Siegburger Innenstadt Tausende besuchen den Antikmarkt und verkaufsoffenen Sonntag

SIEGBURG · Für Alain Dax und seine Frau Ulrika ist bereits eine halbe Stunde nach der Eröffnung Schluss. Beide sind auf dem Antikmarkt in der Siegburger Innenstadt fündig geworden. Tausende taten es den Sankt Augustinern am Sonntag gleich.

 Voll wie hier auf dem Antikmarkt war es am Sonntag in der ganzen Innenstadt.

Voll wie hier auf dem Antikmarkt war es am Sonntag in der ganzen Innenstadt.

Foto: Holger Arndt

Sie flanierten über den Antikmarkt, bummelten durch die Geschäfte, die ihre Türen geöffnet hatten, oder genossen in einem der Straßencafés das schöne Wetter. Alain Dax, der Radios und Ventilatoren sammelt, hat ein AEG-Gerät aus der Zeit zwischen 1952 und 1960 für 20 Euro erstanden. Das funktioniere noch, habe ihm der Händler versichert.

Seine Ehefrau merkt an: "Zu Hause werden wir sehen, ob es ein Ü-Ei ist." Sie präsentiert eine alte Unterhose mit Spitze, für die sie 30 Euro berappt hat. Die will sie unter Pumphose oder Rock tragen. Weiter will das Ehepaar sich nicht umschauen. "Früher sind wir losgezogen und haben Möbel für unsere Wohnung gekauft", erzählt Dax.

Bis nach Holland, Italien und Frankreich seien sie dafür gefahren. Jetzt genießen sie bei einem Kaffee auf dem Markt die Atmosphäre. Vom Flair ist auch Händler Thomas Schlinkmann aus Bonn angetan, der zum ersten Mal in Siegburg ausstellt. Seine Büchersammlung umfasst hauptsächlich historische Reiseliteratur.

Er schätzt das ältere Publikum, das bereit ist, den geforderten Preis zu zahlen und versteht, dass "ein Antikmarkt kein Flohmarkt ist". Einige Stände weiter betrachten die Nachbarinnen Ursula Stöcker und Margot Grippekoven altes Porzellan. "Das steht bei mir auch noch im Keller", staunt Ursula Stöcker, die nie etwas auf dem Antikmarkt kauft, sich aber gerne umsieht: "Wat et nit all jit." Auch Margot Grippekoven möchte nur gucken, besonders nach Porzellan und ausgefallenen Vasen, verkaufte aber ihrerseits vor Jahren einem Händler einen Pelzmantel.

An der Auslage schräg gegenüber hat Peter Grewe aus Eitorf alles im Blick. Er zeigt seine Schätze ebenfalls erstmals in der Kreisstadt. Kleine Antiquitäten und Sammlerstücke sowie Volkskunst aus aller Welt bietet der 66-Jährige, im Hauptberuf Lehrer an einer Gesamtschule, an.

Seit 40 Jahren sammelt er selbst, muss sich aber immer wieder von Stücken trennen, damit das eigene Haus nicht zum Museum wird. Für Grewe ist aber das Sammeln die größte Leidenschaft, nicht das Verkaufen. "Wenn die Standgebühr reinkommt, die Leute nett sind und das Wetter mitspielt, bin ich zufrieden", zeigt er sich bescheiden.

"Ein Antikmarkt ist auch ein Lernort", stellt er immer wieder fest. Viele Sammler erzählten von ihrem Hobby. So wie ein "eher unscheinbarer" Kunde, der kurz vorher bei ihm nach winzigen Taschenuhrenschlüsseln gefragt hat. Rund 380 solcher Schlüssel aus Gold und Silber, teils mit Brillanten besetzt, bewahrt dieser in einem prall gefüllten Münzkasten mit zehn Schubfächern auf. Grewe fiel beim Stöbern auch etwas ins Auge. Ein Lehrerkalender von 1891, in dem der ehemalige Besitzer mehr Privates als Schulisches notiert hat. Auch für Grewe war der Antikmarkt also eine Fundgrube.

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