzeit günstigen Kraftstoffpreis könne diese Mehrkosten nicht kompensieren. Deshalb befürwortet die Kreisverwaltung für eine "moderate" Tariferhöhung.

Demnach wird zum 1. Februar die Grundgebühr um 50 Cent angehoben, so dass sie dann bei 3,50 Euro liegt. Für jeden gefahrenen Kilometer werden 20 Cent mehr berechnet. Damit kostet jeder Taxi-Kilometer in der Zeit von 6 bis 22 Uhr 1,90 Euro. In der Zeit von 22 bis 6 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen liegt der Tarif künftig bei zwei Euro. Wer ein Taxi bestellt, jedoch warten lässt, muss tiefer in die Tasche greifen: Bei einer Wartezeit von bis zu fünf Minuten werden 32 Euro (auf die Stunde gerechnet) statt wie bisher 26 Euro fällig. Ab der sechsten Minute sind es 37 Euro, auf die Stunde gerechnet (bisher 30 Euro). Auch die Kosten für Großraumtaxen steigen: Statt wie bisher sechs Euro werden 6,90 Euro Aufschlag fällig, sobald mehr als vier Personen mitfahren. All diese Tarife waren schon im Vorjahr angehoben worden.

In einer Pressemitteilung begrüßen die Linken die Anpassung der Tarife. Der Kreistagsabgeordnete Frank Kemper wies darauf hin, dass Taxifahrer im Kreis teilweise nur vier Euro brutto pro Stunde verdienen würden. "Das zeigt, wie wichtig die Einführung des Mindestlohns ist. Wenn Menschen, die einen Vollzeitjob ausüben, mit weniger als 700 Euro brutto im Monat entlohnt werden, ist das nicht hinnehmbar."

Kurz gefragt

Harald Pütz (58) ist Leiter der Abteilung Verkehrssicherung beim Rhein-Sieg-Kreis. Mit ihm sprach Dominik Pieper.

Die Taxigebühren im Kreis steigen im zweiten Jahr in Folge. Ist das unbedingt nötig?

Harald Pütz: Hauptpunkt ist der Mindestlohn, der zum 1. Januar auch in der Taxibranche gilt. Dadurch steigen die Personalkosten der Unternehmen. Als Genehmigungsbehörde müssen wir sicherstellen, dass sie wirtschaftlich und auskömmlich arbeiten können. Allerdings wäre es uns lieber gewesen, wenn es eine Übergangsregelung gegeben hätte, durch die die Löhne langsamer angepasst worden wären. Dann hätte man die Entwicklung noch etwas beobachten können.

Wie prüfen Sie, ob die Kostenargumente, die die Branche ins Feld führt, stichhaltig sind?

Pütz: Wir bitten repräsentative Unternehmen, ihre Unterlagen vorzulegen. So bekommen wir Einblick in die wirtschaftliche Situation. Die Unternehmer argumentieren ja auch regelmäßig mit anderen Kostensteigerungen, etwa bei Beschaffung, Wartung, Versicherung oder Sprit - wobei zumindest letzteres in den letzten Monaten nicht zutrifft. Wir können nicht immer alles eins zu eins mittragen. Mit der Anpassung der Taxiordnung haben wir einen guten Kompromiss gefunden.

Prüfen Sie auch, ob die Gebühren eingehalten werden?

Pütz: Daran ist uns natürlich gelegen. Wir machen sporadisch Betriebskontrollen, aber auch das Finanzamt prüft. Und letztlich würde der Kunde nicht mitspielen, wenn die Beförderungskosten zu hoch angesetzt wären.

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