Konrad Beikirchner: "Bin völlig meiner Meinung" Liebenswürdiger Spott und Ironie

SIEGBURG · Kaum einer seziert den Rheinländer, seine Macken und seinen Humor mit einer solchen Treffsicherheit wie der gebürtige Südtiroler Kabarettist Konrad Beikircher, der seit 1965 im Rheinland lebt.

 Zu Gast in der Rhein-Sieg-Halle: Kabarettist Konrad Beikircher mit Ingrid Schürheck (vorne rechts) und Mitgliedern des Vereins "Leben mit Krebs".

Zu Gast in der Rhein-Sieg-Halle: Kabarettist Konrad Beikircher mit Ingrid Schürheck (vorne rechts) und Mitgliedern des Vereins "Leben mit Krebs".

Foto: Paul Kieras

Liebenswürdiger Spott, eine gehörige Portion Selbstironie und umwerfender Witz sind auch die Zutaten für sein neues Programm "Bin völlig meiner Meinung!", mit dem er am Samstagabend zu Gast in der Rhein-Sieg-Halle war.

Seine Auftritte dort haben schon Tradition, denn es sind Benefizveranstaltungen zugunsten des Vereins "Leben mit Krebs". Die Vorsitzende, Ingrid Schürheck, hatte vor Jahren die Idee dazu und sprach den Wahl-Rheinländer an, der sich spontan zum Mitmachen bereit erklärte. Und auch dieses Mal spendete Beikircher den Erlös des Auftritts an den Verein. In der Pause präsentierte er außerdem mit Frauen des Vereins den neuen immerwährenden Wandkalender "Bilder als Brücke zur Sprache", den die Damen mit eigenen Texten und Bildern gestaltet haben.

"Du gehst durchs Leben, und fragst du etwas, dann ist es immer dasselbe: Die einen sagen so, die anderen sagen so", erklärte Beikircher seinem Publikum. "Damit ist jetzt Schluss! Ich nehme keine Rücksicht mehr - ich bin völlig meiner Meinung!" Und die teilte er den Zuhörern im Saal mit, "ejal, worum et jeht": Musik, Kirche, Heilige, Sprache, Alltag, Rheinland oder ganz Deutschland.

Gleich zu Beginn gab es bei einem imaginären Telefongespräch ein "Wiederhören" zwischen der legendären Bäckersgattin Frau Roleber und Frau Walterscheid, mit denen Beikircher von 1984 bis 1991 im Rundfunk wahre Kultfiguren erschaffen hat. Die Bäckerei gebe es nicht mehr, so Frau Roleber, da sei jetzt ein Postshop drin, aber immer noch besser als "so ein modernes Beerdigungsgeschäft mit Urne im Schaufenster, Online-Beerdigung, Sarg-Flatrate und Abnippel-App."

Die fiktiven Gestalten gerieten auch bei den Themen Pflegedienste oder Facebook in Rage. Beikircher kokettierte mit dem Alter, das mit ergrauten Schläfen beginne: "Da werden die Blicke der Frauen verlangend und respektvoll", so seine Beobachtung. Die Jugend sähe das wohl anders, denn auf einer After-Work-Party bemerkte ein junges Paar zu seinem Erscheinen: "Jetzt lassen die auch noch Zombies rein."

Brüllend komisch seine Einlage, in der er den Tanzrhythmus der heutigen Generation vorführte, der einem epileptischen Anfall gleiche. "Warum isset im Rheinland schöner als wies woanders", stellte er die Frage und vermutete, vielleicht liege es ja am Humor. So würden bei uns banale Selbstverständlichkeiten besungen, etwa im Lied "Mer losse d'r Dom en Kölle" von den Bläck Fööss. Kein Mensch käme auf die Idee, "Wir lassen die Dolomiten in Südtirol" zu singen, rief er aus.

Ebenso "genial" sei der Text des Schlagers "Em Winter, dann schneit et, em Winter eß et kalt" von Jupp Schmitz. Selbstverständlich konnte Beikircher die ganze Halle zum Mitsingen animieren. So sind sie, die Rheinländer. Und der "Imi" aus Südtirol ist längst einer von ihnen.

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