Interview mit Rüdiger Ramme Lust statt Frust beim Gärtnern

LOHMAR · Zum Frühjahrsbeginn sehnen sich viele Menschen nach Veränderung auf Balkon, Terrasse und im Garten. Bunt Blühendes steht ganz oben auf der Wunschliste, es werden Kübel, Kästen und Beete bepflanzt.

 Die Primel gehört laut Rüdiger Ramme zu den Klassikern unter den Frühlingsblumen.

Die Primel gehört laut Rüdiger Ramme zu den Klassikern unter den Frühlingsblumen.

Foto: Paul Kieras

Einige Dinge sollten jedoch beachtet werden, damit die Anfangseuphorie nicht ganz schnell in Enttäuschung umschlägt, weil man scheinbar nicht den "grünen Daumen" besitzt. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die übersehen werden, die aber entscheidend sind für Erfolg oder Misserfolg beim Gärtnern. Unser Mitarbeiter Paul Kieras hat beim "Fernsehgärtner" Rüdiger Ramme, der in Lohmar ein Gartencenter betreibt, nachgefragt, was dieses Jahr im Trend liegt, was vor dem Pflanzen bedacht werden muss und wo man Rat bekommt.

GA: Gibt es bei Pflanzen in diesem Jahr einen bestimmten Trend?

Ramme: "Nein, das kann man nicht sagen. Trends entwickeln sich über viele Jahre. In der Produktion werden allerdings immer wieder einmal kleine Nuancen geändert, für den Laien sind die aber nicht erkennbar. Beispielsweise wenn eine Blüte noch intensiver blau gezüchtet wird. Es verschwinden aber auch Pflanzen wieder vom Markt, weil sie unter anderem zu regenanfällig oder nicht leicht zu pflegen sind.

GA: Spielt die leichte Pflege eine große Rolle bei der Auswahl?

Ramme: "Ja, das kommt schon daher, weil die Leute heute nur noch wenig Zeit haben. Daher greifen viele auch auf fertige Blumenmischungen zurück, die man mit den Convenience-Produkten zum Kochen vergleichen kann."

GA: Kann man denn viel falsch machen?

Ramme: " Eigentlich nicht, wenn man einige Dinge beachtet: die Wahl des Standorts, dass keine Staunässe entsteht, die entsprechende Düngung, den Pflanzenschutz und gute Erde. Im Sinne des Umweltschutzes sollte die auf jeden Fall torffrei sein."

GA: Kann es speziell im Garten Probleme mit Gewächsen geben, etwa, weil sie alles andere überwuchern?

Ramme: "Sie meinen so etwas wie das Drüsige Springkraut. Das kam ursprünglich als Zierpflanze aus Indien, ist aber nicht in privaten Gärten anzutreffen. In der freien Natur hat es sich aber zu einem großen Problem entwickelt, weil es sich flächenbrandmäßig ausbreitet und zu einer Bedrohung für andere Pflanzen geworden ist. Eine unangenehme Überraschung kann man aber mit Bambus erleben. Dazu muss man wissen, dass alle sogenannten Phyllostachys Rhizome bilden, also unterirdische Ausläufer, die eine Kraft haben, dass selbst Platten kein Hindernis für sie darstellen. Irgendwann gibt es dann Ärger mit dem Nachbarn, weil zum Beispiel der beliebte Pseudosasa - oder Pfahl-Bambus - natürlich auch vor dem Grundstück nebenan nicht Halt macht. Es ist also dringend erforderlich, nur mit einer Rhizomsperre zu pflanzen.

GA: Ist denn beim Anlegen eines Gartens selbst ein Trend ersichtlich?

Ramme: "Ganz groß in Mode ist der urbane Gartenbau, auf gut Neudeutsch das Urban Gardening, gekommen. Denn meist steht den Menschen nur noch wenig Platz zur Verfügung und dann wird selbst der kleinste Balkon zum Garten, jede freie Fläche ausgenutzt. Viele pflanzen sogar Blumen und Gemüse zusammen in einem Kasten an. Das ist übrigens überhaupt kein Problem. Beliebt sind dafür auch platzsparende Hochbeete mit einer bunten, dekorativen Mischkultur aus Blumen, Gemüse und Kräutern.

GA: Aber dafür braucht man schon den Rat des Fachmanns?

Ramme: "Ich empfehle eigentlich jedem, der sich mit Gärtnern beschäftigen möchte, den Rat von Fachleuten oder erfahrenen Hobbygärtnern einzuholen, nicht nur beim Planen und Anlegen großer, komplexer Gärten. Denn oft entscheiden schon Kleinigkeiten über Erfolg oder Misserfolg. Der kann bereits eintreten, wenn beim Setzen einer Pflanze der notwendige Abstand zur nächsten nicht eingehalten wird oder - wie schon erwähnt - ein falscher Standort ausgesucht wird."

GA: Haben Sie eine abschließende Empfehlung?

Ramme: "Nicht wild drauf los kaufen, sondern zunächst Gedanken darüber machen, was man eigentlich möchte und sich dann informieren. Es gibt genügend Literatur, das Internet ist hilfreich und natürlich stehen die Fachleute beratend zur Seite. Und man sollte langsam anfangen und sich erst nach und nach an Schwieriges herantasten. Sonst schlägt die Lust am Garten ganz schnell in Frust um."

Zur Person

Rüdiger Ramme (47), in Siegburg geboren, wuchs in Lohmar auf und lebt dort. Nach abgeschlossenem Studium der Gartenbau-Wissenschaften übernahm der Agrar-Ingenieur den elterlichen Gartenbaubetrieb und baute ihn aus. Überregional bekannt geworden ist Rüdiger Ramme als Fernsehgärtner in der "Lokalzeit aus Köln" des WDR, bei der er seit 2001 die Rubrik "Gartenzeit" betreut.

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