Einbrüche im Rhein-Sieg-Kreis Polizei bietet Schulungen an

RHEIN-SIEG-KREIS · Sie bohren mitten in der Nacht das Türschloss auf und räumen stundenlang Schubladen und Schränke aus: Wer das über Einbrecher denkt, liegt in den meisten Fällen ziemlich daneben. Das weiß Kriminalhauptkommissar Hans-Jürgen Hoppe, der auf Schulungen oder in Einzelberatungen Bürger zum Thema Einbruchprävention berät.

 Kriminalhauptkommissar Hans-Jürgen Hoppe demonstriert, wie schnell ein nicht zusätzlich abgesichertes Fenster aufgehebelt werden kann.

Kriminalhauptkommissar Hans-Jürgen Hoppe demonstriert, wie schnell ein nicht zusätzlich abgesichertes Fenster aufgehebelt werden kann.

Foto: Ulrike Sinzel

Mit der dunklen Jahreszeit schnellen jährlich auch die Einbruchszahlen in die Höhe: um 30 Prozent. In Bornheim und Swisttal gab es jüngst wieder eine Serie von Einbrüchen. Die Polizei reagierte diese Woche mit Schwerpunktkontrollen in Bornheim, Rheinbach, Meckenheim, und Swisttal. Die Beamten überprüften mehr als 30 Fahrzeuge und rund 60 Personen - auch Fußgänger, Radfahrer und Bahnfahrer.

"Wir haben sowohl ortsansässige als auch immer mal wieder überörtlich agierende Täter, wegen der guten Autobahnanbindung", beschreibt Pressesprecherin Polizeihauptkommissarin Daniela Lindemann die Situation in Bornheim.

Es gebe ein breites Maßnahmenpaket: "Nach jedem Einbruch gibt es eine Spurensuche durch Spezialisten und Bezirksdienstbeamte befragen das Umfeld, um so schnell wie möglich Hinweise zu erhalten." Mit den Präsenz- und Kontrolleinsätzen wolle die Polizei ein deutliches Signal setzen und potenzielle Täter erkennen.

Den einen typischen Täter gebe es aber nicht: "Das ist ein Spiegelbild der Bevölkerung", sagt Hoppe. Anders als in vielen Filmen suggeriert, kommen die meisten Einbrecher aber nicht mitten in der Nacht, sondern zwischen 16 und 20 Uhr, verrät die Statistik: Weniger als fünf Prozent aller Einbrüche in Wohnungen und Mehrfamilienhäuser ereignen sich demnach in der Zeit zwischen Mitternacht und 6 Uhr.

"In dieser Zeit gibt es eher Einbrüche in Gewerbegebieten." Das liege daran, dass in Privatwohnungen nachts meist jemand zu Hause sei. "Und jemanden anzutreffen, das wollen Einbrecher auf jeden Fall vermeiden."

Lange brauchen sie nicht, um ein ganz normales Fenster zu öffnen, selbst, wenn es ein kleines Schloss im Griff hat. Hoppe demonstriert das eindrucksvoll: In gerade einmal vier Sekunden hat er ein Fenster im Schulungsraum des Bonner Kriminalkommissariats aufgehebelt.

"Im Schnitt braucht ein Einbrecher zehn bis 15 Sekunden." Ein zusätzliches Schloss an Fenstern und Türen empfiehlt er daher ausdrücklich: "Für Fenster in Neubauten eignet sich die Widerstandsklasse RC 3; für Haustüren RC 2 oder RC 3." Diese zusätzliche Sicherung muss dann allerdings auch ordentlich angebracht werden: "Häufig werden die Schlösser selbst montiert und wichtige Befestigungsschrauben vergessen."

Zu den häufigsten Fehlern bei der Wohnungssicherung gehöre außerdem: "Das Fenster gekippt lassen: Das führt zu 14 Prozent aller Einbrüche und wird versicherungstechnisch wie ein offenes Fenster betrachtet." Und: "Eine nicht abgeschlossene Haustür." Denn die Täter haben in wenigen Sekunden überprüft, ob ein Schloss die Tür absperrt. "Am besten wird eine Tür noch zusätzlich mit einem innenliegenden Pilzkopf verriegelt", rät Hoppe.

Sind die Diebe erst einmal im Gebäude, nehmen sie am liebsten Bargeld und Schmuck mit, so die Erfahrung des Kriminalhauptkommissars. "Laptops werden fast nicht mehr gestohlen." Wer einen Einbrecher in seiner Wohnung hat, solle sich ihm auf gar keinen Fall in den Weg stellen: "Schneiden Sie ihm nie den Fluchtweg ab. Telefonieren Sie besser laut mit der Polizei - egal, ob Sie ein Telefon zur Hand haben oder nicht."

Damit die Polizei schnell das richtige Haus finden könne, sei es wichtig, eine gut lesbare Hausnummer zu haben oder wenn nötig, die Anfahrt am Telefon zu beschreiben. Für die Spurensicherung sei es wichtig, den Tatort möglichst so zu lassen, wie er vorgefunden wurde.

SPD will Einbrüche in Bornheim thematisieren

Die jüngste Serie von Einbrüchen im Bornheimer Stadtgebiet sowie zurückliegende Delikte an privatem Eigentum rufen jetzt die SPD-Fraktion auf den Plan. "Diese Entwicklung gibt Anlass zu ernster Sorge. Gerade das Thema Sicherheit ist für alle Bürgerinnen und Bürger mit Recht ein Aspekt, der weit im Vordergrund steht", findet der SPD-Fraktionsvorsitzende Wilfried Hanft.

Neben den materiellen Verlusten seien auch psychische Belastungen der Opfer zu nennen. Daher hat die SPD für die Sitzung des Hauptausschusses am 4. Dezember eine Anfrage gestellt.

Die Sozialdemokraten möchten darin wissen, wie die zuständige Polizeibehörde auf die Einbrüche reagiert, ob es Möglichkeiten gebe, dass die zuständige Polizeibehörde im Stadtgebiet Bornheim ihre Präsenz ausweitet (etwa durch zusätzliche Streifenfahrten), und welche präventiven Möglichkeiten zum besseren Schutz der Bürger ergriffen werden können. Hanft fordert außerdem: "Unter diesen Vorzeichen sollten alle Planspiele hinsichtlich möglicher Zentralisierungsmöglichkeiten der Polizeibehörden schnellstens beendet werden."

Aktionswoche

Die Bonner Polizei bietet vom 18. bis 25. November die Aktionswoche "Einbruchschutz" an und lädt für Mittwoch, 20. November, 11 Uhr, zur Diskussion und Information zum Thema "Opfer und Opferschutz" ins Polizeipräsidium Bonn ein. Anschließend, bis 20 Uhr, gibt das Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz Tipps. Für Freitag, 22. November, 10 bis 12 Uhr, ist ein Infostand in Bornheim, Parkplatz Bauhaus/Porta, geplant.

Weiteres zur Kampagne "Riegel vor!" unter 02 28/15 76 76 und www.bonn.polizei.nrw.de.

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