Asylbewerber im Rhein-Sieg-Kreis "Landeszuschuss reicht nicht"

RHEIN-SIEG-KREIS · Kriege, Armut oder Krankheiten machen ihnen das Leben in ihrer Heimat schier unmöglich. Vornehmlich die Krisen in Nahost und Afrika treiben die Menschen in die Flucht. In der Hoffnung auf einen sicheren Ort für ihre Familien bitten sie weltweit um Asyl. Auch in den Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises ist der Flüchtlingsstrom stark angewachsen.

Das bedeutet für die Städte und Gemeinden aber auch einen erheblichen Kostenaufwand. Dem ist das Land NRW nun begegnet, in dem es seine Hilfen für die Flüchtlingsarbeit im Kreis um rund 1,35 Millionen Euro aufstockt.

Für die Stadt Siegburg bedeutet das ein Mehr von 83.700 Euro an Landesmitteln. Gemessen an den Ausgaben, die die Stadt hat, ist das indes nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. "Wir haben derzeit 190 Flüchtlinge aus den unterschiedlichsten Ländern untergebracht", sagt Wolfgang Hohn, Sprecher der Stadt. Ende des vergangenen Jahres waren es lediglich 90 Asylbewerber. Die acht Unterkünfte der Stadt seien nahezu ausgelastet. Daher hatte die Kreisstadt im September gar einen Aufruf unter den Bürgern gestartet.

Mit Stand 31. Oktober hat die Stadt Siegburg in diesem Jahr bislang 810.000 Euro für die Unterbringung von Asylbewerbern, deren medizinische Betreuung und Ähnliches ausgegeben. "Die Personalkosten sind da noch nicht einberechnet", erklärt Wolfgang Hohn. Dem stünden bislang 230.000 Euro an Landeszuschüssen gegenüber. "Fakt ist, die Kommunen bleiben auf den Kosten sitzen", resümiert Hohn.

Die Stadt Sankt Augustin bekommt 117.500 Euro mehr vom Land. Auch für Sozialdezernent Marcus Lübken ist das zu wenig. Er fühlt sich vom Land in der Finanzierung und Unterbringung der Flüchtlinge allein gelassen. "Wir hätten schon gerne eine auskömmliche Kostenerstattung. So, wie es sich jetzt darstellt, ist es schon unverantwortlich", so Lübken. 634.000 Euro musste die Stadt im Jahr 2013 aufbringen. "In diesem Jahr sind es eine Million Euro", sagt Stadtsprecherin Eva Stocksiefen. Derzeit sind 157 Flüchtlinge in Sankt Augustin untergebracht. "Für das kommenden Jahr rechnen wir auch mit rund einer Million Euro", sagt Stocksiefen. Das Fax für eine neue Zuweisung kommt meistens am Dienstag, bereits am Donnerstag sind die Menschen dann schon da, berichtet die Augustiner Stadtsprecherin.

Um den Anstieg bewältigen zu können, hat die Stadt in Hangelar in einem ersten Bauabschnitt Container eingerichtet und damit Platz für 27 Personen geschaffen. "Das werden wir noch ausbauen. Im kommenden Jahr kommen noch einmal 54 Plätze dazu", sagt Stocksiefen. Die Stadt sei darum bemüht, die Flüchtlinge dezentral unterzubringen. "Und Familien bleiben natürlich zusammen."

Während Niederkassel rund 81.000 Euro zusätzlich bekommt, erhält die Stadt Hennef 106.800 Euro mehr. Ausgegeben werden muss indes auch dort deutlich mehr. "2013 waren das 630.000 Euro. In diesem Jahr sind das 690.000 Euro, Tendenz steigend", sagt Stadtsprecher Dominique Müller-Groote. Auch in Hennef werden die Flüchtlinge - derzeit 165 Personen - dezentral untergebracht. "Wir haben dazu Wohnungen und Häuser angemietet", so Müller-Groote.

Mit der Unterbringung alleine ist es nicht getan, finden die Siegburger. Die Asylbewerber sollen in der Stadt integriert werden. "Vor allem traumatisierte Personen werden speziell betreut. Und wir bemühen uns, diese Unterstützung gemeinsam mit sozialen Einrichtungen und Kirchen weiter zu stärken", sagt Stadtsprecher Wolfgang Hohn. Um die Hilfen besser koordinieren zu können, hat Bürgermeister Franz Huhn die Verantwortlichen der sozialen Einrichtungen und Kirchen für Mittwoch, 12. November, zu sich ins Rathaus geladen. Schon jetzt hält Wolfgang Hohn fest: "Die Welle der Hilfsbereitschaft ist groß."

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