Siegburger Gymnasium Alleestraße Mit den Augen des Astronauten

SIEGBURG · Dass Schüler immer wieder unauffällig auf die Uhr schauen, ist nichts Neues. Tatjana Ihnenfeld (17) und Daniel Stefan (16) jedoch haben die Zeit nicht im Auge, weil sie möglichst schnell nach Hause wollen.

 Vorbereitungen auf Hochtouren: Lehrerin Christel Feldmann-Kahl mit den Schülern.

Vorbereitungen auf Hochtouren: Lehrerin Christel Feldmann-Kahl mit den Schülern.

Foto: Holger Arndt

Die beiden Schüler des Erdkunde-Leistungskurses am Siegburger Gymnasium Alleestraße (GSA) haben eine große Aufgabe vor sich: Gemeinsam mit einer Ehemaligen ihrer Schule werden sie die Moderation übernehmen, wenn das GSA im September Kontakt zum deutschen Astronauten Alexander Gerst auf der International Space Station (ISS) aufnimmt.

An welchem Tag genau die Schüler ins All funken und Gerst ihre Fragen stellen werden, erfahren sie erst am Montag von der US-Luft- und Raumfahrtbehörde Nasa (National Aeronautics and Space Administration). Bekannt ist aber, dass der Kontakt zum deutschen ISS-Piloten ziemlich genau neun Minuten dauern wird.

Deshalb laufen in Siegburg die Vorbereitungen auf Hochtouren, um rund um diese entscheidenden Minuten ein rund zweieinhalbstündiges Programm zu stricken, das in der Aula präsentiert wird. In einem Intensivseminar werden neben Präsentationen verschiedener Schülergruppen zum Thema Raumfahrt auch musikalische Auftritte geplant. Lehrerin Christina Müller hat sich schon während ihres Geografie-Studiums mit der Fernerkundung beschäftigt und bringt sie nun ihren Schülern näher - denen im Leistungskurs ebenso wie denen in "ihrer" sechsten Klasse.

Auch wenn der eine schon 18 und die andere erst elf Jahre alt ist - das Interesse an der Raumfahrt haben alle in der Gruppe gemeinsam. Angeleitet werden sie von Christina Müller und der stellvertretenden Schulleiterin Christel Feldmann-Kahl. "Jede Sekunde des Programms muss genau durchgeplant werden, damit wir pünktlich die Schalte ins All beginnen können", erklärt Feldmann-Kahl. Die Moderatoren Tatjana und Daniel stehen also vor der Herausforderung, stets das richtige Timing zu finden. "Wir werden natürlich alles vorschreiben und Zettel dabeihaben, aber zur Not müssen wir auch improvisieren", sagt Tatjana.

Hilfe bekommen die beiden und natürlich auch die anderen Schüler aus dem Erdkunde-LK und der Klasse 6 d von Martin Fleischmann, der beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in der Kommunikationsabteilung arbeitet. "Wir trainieren vor allem, was man machen kann, wenn sich zeitlich doch etwas verschiebt", sagt Fleischmann. Auch er selbst finde die Aktion aufregend: "Spannend, dass die Schüler die Welt auf diese Weise mal mit Alexander Gersts Augen sehen können", sagt er. Unterstützung gibt es außerdem vom Deutschen Amateur-Radio-Club, der die Funkverbindung zu Alexander Gerst herstellt - übrigens, wie Martin Fleischmann erklärt, im Gegensatz zur Satelliten-Kommunikation der Nasa mit der ISS eine direkte Verbindung. "Außerdem ist diese Schule die erste, die auch per Video mit dem Astronauten verbunden ist."

Dass man für eine Karriere in der Raumfahrt nicht unbedingt gleich Astronaut werden muss, haben Sebastian Zumla und Jannik Lampe bei ihrer Recherche für eine Präsentation herausgefunden: "Vom Ingenieur über den Mediziner bis zum Industriemechaniker ist alles möglich", sagt Sebastian. Bei der Begeisterung der Gymnasiasten für ihr Projekt ist nicht auszuschließen, dass einige von ihnen diese Möglichkeiten nutzen.

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