Kommentar Kreativität gefragt

Einige Kommunen im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis bestatten ihre Unbedachten, also anonym Verstorbenen, weit weg von ihrem zu Hause - so günstig wie möglich. So lautet die Vorgabe an die jeweiligen Ordnungsämter. Das missfällt den Kirchen. Der Eindruck entsteht: Ein anonymer Toter ist weniger wert als andere. Diesem Eindruck sollten die Kommunen vorbeugen.

Es gibt sicherlich Themen, die charmanter sind als der Tod. Dennoch ist es ein wichtiges: Denn der Wert einer Gesellschaft misst sich auch daran, wie sie mit ihren Verstorbenen umgeht. Ganz egal, ob etwa der langjährige Vorsitzende des Schützensvereins ist, zu dessen Beisetzung Hunderte Trauernde kommen, oder ob ein Alleinstehender stirbt. Es sollte da keinen Unterschied geben. Doch die Kommunen befinden sich in der Zwickmühle: Das Geld ist knapp. Deshalb muss gespart werden. Am einfachsten ist das bei den Toten, zumal sie keine Angehörigen haben. Und damit auch keine Fürsprecher.

Trotzdem: Die Kommunen sollten zumindest versuchen, eine andere Lösung zu finden, als diese Menschen in der Anonymität zu bestatten. Dabei sollten sie nicht den Fehler machen und etwa Kindergartengebühren und Bestattungskosten bei der Kostenbetrachtung gegeneinander ausspielen. Das wäre zwar einfach, aber unkreativ. Vielleicht gibt es am Ende tatsächlich keine bessere Lösung als die aktuelle. Aber einen Versuch ist es wert: Das zeigt das Beispiel Siegburg. Die Stadt bestattet ihre Unbedachten auf dem Nordfriedhof. Weil es ihr wichtig ist. Das kann anderen Kommunen als Vorbild dienen.

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