Neues System sorgt in Siegburg für Unmut Notapotheke: Bürger sind verwirrt

SIEGBURG · Wer außerhalb der normalen Öffnungszeiten dringend etwas aus der Apotheke braucht, ist auf den Notdienst angewiesen. Doch die Apotheke, die gerade Notdienst anbietet, kann unter Umständen weiter weg sein als erwartet. Das findet jedenfalls der Siegburger Adolf Kneutgen, der in der Innenstadt gegenüber des Krankenhauses und neben der Humperdinck-Apotheke wohnt.

Dass eher selten direkt in der Siegburger Innenstadt Notdienst angeboten wird, kann Kneutgen nicht nachvollziehen: "Das ist doch einer Kreisstadt nicht angemessen."

"Ständig schellen Leute bei mir, die im Krankenhaus Medikamente verschrieben bekommen haben und dann ratlos vor der Apotheke stehen", sagte der Rentner dem GA. Er helfe den Menschen zwar gerne weiter, "aber das ist doch ein Witz, dass bei 14 Apotheken in der Stadt keine einzige Notdienst anbietet", findet der 76-Jährige. Er selbst habe einmal wegen einer Grippe wichtige Medikamente verschrieben bekommen, berichtet Kneutgen. "Ich konnte aber in meinem Zustand nicht zur nächsten Notapotheke nach Sankt Augustin fahren und musste letztlich ein teures Taxi schicken."

Ulrike Jüngel-Sandner leitet die Augustinus-Apotheke in Sankt Augustin und vertritt die Apothekerkammer Nordrhein als Sprecherin im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. "Es ist nicht so, dass es grundsätzlich keine Notapotheke in Siegburg gibt", betont sie. Vielmehr seien im Zuge der Neustrukturierung des Notdienstes zum vergangenen Jahr die vorher auf Kommunen bezogenen Bezirke aufgelöst und die Notdienste gleichmäßiger verteilt worden. "Dadurch kann es sein, dass man von der Siegburger Innenstadt aus nach Sankt Augustin und auf den Stallberg muss", erklärt Jüngel-Sandner. Grundsätzlich gilt, dass die nächste Notdienst-Apotheke in städtischen Gebieten höchstens zehn, in Mittelzentren 15 und auf dem Land maximal 30 Kilometer weit entfernt sein darf.

Dass eine Apotheke grundsätzlich keinen Notdienst macht, gibt es laut der Sprecherin nicht: "Das ist verpflichtend für alle, und die Dienste werden gleichmäßig verteilt." Die Entfernungen seien durch die neue Struktur für manche Patienten nicht größer, sondern eher geringer geworden, so Ulrike Jüngel-Sandner. "Bisher hat sich das System bewährt und ist auch positiv aufgenommen worden."

Das bestätigt auch Stefan Derix, Geschäftsführer der Apothekerkammer: "Mir sind aus dem Beritt Siegburg keinerlei konkrete Beschwerden bekannt", sagte er dem General-Anzeiger auf Anfrage. Zwar gebe es "immer wieder im Einzelfall" Klagen von Patienten. "Wenn sich aus solchen Rückmeldungen tatsächlich ein objektiver Bedarf ergäbe, würden wir das prüfen und gegebenenfalls entsprechend ändern", sagte Derix.

Welche Apotheken Notdienst haben, kann über die Internetseite der Apothekerkammer Nordrhein unter www.aknr.de in Erfahrung gebracht werden.

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