"Nazareth" in Siegburg Schottischer Hardrock und große Balladen

Siegburg · Sie gehören zur Speerspitze des britischen Hardrocks und verkauften mehr als 60 Millionen Platten. Am Freitag spielt die Band "Nazareth" im Siegburger Kubana.

 Auftritt im Siegburger Kubana: Die britische Band "Nazareth" mit (von links) Lee Agnew, Pete Agnew, Carl Sentance und Jimmy Murrison.

Auftritt im Siegburger Kubana: Die britische Band "Nazareth" mit (von links) Lee Agnew, Pete Agnew, Carl Sentance und Jimmy Murrison.

Foto: Ingo Eisner (Repro)

Alben wie das 1973 veröffentlichte und von Deep Purple-Bassist Roger Glover produzierte "Razamanaz", mit dem die 1968 gegründete schottische Band "Nazareth" rund um Sänger Dan MacCafferty und Bassist Pete Agnew ihren ganz eigenen Stil aus Heavy-Rock, Rock 'n' Roll und Blues definierte, aber auch die großen Hits wie ihre 1975 eingespielte Cover-Version der Everly Brothers-Ballade "Love Hurts" sowie "Dream on" sind auf ewig mit dem Namen "Nazareth" verbunden.

Mit dem Tod ihres Schlagzeugers Darrel Sweet, der 1999 vor einem Auftritt einem Herzinfarkt erlag und dem Ausstieg des Bandgründers und Sängers Dan MacCafferty, der 2013 "Nazareth" aufgrund einer Lungenerkrankung verließ, musste die Band einige Tiefschläge einstecken. Derzeit ist Nazareth auf "Changing Times-Tour", um den neuen Sänger Carl Sentance zu präsentieren. Am Freitag, 23. Oktober, gastiert die Band ab 20 Uhr im Siegburger Kubana. Mit Pete Agnew, dem letzten verbliebenen Gründungsmitglied, sprach Ingo Eisner.

Pete, haben Sie jemals mit Nazareth in Siegburg gespielt?
Pete Agnew: Ich glaube, wir sind dort schon mal aufgetreten, aber ich kann mich wirklich nicht mehr erinnern. Wir haben in den vergangenen 44 Jahren alleine 1000 Shows in Deutschland gespielt. Viele deutsche Städte enden mit 'burg', das ist manchmal irritierend. Aber wir freuen uns sehr auf den Auftritt in Siegburg.

Euer letztes Album "Rock´n´Roll Telephone" habt Ihr noch komplett mit Dan MacCafferty eingespielt. War da schon klar, dass er krank ist und aussteigen wird?
Agnew: Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend, und als wir das Album aufnahmen, wussten alle, inklusive Dan, dass dies unser letztes Album mit ihm sein würde. Nach den Aufnahmen spielten wir bei einem Festival in der Schweiz und schafften gerade mal drei Songs. Da hat Dan beschlossen, aufzuhören.

Habt Ihr weiterhin Kontakt zu ihm? Kennt er Euren neuen Sänger Carl Sentance?
Agnew: Ich sehe Dan regelmäßig, und Carl und er haben sich mehrfach getroffen. Bei einem Konzert in unserer Heimatstadt haben Carl und Dan unseren größten britischen Hit "Broken Down Angel" gemeinsam als eine Art Abschied für Dan gesungen.

Gesundheitliche Probleme scheinen sich wie ein roter Faden durch die Bandgeschichte zu ziehen. Nachdem Ihr zunächst Linton Osborne als neuen Sänger verpflichtet hattet, stieg er wegen gesundheitlicher Probleme im Januar 2015 aus. Seid Ihr vom Pech verfolgt?
Agnew: Das stimmt so nicht. Wir haben während der "ersten 40 Jahre" unserer Bandgeschichte gerade mal neun Konzerte aufgrund von Krankheit absagen müssen. Das ist für jede Band ein Rekord. Erst vor ein paar Jahren begannen die Probleme. Dass Linton sich der Band anschloss, war ein Fehler. Er ist wirklich ein guter Sänger, aber er passte nicht zu Nazareth. Das würde er auch selbst sagen.

