Siegburger Bahnhof Kofferdiebe stehlen Knochenmarksspende

Siegburg · Unbekannte haben am Dienstagnachmittag aus einem Zug am Siegburger Bahnhof einen Transportkoffer mit einer Knochenmarksspende geklaut. Die Polizei hofft auf Hinweise von Zeugen.

Während eines ICE-Halts in Siegburg ist am Dienstag ein Koffer mit einer Knochenmarkspende gestohlen worden. Wie die Bundespolizei mitteilte, haben zwei unbekannte Männer gegen 15.11 Uhr zwei Mitarbeiter einer französischen Gesundheitsbehörde im Zug durch einen Trick überrumpelt. So gelangte die Knochenmarkspende, die für einen Patienten in Straßburg bestimmt war, in die Hände von Dieben. Die Bundespolizei sucht nach dem Spezialkoffer, der die Aufschrift "Do not X-ray this bag" trägt. Trotz direkt eingeleiteter Fahndung hatte sie bis Redaktionsschluss weder die Box noch die Täter gefunden.

Die Kuriere waren in Fahrtrichtung Frankfurt unterwegs und befanden sich auf der Durchreise. Beim Halt des ICE 109 in Siegburg/Bonn, Gleis 6, stiegen dann die Trickdiebe zu. "Sie lenkten die beiden Mitarbeiter ab, indem einer Süßigkeiten auf den Boden warf", erklärte Bundespolizeisprecher Jens Flören. In dem Gewimmel hätten sie den Koffer an sich genommen und seien schnell wieder ausgestiegen. Die Bestohlenen konnten laut Flören hinterher nur angeben, dass es sich um zwei Männer handelte. "Diese Art von Diebstählen passiert leider täglich. Auch in Bonn und Köln gibt es viele solcher Fälle", so der Sprecher. Der Trick mit den Süßigkeiten sei neu. Ansonsten würden Fahrgäste oft durch Klopfen an der Scheibe oder Anrempeln abgelenkt.

"Wir gehen davon aus, dass der Koffer nicht gezielt gestohlen wurde", sagte Flören gestern Abend. Er vermutete, dass die Täter von dem Inhalt überrascht sind und den Koffer einfach entsorgen.

Am frühen Abend hatte die Bundespolizei zunächst mitgeteilt, dass es sich bei dem gestohlenen Koffer um eine Nierenspende gehandelt habe. Die in Frankfurt Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) reagierte auf Anfrage des General-Anzeigers irritiert auf die Mitteilung: Ihr war vor dem Diebstahl nichts bekannt. Auch kommt es nach Angaben der DSO eher selten vor, dass eine Spenderniere auf dem Weg zur Transplantation mit dem Zug transportiert wird. Meist wird das Auto oder der Luftweg vorgezogen. Die Stiftung hakte bei der Polizei nach, und gegen 22 Uhr klärte sich die Angelegenheit auf: Es war keine Niere im Koffer, sondern Knochenmark, wie die Bundespolizei schließlich erklärte.

Eine Knochenmarkspende ist eine Methode zur Gewinnung von Blutstammzellen. Diese werden benötigt, wenn ein Mensch an Leukämie erkrankt ist oder an anderen bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems leidet. Eine Transplantation der Blutstammzellen bietet dann eine Heilungschance. Der Transport muss schnell und sicher über die Bühne gehen. Grund ist die geringe Haltbarkeitsdauer der Blutstammzellen, die bei maximal 72 Stunden liegt.

Hinweise auf den Koffer und auf die Täter an die Bundespolizei unter Tel. 08 00 68 88 000.

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