Geschichte Siegburgs Spießbürger schützten das mittelalterliche Siegburg

SIEGBURG · Geschichtsforscher Peter H. Krause referierte beim 234. Museumsgespräch über Waffen und Wehr in früheren Jahrhunderten.

 Geschichtsforscher Peter H. Krause beim Vortrag.

Geschichtsforscher Peter H. Krause beim Vortrag.

Foto: Holger Arndt

Die Siegburger Militärgeschichte, Stadtverteidigung, Wehranlagen und die Miliz des 16. und 17. Jahrhunderts stellte der Geschichtsforscher Peter H. Krause beim 234. Museumsgespräch in der Aula des Stadtmuseums vor.

Zunächst gab Krause einen Überblick über die Befestigungsanlagen, von denen noch heute einige Überreste als stille Zeugen im Stadtgebiet zu sehen sind. Bis ins 13. Jahrhundert dienten nach seinen Recherchen höchstwahrscheinlich Gräben mit dahinter liegendem Wall und darauf befindlichen Palisaden oder Flechtwerk dem Schutz der Marktsiedlung. Dann wurden die Holz- durch Steintore nach dem Vorbild der damals in Köln anzutreffenden ersetzt und die Stadtmauer aus Tuffstein, "Wolsdorfer Brocken", errichtet. In diesem Zusammenhang ging er auf die immer schon strategisch wichtige Bedeutung Siegburgs ein.

Natürlich mussten die Bürger die Stadt schützen und so bestand für Männer zwischen 18 und 60 Jahren eine Wehrpflicht. Allerdings konnte man einen Ersatz, Söldner oder Angehörige, stellen. Vor allem für Handwerker sei es nicht einfach gewesen, zu arbeiten und Wache zu schieben, die auch die Feuerwache einbezog, so Krause. Im Anschluss zeigte er auf, wie streng die Stadtverteidigung durch die Äbte als Stadtherren und den Vogt, den Herzog von Berg, als Schutzmacht organisiert war. Militärische Rechte und Pflichten hätten allerdings nur Stadtbewohner, die das Bürgerrecht besaßen, was "üblicherweise an den Besitz von Vermögen gebunden war", so Krause.

Arme und Besitzlose blieben außen vor, wurden aber im Falle einer Belagerung und zur Verteidigung herangezogen, verdingten sich als Torwächter oder als bezahlte Ersatzleute für die eigentlichen Wehrpflichtigen. Die Zuhörer erhielten nicht nur eine spannende Lehrstunde in Siegburger Geschichte, sondern erfuhren beispielsweise, woher der Begriff "Spießbürger" stammt. Der hat nämlich mit der heutigen Bezeichnung für eine engstirnige Person nichts zu tun.

Die Spießbürger waren diejenigen, die im Mittelalter zur Verteidigung der Stadt - höchst wirksam - mit langen Spießen ausgerüstet wurden. Weil sie im Gegensatz zu den reichen Bürgern und Adeligen einen niederen Stellenwert in der Gesellschaft hatten, wandelte sich die einst positiv belegte Bezeichnung im Laufe der Zeit in ein gegenteiliges Werturteil.

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