Wie ist es für Sie, zusammen mit Ihrem Sohn Lee in einer Band zu spielen?
Agnew: Wir fühlen uns miteinander sehr wohl und ich hoffe, das merkt man unserem Spiel an. Lee begann mit zwölf Jahren Schlagzeug zu spielen, und wir beide musizierten regelmäßig in meinem Heimstudio. Mittlerweile spielen wir sicherlich länger zusammen, als die meisten Rhythmuspartnerschaften.

Um eine Band, die so lange existiert, ranken sich natürlich auch Mythen. Was ist dran an der Geschichte, dass Euch Richie Blackmore 1973 Dan MacCafferty als Ian Gillan-Ersatz für Deep Purple ausspannen wollte und Sie dem Gitarristen daraufhin Prügel angedroht hast?
Agnew: Ich habe in meinem ganzen Leben noch niemandem Prügel angedroht, außer vielleicht dem Typen in Hamburg und diesem anderen Typen damals in Glasgow, und da war doch noch einer in Memphis. Aber sonst niemandem, ehrlich. Nein ernsthaft, das war alles nur ein riesiger Spaß. Während unserer ersten USA-Tournee als Support für Deep Purple kam Richie in den Umkleideraum und sagte, dass Dan bei Deep Purple singen sollte. Wir haben alle gelacht und ihn aufgefordert, umgehend unseren Umkleideraum zu verlassen. Keiner hat das wirklich ernst genommen, obwohl ich glaube, dass Richie gerne Dan als Sänger gehabt hätte, weil Blackmore mit Gillan damals nicht besonders gut auskam. Aber es war nie ein ernsthaftes Angebot von Richie Blackmore.

Wäret Ihr 1977 bei einer gemeinsamen USA-Tournee mit "Lynyrd Skynyrd" tatsächlich in das Flugzeug eingestiegen, mit dem etliche Bandmitglieder der Southern-Rocker schließlich abstürzten und ums Leben kamen?
Agnew: Ja. Wir spielten zusammen mit Skynyrd eine Show in Greenville. Nach der Show machten Lynyrd Skynyrd während einer Party im Hotel uns das Angebot, uns zwei Tage später mit ihrem Flugzeug nach Louisiana mitzunehmen. Da wir aber am nächsten Tag für einen Fernsehauftritt nach New Orleans mussten, konnten wir nicht warten, um mit ihnen zu fliegen.

Was erwartet das Siegburger Publikum?
Agnew: Um das herauszufinden, solltest du zum Konzert kommen.

Wird es bald ein neues Nazareth-Album geben?
Agnew: Ja, wir werden mit den Aufnahmen im Januar beginnen. Wenn alles nach Plan läuft, wird das Album im Sommer 2016 veröffentlicht.

"Nazareth" spielt am Freitag, 23. Oktober, ab 20 Uhr im Siegburger Kubana an der Zeithstraße 100. Das Vorprogramm bestreitet Luke Gasser. Der Eintritt kostet 29 Euro im Vorverkauf und 33 Euro an der Abendkasse.

Zur Person

Bassist Pete Agnew, der am 14. September 1946 im schottischen Dunfermline geboren wurde, gründete 1968 zusammen mit Sänger Dan MacCafferty, Schlagzeuger Darryl Sweet und Gitarrist Many Charlton die Band "Nazareth", deren Name laut Agnew einem Song entstammt. Hervorgegangen war "Nazareth" aus der Band "The Shadettes", die Agnew, MacCafferty und Sweet 1966 gegründet hatten. Agnew ist das letzte Gründungsmitglied der aktuellen Besetzung, zu der neben seinem Sohn Lee am Schlagzeug und Jimmy Murrison (Gitarre) seit diesem Jahr auch der neue Sänger Carl Sentance gehört. Agnew feierte vor allem während der 70er und 80er Jahre mit "Nazareth" weltweite Erfolge.

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