Diskussionen in Siegburg über Jagdnovellierung Kreis-FDP empört über neues Jagdgesetz

RHEIN-SIEG-KREIS · Über das von den Grünen im Düsseldorfer Landtag geplante neue Landesjagdgesetz (LJG) diskutierten der FDP-Kreisvorsitzende Jürgen Peters, der FDP-Landtagsabgeordnete Ulrich Alda sowie Fachleute aus Jagd, Forst und Naturschutz im Siegburger Stadtmuseum.

Das Motto lautete: "Neues Jagdrecht? Falsche Fährte!" Mittels des LJG will der grüne NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel mit einer Vielzahl von Verboten und Regulierungen die Jagd in ihrer bisherigen Form unattraktiver machen. Alda, selbst Jäger, formulierte es so: "Unsere Tradition passt nicht ins grüne Weltbild."

So soll es etwa ein generelles Fütterungsverbot für Wildtiere geben, mit Ausnahme von Notzeiten - allerdings soll das nicht für Wildschweine gelten. Alda: "Wir Jäger lassen kein Wild verhungern."

Auch andere geplante Verbote lassen die Jäger kopfstehen: Beispielsweise das Verbot, Jagdhunde an zeitweilig flugunfähigen Enten auszubilden. Dabei wird einer Ente eine Papiermanschette über einige Schwungfedern gestülpt, bis sich das Papier aufgelöst hat, kann die Ente nur flattern und schwimmen.

Der zu prüfende Jagdhund muss auf der Duftspur der Ente das Tier suchen. Mit dieser Ausbildung wird erreicht, dass im Jagdbetrieb eine eventuell krankgeschossene Ente schnell gefunden, gebracht und von Leiden erlöst werden kann.

Die Methode ist seit Jahrzehnten bewährt und wissenschaftlich abgesichert, erklärte Alda. Und Norbert Moehlenbruch, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Rhein-Sieg, erklärte, die Wasserarbeit werde völlig verwässert, dabei sei sie sachlich komplett in Ordnung.

Pape: "Bewusste Irreführung"

Die Verlierer der Jagdrechtsnovelle seien indes nicht nur die Jäger, so Moehlenbruch weiter. "Das Niederwild wird die ganze Last des neuen Gesetzes tragen", erläuterte der promovierte Forstmann. Denn bei dem ebenfalls geplanten Verbot der Baujagd auf Füchse würden die sich stark vermehren, Hasen, Fasanen, Rebhühner und andere Bodenbrüter im Feld hätten dann kaum noch eine Überlebenschance.

Ein Verbot der Lockjagd auf Krähen und Elstern ließe diese Spezies ebenfalls anwachsen und allem den Garaus machen, was die Füchse übrig ließen, so Moehlenbruch. Dass Krähen immense Schäden in der Landwirtschaft anrichten können, bleibe ebenfalls außen vor. Kuriosität am Rande: Wie Moehlenbruch beschrieb, habe Remmel am Niederrhein Kibitznester per Zaun schützen lassen, um sie vor dem Zugriff der Füchse zu schützen.

Jörg Pape, ehemaliger Leiter des Bundesforstamtes Wahner Heide und bis vor drei Wochen Vorsitzender des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) in Köln, sprach gar von "bewusster Irreführung" in dem Konflikt zwischen Naturschutzorganisationen und Jägerschaft. Das habe letztlich zu seinem Rücktritt im Nabu geführt. Die Forderungen der Jagdgegner seien "unseriös und fachlich nicht sauber hergeleitet". Moehlenbruch mutmaßte sogar, dass die Grünen das Gesetz durchpauken wollen, "damit Remmel sein Gesicht nicht verliert".

Dabei "fühlen sich Jäger verantwortlich für ihre Regionen. Sie beseitigen Fallwild, bekämpfen Wildseuchen - wer hat denn die Impfköder gegen Schweinepest ausgebracht, sich einen kalten Hintern geholt, um beim Ansitz die Schwarzwildbestände zu reduzieren, um die Seuche einzudämmen", empörte sich Moehlenbruch. "Was hier passiert, grenzt schon an Unverschämtheit. Die Politik muss endlich mal aufwachen." Dazu müssten alle Betroffenen, nämlich Jäger, Bauern und Waldbesitzer jetzt klare Kante zeigen, so Alda.

Was die meisten Bürger nicht wüssten, ergänzte der Eitorfer FDP-Mann Ralph Lorenz, sei die Bindung des Jagdrechtes an das Eigentum bejagbarer Flächen. Das hätten sich die Menschen in der 1848er Revolution erkämpft. Was die Jäger pachten, sei nur das Jagdausübungsrecht. "Somit werden durch ein neues LJG einige Millionen Menschen im ländlichen Raum getroffen. Die FDP-Fraktion wird die Bevormundung und Gängelung der Jäger, Landwirte, Waldbauern und anderer Grundbesitzer nicht akzeptieren."

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