Löschgruppe Wolsdorf zeigt historischen Feuerwehreinsatz "Loss jonn, Wasser marsch"

SIEGBURG · Etwas irritiert schauten Autofahrer, die am Samstagabend an der Ampel Ecke Kaiserstraße/Weierstraße bei Rot anhalten mussten und dabei Menschen sahen, die scheinbar völlig unaufgeregt auf das Turmzimmer der Traditionsgaststätte "Zum Fass" nach oben blickten.

 Löschen wie früher: Die Wolsdorfer Feuerwehr bringt einen historischen Pumpenwagen zum Einsatz.

Löschen wie früher: Die Wolsdorfer Feuerwehr bringt einen historischen Pumpenwagen zum Einsatz.

Foto: Paul Kieras

Rauch quoll aus dem Fenster. Entspannte Mienen dann aber bei ihnen, als Feuerwehrleute in historischen Uniformen mit einer alten handbetriebenen Feuerwehrpumpe im Laufschritt anrückten.

Spätestens da war klar, dass es sich nicht um einen wirklichen Notfall handelte. Mit der Aktion im Rahmen eines zweitägigen Straßenfestes der Gaststätte sollte gezeigt werden, wie seinerzeit ein Zimmerbrand im Turm des denkmalgeschützten Gebäudes hätte gelöscht werden müssen. Die 1881 gegründete Freiwillige Feuerwehr wäre damals auf die Mithilfe der Bürger angewiesen gewesen.

Die Löschgruppe Wolsdorf unter Führung von Markus Völker forderte daher auch die Festgäste auf, sich an der Aktion zu beteiligen und eine Eimerkette zu bilden, um die Doppelkolbenpumpe aus der Zeit um 1870 mit Wasser zu speisen.

Schon im Vorfeld hatte der Eigentümer des Hauses, Bernd Ilbertz, Nachbarn, Gäste und Freunde aufgerufen, Putzeimer zur Verfügung zu stellen. "Solche Unglücke waren vor nicht einmal 100 Jahren nur durch den vollen Einsatz von Ehrenamtlichen und anpackenden Nachbarn gemeinsam zu meistern.

Dieser Gemeinsinn kann aber nur vorherrschen, wenn man seine Nachbarn und seine Ehrenamtlichen kennt. Dazu will das Sommerfest ein Stück beitragen", beschrieb der Hauseigentümer den Sinn des Ganzen.

Tatkräftige Unterstützung erhielten die Feuerwehrleute von anno dazumal auch durch Mitglieder der Jugendfeuerwehr. Eine "schweißtreibende Arbeit", wie Leon Schiffbauer (14), Gruppensprecher des Nachwuchses und letztes Glied in der Kette, mit hochrotem Kopf gestand. Er leerte die Eimer in die Pumpe.

Geschöpft wurde das Wasser aus einem 3000 Liter fassenden Bassin, das an der Ernststraße aufgestellt worden war. Angetrieben von Völker gaben alle Beteiligten ihr Bestes. "Nit esu möd, loss jonn", erteilte der in breitem Kölsch Anweisungen zum Vergnügen der Beobachter, die nicht mit anpackten. Als das Wasser dann durch die Spritze schoss, die Hauptbrandmeister Michael Meyer auf den mit einer Nebelmaschine simulierten Brandherd richtete, war ein langgezogenes "Ahhh" von allen Umstehenden und Beteiligten zu hören.

Denn das Löschwasser fiel wie kühler Regen bei der Hitze auf die Zuschauer und Aktiven herunter. "Für die acht Männer, die die Pumpe bedienen, ist das Knochenarbeit. Nach zehn Minuten ist man platt", erzählte Meyer, der darauf hinwies, dass Pumpenwagen noch bis zum Zweiten Weltkrieg einziges Löschfahrzeug der Feuerwehren gewesen seien. Bei Jazzmusik wurde im Anschluss noch weiter gelöscht. Allerdings nur noch der Durst.

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