Erhöhtes Verkehrsaufkommen Laufhaus: Anwohner uneins über Poller

SIEGBURG · Das Laufhaus im Siegburger Stadtteil Zange wird in der kommenden Woche nochmals Thema in zwei städtischen Ausschüssen sein. Speziell geht es im Beschwerdeausschuss am Montag, 2. März, sowie im Planungsausschuss am Mittwoch, 4. März, um den Autoverkehr auf dem Siegdamm und im benachbarten Wohngebiet.

 Das Bordell auf der Zange, das vor rund einem Jahr um ein Laufhaus erweitert wurde.

Das Bordell auf der Zange, das vor rund einem Jahr um ein Laufhaus erweitert wurde.

Foto: Holger Arndt

Die Anwohner des Mischgebiets hatten im vergangenen Jahr erwirkt, dass der Siegdamm - zunächst probeweise - durch Poller für den Durchgangsverkehr gesperrt wird. Das stört nun die Anwohner der Hohenzollern- und der Königsberger Straße, die sich über deutlich mehr Autos beschweren.

Fünf Anwohner der Hohenzollernstraße haben sich mit einem Brief an die Stadt gewandt und schildern, dass die Sperrung des Siegdamms zu Lasten ihres Wohngebiets erfolgt sei, in dem "der Verkehr mindestens 20 Prozent zugenommen" habe. Sie fühlen sich gegenüber den Bewohnern des Siegdamms benachteiligt.

Mehrfach betonen die Beschwerdeführer, dass es am Siegdamm in erster Linie um die Bewohner von fünf Häusern gehe, deren Gärten an der Straße lägen "und die dort ihre Ruhe haben möchten, was nachvollziehbar ist". Jedoch müsse, wer in einem Mischgebiet mit benachbartem Industriegebiet baue, "doch wohl mit Immissionen rechnen, die von in jenem Gebiet zulässigen Betrieben ausgehen. Man kann sich doch wohl nicht ... zum Nachteil der Anwohner des Wohngebiets die Rosinen rauspicken", heißt es in dem Schreiben weiter. Weiter stellen die Anwohner der Hohenzollernstraße infrage, dass konkrete Belästigungen vom Laufhaus auf der Zange und dessen Kunden ausgegangen seien. Es sei von den Anwohnern des Siegdamms bei einer Sitzung des eigens einberufenen runden Tisches Ende Januar lediglich mitgeteilt worden, dass "nach dem Weg zum Laufhaus gefragt" worden sei und dass Taxis zu schnell gefahren seien.

Anwohner des Siegdamms hatten sich im März vergangenen Jahres gegen die Erweiterung des dortigen Bordells zu einem Laufhaus gewehrt. Die Genehmigung zur Erweiterung erteilte die Stadt zwar trotzdem unter Verweis auf baurechtliche Zwänge, brachte jedoch im Herbst einen Bebauungsplan auf den Weg, der die Ansiedlung weiterer Bordelle auf der Zange verhindern soll. Anfang Oktober wurden zudem die Poller aufgestellt, die Autofahrer daran hindern sollten, über den bewohnten Teil des Siegdamms Richtung Laufhaus zu gelangen.

Offenbar erfolgreich, wie Luc Laeremans, einer der Anwohner, dem GA bestätigte: "Die Lage hat sich aus unserer Sicht deutlich verbessert, allein schon weil keine Taxen mehr hier durchrasen können", sagte er. Vorrangig sei es den Anwohnern jedoch nicht um den Autoverkehr, sondern um die Sicherheit gegangen. "Meine Tochter ist von Kunden des Bordells angesprochen worden, das muss nicht sein", so Laeremans. Den Ärger einiger im Wohngebiet könne er zum Teil nachvollziehen: "In der Anfangsphase der Sperrung war es tatsächlich so, dass viele, die die Situation nicht kannten, an den Pollern gedreht haben und durchs Wohngebiet gefahren sind." Das habe jedoch nur höchstens einen Monat angehalten und sich seitdem beruhigt.

Das bestätigt auch die Verwaltungsvorlage für den Beschwerdeausschuss. Das Verkehrsaufkommen in der Hohenzollern- und der Königsberger Straße könne "für ein Wohngebiet nicht als 'erhöht' bezeichnet werden...", da in 24 Stunden weit unter 2000 Fahrzeuge diese Straßen befahren, was als verträglich angesehen wird". Unbestritten sei, dass durch die Sperrung der "geringe Verkehr der Wohnstraßen ... etwas mehr" geworden sei, jedoch "durchaus noch für ein Wohngebiet angemessen".

Laeremans und seine Nachbarn empfinden die jetzige Situation als "guten Kompromiss für alle" und hoffen deshalb, dass die Sperrung weiterhin aufrecht erhalten bleibt. "Das Schlimmste, was für uns nun passieren könnte, wäre, dass die Poller wieder verschwinden."

Offener Brief

Mit einem offenen Brief haben die Anwohner des Siegburger Siegdamms an die Stadtverwaltung appelliert, die "Abpollerung" dort nicht rückgängig zu machen. Christian Bruns, Luc Laeremans, Julia Muth, Dirk Overhoff und Roland Steinbach machen deutlich, dass die Poller "ihr Ziel, die Auswirkungen des Rotlichtmilieus auf die Anwohner des Stadtteils Zange zu beschränken", erreicht hätten.

Sie gehen auf den Antrag der Beschwerdeführer aus dem Wohngebiet, die sich über die Zunahme des Autoverkehrs beschweren, ein: "Unserer Einschätzung nach handelt es sich hier um eine Wahrnehmung einzelner Personen." Es habe am 7. Februar einen Ortstermin mit der FDP-Fraktion gegeben, bei dem "kein störendes Verkehrsaufkommen wahrgenommen" werden konnte, "sondern lediglich geringer Anwohnerverkehr".

Die Siegdamm-Anwohner erinnern in diesem Zusammenhang daran, dass ihre Beschwerde gegen die Erweiterung des Bordells in ein Laufhaus im Herbst 2014 von mehr als 500 Anwohnern unterstützt worden sei. Ihnen gehe es "nicht um ein paar Autos mehr oder weniger", sondern um die Sicherheit. Auch Stadt und Politik hätten sich damals dafür engagiert. Würden die Poller in Zukunft wieder abgebaut, würde der "soziale Friede in unserem Stadtviertel ... stark gefährdet."

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