Familienfest zu Lottchens Ehren Rund 120 Gäste feiern das Siegburger Original

Siegburg · "Wäre das Lottchen doch nur zu Lebzeiten schon so beliebt gewesen." Was der Siegburger Künstler Karl-Heinz Löbach am Dienstagabend aussprach, konnte die Stimmung im Siegburger Stadtmuseum nicht treffender beschreiben.

GA-Fotograf Holger Arndt hatte die Party zum 100. Geburtstag des als Charlotte Bertram geborenen Lottchens organisiert und hatte einige Anekdoten rund um das Siegburger Original zu erzählen. Neben den knapp 120 Gästen durfte natürlich auch das Geburtstagskind in Form der seit über 20 Jahren im Stadtmuseum sitzenden Puppe nicht fehlen. Am Ehrentisch, mit Luftballons und Geburtstagskuchen ausgestattet, nahm Lottchen inmitten der Feiernden Platz.

Unter all den Gästen waren auch zahlreiche Wegbegleiter des Lottchens, die auch noch Erinnerungen an die 40er-, 50er- und 60er-Jahre hatten, als es das Siegburger Stadtbild maßgeblich mitgestaltete. "Es war schon eine ungewöhnliche Erscheinung", fand Arndt bei seinen Recherchen heraus.

1,20 Meter groß, etwas pummelig mit schwerfälligem Gang - so lief Lottchen durch Siegburg, war mit Muli als Fuhrunternehmer unterwegs, lief in Polizistenuniform beim Karnevalszug vorneweg und unterstützte den Siegburger SV lautstark als Maskottchen und Fahnenträger.

"Lottchen hatte wahrlich kein einfaches Leben", sagt der Fotograf. Denn zusätzlich zur Kleinwüchsigkeit hatte es noch eine weitere Auffälligkeit: Charlotte hatte beide Geschlechtsmerkmale, war also ein Hermaphrodit. "Und weil wir nicht wussten, ob wir 'er' oder 'sie' sagen sollten, riefen wir immer nur 'et' Lottchen", ergänzte ein Gast während Arndts Vortrag. Ein anderer erinnerte sich, dass Lottchen immer in der Zeitung die Spiele des SSV tippte. Und Arndt war froh um jeden Zwischenruf, wollte die Erinnerungen an Lottchen mit den Gästen der Geburtstagsparty teilen.

Mit so vielen Besuchern hatte der 61-Jährige jedoch nicht gerechnet. "Es ist ein großes Familienfest zu Lottchens Ehren", betonte er. Besonders freute er sich über mitgebrachte Fotos, die Lottchen zeigen und die nun Platz in einem Lottchen-Buch finden sollen, das er zusammen mit seiner Frau Claudia Arndt, der Kreisarchivarin, zur 950-Jahr-Feier Siegburgs 2014 herausbringen will.

Wer noch alte Fotos oder Erinnerungen an Lottchen hat, kann sich an h.arndt@ga.de wenden oder persönlich in der Redaktion, Markt 45a, vorbeikommen.

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