Sieg-Renaturierung Natürlichkeit statt gerader Linien

RHEIN-SIEG-KREIS · Nach lautem Protest ist es still geworden um das Naturprojekt "Renaturierung der Siegmündung". Doch es wird fleißig daran gearbeitet. Seit kurzem ist die Frist abgelaufen, in der Bürger, Institutionen, Verbände und Behörden ihre Anregungen und Kritik bei der für das Projekt zuständigen Bezirksregierung Köln einreichen konnten.

"Wir haben für die Behörden bis nach den Sommerferien verlängert. Aber die Eingaben werden jetzt gesichtet", sagte Oliver Moritz, Sprecher der Bezirksregierung auf Anfrage.

Seit drei Jahren wird das geplante Renaturierungsprojekt für die Siegufer zwischen Troisdorf und Mondorf kontrovers diskutiert: in der Bevölkerung und in der rund 100 Teilnehmer starken Lenkungsgruppe. Derzeit befindet sich das Projekt im Planfeststellungsverfahren. Will heißen: Mit diesem Verfahren entsteht die Planung, die dann auch umgesetzt wird. "Am Ende müssen alle das Gefühl haben, dass die Einwendungen auch genügend gewürdigt worden sind", legt Moritz Wert auf eine breite Bürgerbeteiligung. Auf ein realistisches Zeitfenster, wann mit dem Projekt begonnen werden könnte, wollte sich Moritz aber noch nicht festlegen. "Dazu müssen die Einwendungen erst einmal ausgewertet werden."

Fakt bleibt, dass der Uferbereich in Meindorf wegen des Protestes der Anwohner weitgehend ausgespart wird. Auf der Basis der EU-Wasserrahmenrichtlinie plant die Bezirksregierung, die Befestigungen in den Uferbereichen zu entfernen, damit sich der Fluss naturnah entwickeln kann. Dafür werden auch bestimmte Entwicklungskorridore definiert. Die künstliche Begradigung und der monotone Verlauf der Sieg werden so aufgehoben zugunsten neuer Nebenarme, Inseln, Mäander und Auenwälder, die sich in den kommenden Jahrzehnten ausbilden können. Ohne Meindorf indes, denn die Dorfbewohner wollen ihr Naherholungsgebiet an der Sieg behalten. Die Stadt Sankt Augustin ist gerade dabei, ihre Stellungnahme zu formulieren. </p><p><a href="internal:/article/1415317" id="09860865-1891-42f2-9f20-46b54255afc7">Renaturierung der Sieg

"Aber mit der Planung haben wir noch Probleme", sagt Rainer Gleß, Erster Beigeordneter der Stadt Sankt Augustin. So sei etwa noch nicht klar, an welchem Punkt der Sieg die Kläranlage in Menden das geklärte Wasser einleiten darf. "Das muss noch geregelt und exakt geortet werden", so Gleß. Schwierigkeiten gebe es auch mit einer ökologischen Ausgleichsfläche an der Sieg für den Bebauungsplan "Waldstraße" in Niederpleis. "Da ist die Entwicklung von Auenland vorgesehen, was mit der Planung kollidiert", erläutert Gleß. Das tangiere Sankt Augustiner Satzungsrecht. "Es kann nicht sein, dass das eine Recht das andere überlagert", sagt Gleß. Überdies fordert die Stadt weitere existenzsichernde Maßnahmen für die Landwirte. "Denn es gehen ja doch einige Flächen auf Augustiner Gebiet verloren."

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