Strafzettel in Siegburg Marktbesucherin empört über Polizei
SIEGBURG · Seit Anfang der 70er Jahre kauft Ruth Matting aus Sankt Augustin jeden Samstag auf dem Siegburger Wochenmarkt ein. Bis zum vergangenen Samstag: "Das war mein letzter Besuch auf dem Markt", sagt die GA-Leserin.
Der Grund: Ruth Matting sieht sich und andere Marktbesucher von der Polizei schikaniert. Die Rentnerin erledigt den Wocheneinkauf für eine große Familie - und parkt dafür jedes Mal direkt auf dem Marktplatz, auf Stadtmuseums-Seite. Die Rentnerin beruft sich dabei auf eine "Sonderregelung" der Stadt Siegburg, laut derer Marktbesucher morgens kurzzeitig ihr Auto am Markt abstellen können, während sie ihre Einkäufe erledigen.
"Nach Auskunft mehrerer Marktbeschicker wurde diese Vereinbarung zwischen ihnen und der Stadt Siegburg getroffen. Das habe ich gern angenommen", sagt Ruth Matting. Als sie jedoch am Samstag nach dem Einkauf zu ihrem Auto zurückgekehrt sei, hätten sie zwei Polizistinnen dort erwartet und ihr sowie weiteren zumeist älteren Besuchern einen Strafzettel verpasst.
"Auf meinen Einwand, dass sonst keine Parkmöglichkeit in der Nähe sei, bekam ich die Antwort: ,Sie haben zwei Beine zum Laufen!", berichtet Matting.
Die Siegburger Stadtverwaltung bestätigte auf GA-Anfrage eine "rheinische Lösung", die beim Parken am Markt ähnlich wie beim Fahrradfahren in der Fußgängerzone gelte. Soll heißen: Das Ordnungsamt drückt ein Auge zu. "Dadurch sollen auch körperlich beeinträchtigte Menschen und solche, die große Mengen einkaufen, von den Vorzügen des Wochenmarktes profitieren", erklärte Sprecher Wolfgang Hohn.
Probleme oder gar Unfälle habe es nie gegeben. Die Polizei Siegburg gab auf Anfrage die Auskunft, dass für den ruhenden Verkehr grundsätzlich das Ordnungsamt zuständig sei. "Wir unterstützen die Ordnungskräfte aber natürlich auf Grundlage der geltenden Verkehrsregeln", sagte Sprecherin Renate Braun. Zur konkreten Situation auf dem Siegburger Markt konnte sie am Mittwoch noch nichts sagen.