Hundetrainer Martin Rütter in Siegburg Rottweiler mit Strasshalsband

SIEGBURG · Zwei Mal eine volle Hütte: Insgesamt weit über 2000 Herrchen und Frauchen hatten am Mittwoch und Donnerstag in der Rhein-Sieg-Halle artig Platz gemacht, um von der "Kernkompetenz Deutschlands", wie sich Martin Rütter selbst mit einem Augenzwinkern nannte, alles über den Hund zu erfahren, was man weiß oder wissen sollte.

 Lehrreiches und Amüsantes zur Beziehung von Mensch und Hund hat Martin Rütter im "bellenden Klassenzimmer" parat.

Lehrreiches und Amüsantes zur Beziehung von Mensch und Hund hat Martin Rütter im "bellenden Klassenzimmer" parat.

Foto: Paul Kieras

Die Bühne war für die Show "NachSITZen" als Klassenzimmer für Hunde gestaltet, Hundeprofi Martin Rütter gab den Lehrer, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern auf sehr witzige Art und Weise. Er setzte dabei vor allem auf Wiedererkennung, um seine durchaus ernste Botschaft an die Liebhaber von Vierbeinern zu bringen.

Wie es sich für eine Schule gehört, nahm er das Alphabet durch, wobei er zu jedem Buchstaben das passende Stichwort lieferte und das Publikum in seine kleinen Geschichten drumherum immer wieder einbezog. Selbst zum Buchstaben "X" fiel ihm etwas ein, nämlich der "Xoloitzcuintle", der mexikanische Nackthund. Rütter stellte Fragen, dann ging jedes Mal das Licht im Saal an, damit er besser mit dem Publikum kommunizieren konnte.

Seine Themen reichten vom überteuerten Modehund, "den man früher einfach Mischling nannte" und bei dem solche Kreationen wie der "Labradudel" (Labrador-Pudel) herauskämen, über den "aus Langeweile rammelnden Hund" bis zur Vermenschlichung des Vierbeiners.

"Ich kenne eine Rottweiler-Hündin, die Chantall heißt, mit pinkfarbenem, strassbesetztem Halsband ..." Wie man einen Yorkshire Terrier, der in England ursprünglich zur Jagd auf Ratten eingesetzt wurde, mit einem roten Schleifchen schmücken und nach dem Vorbild "eines ehemaligen Modegurus aus München am Arm festtackern" könne, fragte er kopfschüttelnd.

Die Rasse werde meist völlig gegen ihr Naturell gehalten: "Der geht doch nicht auf die Jagd und sagt zur Ratte: Moment, ich nehm gerade mein Schleifchen raus, dann gibt 's was vor die Fresse!" Die Zuhörer quittierten jede seiner Ausführungen mit lautem Lachen und Szenenapplaus. Auch der Vergleich von Hund und Katze kam bestens an. Der Hund denke: "Ich werde gefüttert und gestreichelt, das müssen Götter sein."

Die Katze denke dasselbe, nur mit der Schlussfolgerung "Ich muss ein Gott sein." Nicht nur der richtige Umgang, auch die Ernährung war ein Thema. Rütter prangerte Bio-Kost mit Gemüse und Getreide an, denn Hunde seien Jäger und Fleischfresser, was man schon an den Reißzähnen unschwer erkennen könne. Ihm wäre nicht bekannt, dass zum Beispiel "ein Maiskolben zur Kategorie Fluchtgemüse gehört".

Rütter wendet seit 1995 in seinen bundesweiten Zentren für Menschen mit Hund seine Trainingsphilosophie D.O.G.S (Dog Orientated Guiding System = am Hund orientiertes Führungssystem) an. Er ist Entwickler dieser Trainingsphilosophie, mit der er zum Vorreiter für die gewaltfreie und am Hund orientierte Ausbildung wurde.

Sein Ziel ist es, "einen Hund richtig einschätzen zu können, sein Verhalten und seine Kommunikation zu verstehen" und die Bedürfnisse des Hundes zu stillen, nicht die des Menschen. Selten war "NachSITZen" so unterhaltsam wie an den beiden Abenden.

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