63 Jahre Mitgliedschaft Mit Gesang durchs ganze Leben

SIEGBURG · Heinz Hemmersbach kann sich ein Leben ohne Gesang gar nicht vorstellen. Seit 68 Jahren gehört er verschiedenen Chören an, allein 63 davon hat er beim Männergesangverein (MGV) Siegburg-Kaldauen einen festen Platz als zweiter Tenor.

 Heinz Hemmersbach singt seit 68 Jahren in Chören.

Heinz Hemmersbach singt seit 68 Jahren in Chören.

Foto: Paul Kieras

Im Alter von zwölf Jahren trat er dem damaligen Kinderchor der katholischen Kirche in Lohmar bei. "Aus Familientradition", erinnert sich der fast 80-Jährige, denn schon sein Vater sei leidenschaftlicher Sänger gewesen, sein Großvater sogar Dirigent. Außerdem sei man zu der damaligen Zeit vom Lehrer in den Kinderchor geschickt worden.

"Das hatte aber auch den Vorteil, dass man die Mädchen aus seiner Klasse nach dem Unterricht treffen konnte", gesteht der Vater von zwei Töchtern, Opa von fünf Enkeln und Urgroßvater von vier Urenkeln, von denen allerdings zwei "noch unterwegs" sind, mit einem schelmischen Grinsen.

Sein Gastspiel in Lohmar dauerte nur ein knappes Dreivierteljahr, dann zog die Familie nach Kaldauen um, er meldete sich beim Kinderchor Seligenthal an. Der Stimmbruch zwang ihn zu einer längeren Pause, erst mit 17 Jahren verstärkte er den Kirchenchor Seligenthal, bei dem er bis 1998 aktiv war.

Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau Anneliese kennen, die vor neun Jahren verstarb. Ebenfalls 1951 begann seine Karriere beim Männergesangverein Kaldauen, dem auch sein Bruder Helmut (75) angehört. "Ich habe nie eine Probe versäumt, es sei denn, ich war krank oder im Urlaub", betont Hemmersbach und weist damit darauf hin, dass erfolgreiche Chorarbeit viel Disziplin und Zeitaufwand erfordert.

Damit erklärt er auch den Mangel an Nachwuchs, den viele andere Chöre auch beklagen. "Die Arbeitszeiten haben sich heute geändert, es ist mehr Flexibilität gefragt und den jungen Leuten fehlt einfach die Zeit für die Proben", nimmt er sie in Schutz. Seinen Schwiegersöhnen sei es aus dem gleichen Grund unmöglich, sich beim MGV zu engagieren.

Er selbst fand in seiner Jugend neben Arbeit und Chormitgliedschaft noch Zeit, in Kaldauen und Wolsdorf Fußball zu spielen, schaffte es in die Kreisauswahl der A-Jugend. Damit ist schon lange Schluss, Heinz Hemmersbach wandert gerne in den Dolomiten, fährt neuerdings wieder Rad und geht einmal in der Woche zum Skat im katholischen Pfarrheim. Und nebenbei schmeißt er den Haushalt ohne fremde Hilfe.

Die Zahl von einst rund 40 aktiven Sängern beim MGV sei auf 16 geschrumpft, eine Verstärkung des Chors in absehbarer Zeit nicht zu erwarten, zeigt sich der gelernte Stahlformenbauer wenig optimistisch: "Andere Sängergemeinschaften haben schon fusioniert, um den Betrieb überhaupt aufrechterhalten zu können." Er bedauert diese Entwicklung, "weil neben dem Gesang natürlich immer die Geselligkeit gepflegt wird". Nach den Proben oder auf gemeinsamen Ausflügen habe man stets viel Spaß gehabt und das gelte auch heute noch.

"Bei den Vereinsfesten in den 1950er und 1960er Jahren war das ganze Dorf auf den Beinen, das Stiftungsfest zählte zu den gesellschaftlichen Höhepunkten des Jahres", beschreibt Heinz Hemmersbach den damaligen Stellenwert des Vereins. Ebenso geändert hat sich das Repertoire der Sänger. Während Lieder aus Oper und Operette immer noch fester Bestandteil eines jeden Konzerts seien, sei das Volkslied in den Hintergrund getreten.

An dessen Stelle sind laut Hemmersbach "kölsche Töne" und sogar Pop-Songs, etwa von "ABBA", gerückt. Dennoch ist die Jugend nicht zu begeistern, "da die ganz andere Interessen hat", so sein Resümee. In Kaldauen munkelt man übrigens, dass dem "Chor-Urgestein" an seinem Geburtstag im Oktober vom MGV die Ehrenmitgliedschaft verliehen wird. Nach 63 Jahren hat Heinz Hemmersbach diese Auszeichnung sicher verdient.

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